Zurück in deine Arme
kam per Kurier zu ihrem Foto-Set nach Italien. So schockiert sie über seine Extravaganz gewesen war, so sehr hatten sie das wundervolle Design und das beigelegte Kärtchen berührt. Sie rief sofort Rafael an, um sich zu bedanken und zu hören, wie ihm die Uhr gefiel, die sie als Weihnachtspräsent ausgewählt hatte. Doch nach dem Gespräch fühlte sie sich schrecklich allein und traurig.
Was nützte ihr das atemberaubendste Schmuckstück, wenn sie Weihnachten von dem Mann getrennt war, den sie liebte und nach dem sie sich verzweifelt sehnte?
Energisch schob Leila die bedrückende Erinnerung beiseite und konzentrierte sich darauf, den Verschluss in ihrem Nacken zu sichern. Es war das erste Mal, dass sie dieses Collier trug. Das Gefühl von Platin und Diamanten auf ihrer nackten Haut war wie eine Liebkosung. Als sich das Licht im Schliff der Edelsteine brach, fühlte sich Leila regelrecht geblendet. Nachdem sie noch die passenden Diamant-Clips an den Ohren befestigt hatte, drehte sie sich um und hielt automatisch den Atem an.
Es war beileibe nicht das erste Mal, dass sie ihren Gatten im Smoking sah, doch heute erschien er ihr noch eindrucksvoller und aufregender als je zuvor. Heute Abend umgab ihn eine Aura, die sie nur als lebensgefährlich bezeichnen konnte. Das dicke Haar hatte er streng aus dem Gesicht gekämmt, sodass sein klassisches Profil perfekt zur Geltung kam. Das feste Kinn energisch vorgereckt, bemühte er sich offenbar verzweifelt, die schwarze Fliege zu binden. Allerdings mit wenig sichtbarem Erfolg.
„Soll ich das nicht lieber übernehmen, ehe du dich noch strangulierst?“
Rafael ließ die Arme zur Seite fallen und schnitt eine Grimasse. „Wer immer dieses Ding erfunden hat, sollte tatsächlich gehängt werden“, knurrte er.
Wider Willen fühlte Leila sich von der ungewohnten Hilflosigkeit ihres Gatten angerührt. Mit einem weichen Lächeln band sie das schwarze Band geschickt zur Smokingfliege. „So, das war’s schon“, verkündete sie und trat einen Schritt zurück, um ihr Werk zu begutachten.
Er wandte sich zum Spiegel um und lachte kurz auf. „Komisch, bei dir wirkt das immer unglaublich einfach.“
„Es ist ja auch nicht kompliziert.“ Plötzlich hatte sie das Gefühl, als ginge es hier um etwas ganz anderes als eine alberne Smokingfliege. Rasch versuchte sie, diesen Eindruck abzuschütteln. „Es ist noch gar nicht lange her, da musste ich meinem Partner in einem Foto-Shooting die Fliege abnehmen und mir selbst umbinden“, plauderte sie drauflos. „Wir haben die Einstellung so oft wiederholen müssen, dass die Lektion wahrscheinlich für immer sitzt.“
„Du hast einen Mann ausgezogen?“
„Ich habe ihn lediglich von seiner Smokingfliege befreit“, korrigierte Leila ihren Mann und wärmte sich an der Erkenntnis, dass er auch nach fünf Jahren Ehe noch eifersüchtig reagierte.
„Warum weiß ich nichts davon? Wann ist der Spot ausgestrahlt worden? Oder war es eine Zeitschriftenkampagne?“
Es dauerte einen Moment, bis Leila begriff, dass Rafael nicht scherzte. Und auf einmal war alles vergessen, was sie bis eben noch bedrückt hatte. Die Erkenntnis, dass ihr Mann sich, egal wo er in der Welt unterwegs war, die Zeit nahm, sich Werbung anzusehen, in der sie irgendein Produkt promotete, zeigte ihr, dass er an sie dachte, auch wenn sie nicht bei ihm war. Und dass er sich für ihre Arbeit und Karriere interessierte, die ihr so viel bedeutete.
„Lass uns aufbrechen“, schlug sie lächelnd vor. „Sonst kommen wir noch zu spät.“
Die nächsten fünf Tage verflogen in einer erschöpfenden Aneinanderreihung von eleganten Premieren, aufreibenden Partys und persönlichen Interviews für ihn sowie faszinierende Foto-Shootings für sie .
Rafael hatte sich bisher nie davor gedrückt, ins Rampenlicht zu treten und über seine neuesten Erfindungen zu reden, doch die ständigen Wiederholungen nervten und ermüdeten ihn. Die Tage waren unglaublich hektisch und lang, die Nächte unruhig und viel zu kurz. Ihr Bett in der Suite war riesig, doch jedes Mal, wenn Leila sich rührte, wurde er wach, lauschte angespannt auf ihren Atem und hielt ihn selbst an, wenn sie sich im Schlaf unbewusst an ihn schmiegte.
In jeder dieser Nächte wäre es ihm ein Leichtes gewesen, seine Frau zu verführen. Sie mit heißen Küssen und bedachten Liebkosungen zu erregen, bis sie ihn anflehte, ihr die ersehnte Erfüllung zu schenken. Doch er wollte sie nicht überrumpeln. Er wollte sie wach und willig. Sie
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