Zurueck in die Nacht
„Was sollen wir tun?“
Mir schießen
unzusammenhängende Gedanken durch den Kopf. Die Tür? Von einer Flammenwand
versperrt. Das Fenster? Wahrscheinlich könnten wir durchspringen, aber wir sind
im zweiten Stock. Die Flammen ausschlagen? Alles, was man dafür brauchen
könnte, brennt ebenfalls. Clarissa ist drauf und dran, direkt in die Flammen in
Richtung Tür zu rennen. Ich erwische sie gerade noch am Arm.
„Das schaffst du
nicht! Das Feuer ist zu stark!“, schreie ich sie an.
Sie versucht,
sich loszureißen. „Aber was können wir denn tun?“, kreischt sie. „Wir müssen
doch was tun!“
Und endlich
setzt mein Verstand wieder ein. Natürlich gibt es noch einen Ausweg. „Halt dich
an mir fest und folge mir!“, schreie ich Clarissa an. Ich warte nicht auf ihre
Antwort, sondern renne los und zerre sie einfach mit. Sie stolpert und schlägt
um sich und schreit, aber ich lasse sie nicht los. Das Problem ist nur, dass
wir kaum noch Platz haben, denn die Flammen sind überall. Immer wieder nähern
wir uns ihnen so, dass ich spüre, wie die Härchen auf meinen Armen Feuer
fangen. Aber ich renne weiter. Und endlich, nach einer halben Ewigkeit, merke
ich, wie die Hitze langsam nachlässt, erträglich wird und schließlich ganz
aufhört. Schwer atmend bleibe ich stehen, und Clarissa stolpert blind in mich
hinein.
„Oh Gott, oh
Gott! Nein! Nein! Nein!“ Sie schreit immer noch.
Ich greife sie
unsanft an den Armen und schüttle sie. „Clarissa! Beruhige dich! Wir sind in
Sicherheit!“ Dann umarme ich sie so fest, dass sie sich nicht mehr bewegen
kann. Endlich scheint sie zu hören, was ich sage. Sie beginnt, ihre Umgebung
wieder wahrzunehmen. Ich merke, wie ihre Panik langsam abflaut. Auch ich sehe
mich um. Alles ist ruhig. Nirgendwo die Spur eines Feuers. Aber ich weiß, dass das
nicht lange so bleiben wird, wenn wir nichts unternehmen.
Sie zittert am
ganzen Körper. „Was… was war das? Wieso… wo… wo ist das Feuer? Ist es vorbei?“
Ich schüttele
den Kopf. „Nein. Es wird bald beginnen.“
Sie sieht mich
verständnislos an. „Beginnen? Wieso?“ Dann scheint ihr auf einmal selbst die
Antwort einzufallen. Ich sehe, wie sie zusammenzuckt. „Du meinst… wir sind in
der Vergangenheit?“
Ich nicke. „Ja.
Aber nicht weit. Und wenn wir nicht schnellstens herausfinden, warum es
gebrannt hat, wird es gleich wieder anfangen!“ Ich überlege kurz, dann fasse
ich einen Entschluss. Schnell ziehe ich mir mein T-Shirt über. „Du bleibst
hier, verstanden? Ich schau mich mal um.“
Sie zittert
wieder stärker und klammert sich an mich. „Geh nicht weg! Bitte! Kann ich nicht
mitkommen?“
„Nein!“ Meine
Stimme klingt schroff, aber ich kann es nicht ändern. „Auf keinen Fall!“ Und
dann schüttele ich ihre Hand ab und renne, so schnell ich kann, aus dem Zimmer.
Clarissa
Alles war so
schnell gegangen, dass ich immer noch nicht wusste, was überhaupt los war, als
er plötzlich verschwand. Ohne nachzudenken, stürmte ich aus dem Zimmer hinter
ihm her. „Arik! Warte! Lass mich nicht allein!“ Im Flur war nichts zu sehen,
also rannte ich weiter bis zur Wohnungstür und riss sie auf. „Arik!“ Doch auch
das Treppenhaus war leer. Ich bekam Panik. Ich stürmte die Treppe runter bis
vor die Haustür. Dann stoppte ich. Die Straße vor mir war leer und dunkel.
„Arik!“, schrie ich noch mal. Niemand antwortete. Er war weg.
Arik
Ich rase die
Treppe hinunter und vor die Tür. Erst als ich die kühle Nachtluft spüre, fange
ich wieder an, etwas klarer zu denken. Irgendwie muss ich herausfinden, was da
passiert ist. Beziehungsweise gleich passieren wird. Woher das Feuer kommt. Ein
normaler Brand kann es eigentlich nicht sein, dafür stand zu plötzlich alles in
Flammen. Etwas – Oder jemand? – muss es ganz schnell verursacht haben. Ich
schleiche mich vorsichtig um die Hausecke, bis ich Clarissas Fenster sehen
kann. Alles scheint ruhig zu sein. Ich schaue mich nach einem Versteck um, das
es mir ermöglicht, das Haus im Blick zu behalten, ohne selbst gesehen zu
werden, und finde es schließlich hinter einigen Mülltonnen, die an der Hausecke
stehen. Den Gestank, der von ihnen ausgeht, nach besten Kräften ignorierend,
quetsche ich mich zwischen die Tonnen und die Wand. Dann warte ich.
Die Zeit
verstreicht unendlich langsam, wie immer, wenn ich einfach ihren Lauf abwarten
muss, und meine Gedanken nutzen die Ruhe, um anzufangen, in meinem Kopf
herumzujagen. Was, wenn wir vorhin
Weitere Kostenlose Bücher