Zurück in deine Arme
lautstarke Applaus des Publikums. Doch Rafael war viel zu sehr auf die Frau an seiner Seite konzentriert, um das beurteilen zu können.
Als er im März nach Aruba geflogen war, hatte er gehofft, auf der zauberhaften Antilleninsel endlich ihre Familienplanung in Angriff nehmen oder wenigstens darüber sprechen zu können. Woher sollte er auch von der traumatischen Fehlgeburt wissen, die Leila ein halbes Jahr zuvor erlitten hatte? Und dass sie deshalb seinem Plan gegenüber natürlich weder psychisch noch physisch aufgeschlossen sein würde.
„Ist das eigentlich alles, woran du denken kannst, wenn wir nach so langer Zeit endlich wieder zusammen sind?“, hatte sie ihn nach einem heißen Liebesakt gefragt.
Ehrlicherweise musste Rafael zugeben, dass seine Gedanken besonders in den letzten Monaten zunehmend um das Dauerthema ‚eigene Familie‘ kreisten. „Ich habe es langsam satt, so zu leben, wie wir es momentan tun, Querida . In diesem Jahr haben wir uns sogar Weihnachten nicht gesehen.“
„Ich war wegen eines Foto-Shootings eingebunden“, hatte sie ihn erinnert. „Du hättest mir dabei ja Gesellschaft leisten können.“
Das hätte er vielleicht sogar getan, wenn er nicht erst in letzter Minute davon erfahren hätte. Doch zu dem Zeitpunkt hatte er seiner Mutter bereits das Versprechen gegeben, ihr dabei zu helfen, dringend benötigte Hilfsgüter an Bedürftige in den Bergdörfern um São Paulo zu verteilen. Sie und die erwartungsvollen Kinder zu enttäuschen, hätte er nie übers Herz gebracht. Dafür waren ihm die Erinnerungen an seine eigene Bedürftigkeit als Kind viel zu präsent.
„Unser übervoller Terminkalender sorgt einfach dafür, dass keine Zeit für uns beide bleibt“, hatte damals seine resignierte Antwort gelautet, die Leila so nicht akzeptieren wollte.
„Wir verbringen doch bald eine ganze Woche zusammen in Frankreich. Die Tage werden sicher hektisch verlaufen, aber die Nächte gehören uns allein.“
„Ja, dann werden wir dieses Thema weiter erörtern …“
Nach acht langen Monaten der Einsamkeit hatte er damals nicht länger sinnlos diskutieren wollen. Ihm lag mehr daran, seine Frau zu küssen und zu lieben, bis sie beide in einen wohligen Schlaf der Erschöpfung fielen. Doch das berauschende Gefühl der fantastischen Liebesnacht zerplatzte im fahlen Morgenlicht wie eine Seifenblase, als Leila ihm eröffnete, dass sie ihn nicht wie geplant zu Nathaniels Hochzeit nach London begleiten könne, da sie ein weiteres, unvorhergesehenes Foto-Shooting angenommen habe.
Wieder einmal hatte sie ihre Karriere ihm und seiner Familie vorgezogen.
Rafael blinzelte, als das Licht im Kino anging und der Applaus um ihn herum langsam verebbte. Er konnte es kaum fassen, dass der Film, von dem er nichts mitbekommen hatte, schon vorüber war. Ebenso wenig, wie er fassen konnte, dass seine Woche mit Leila dem Ende zuging.
„Welche Party möchtest du als Erstes mit deiner Anwesenheit beehren?“, fragte er sie beim Verlassen des Kinos.
Irritiert von seinem unterkühlten Ton warf Leila ihrem Mann einen schnellen Seitenblick zu. „Ehrlich gesagt würde ich mich am liebsten direkt in unsere Suite flüchten. Es war ein langer, anstrengender Tag.“
„Dann werden wir genau das tun“, entschied Rafael spontan.
„Aber du musst nicht auf die Partys verzichten, nur weil ich …“
Ungestüm fasste er nach ihrer Hand und zog sie an seine Lippen. „Ehrlich gesagt stehen mir die verdammten Partys bis hierher“, behauptete er mit einer bezeichnenden Geste. „Viel lieber will ich den Rest der Nacht mit dir verbringen.“
Leila schauderte wohlig. Als sich ihre Blicke trafen, standen in ihren haselnussbraunen Augen Unsicherheit, Erschöpfung und etwas, für das er keinen Ausdruck fand.
„Und du bist ganz sicher, dass du den Trubel nicht vermissen wirst?“
„Absolut, Querida . Das Einzige, wonach ich mich verzehre, bist du.“
„Dann lass uns von hier verschwinden.“
6. KAPITEL
Rafaels Blut rauschte wie glühende Lava in den Adern, während er sich einen Weg durch die Menschenmassen bahnte. Immer noch hielt er Leilas Hand fest in seiner, und keine zehn Minuten später erreichten sie bereits ihr Hotel.
Als er kurz darauf die Tür ihrer Suite hinter sich zuwarf, schlug sein Herz hart gegen den Brustkorb. Leilas verführerisches Parfum, vermischt mit ihrem warmen, körpereigenen Duft, hüllte ihn ein und trieb ihn fast in den Wahnsinn vor Begehren.
Sein Kuss traf Leila bis ins Innerste. Das war
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