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Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Titel: Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Quadratmillimeters einnehmen. Vielleicht werden wir solche zu Tor finden.
    – Also, Kapitän Nemo, Sie befahren nicht zum ersten Mal an Bord des Nautilus das Rothe Meer?
    – Nein, mein Herr.
    – Dann möcht’ ich, da Sie vorhin vom Untergang der Aegypter im Rothen Meer sprachen, Sie fragen, ob Sie unter’m Wasser die Spuren dieses großen historischen Ereignisses gesehen haben?
    – Nein, Herr Professor, und zwar aus einem triftigen Grund.
    – Und der ist?
    – Weil gerade die Stelle, wo Moses mit seinem Volk hindurch gegangen, nun dergestalt versandet ist, daß die Kameele darin kaum ihre Beine benetzen. Natürlich hätte da mein Nautilus nicht Wasser genug gehabt.
    – Und diese Stelle? … fragte ich.
    – Befindet sich ein wenig oberhalb Suez in dem Arm, welcher ehemals, als das Rothe Meer sich bis zu den Bitteren Seen erstreckte, eine tiefe Meerlache bildete. Ich glaube wohl, daß man durch Nachgrabungen in diesem Sande eine große Menge Waffen und Instrumente ägyptischen Ursprungs zu Tage fördern würde.
    – Ohne Zweifel, erwiderte ich, und die Archäologen mögen hoffen, daß solche Nachgrabungen früher oder später angestellt werden, wenn nach dem Durchstich des Canals von Suez neue Städte auf diesem Isthmus entstehen werden. Für einen Nautilus freilich wäre ein solcher Canal wenig nütze!
    – Allerdings, aber für die ganze Welt, sagte der Kapitän Nemo. Bereits die Alten hatten begriffen, wie nützlich es für ihren Großhandel sein würde, eine Verbindung zwischen dem Rothen und Mittelländischen Meere herzustellen; aber sie dachten nicht daran, einen neuen Canal zu graben, sondern bedienten sich der Vermittelung des Nils. Wahrscheinlich wurde, der Sage zufolge, der Canal, welcher den Nil mit dem Rothen Meere verband, unter Sesostris angefangen. Ausgemacht ist, daß 615 Jahre vor Christus Necho die Arbeiten eines Canals begann, welcher, von dem Wasser des Nils gespeist, durch die nach Arabien hin liegende Ebene führte. Man fuhr denselben aufwärts in vier Tagen, er war so breit, daß zwei Triremen sich darin ausweichen konnten. Er wurde von Darius fortgeführt, und wahrscheinlich von Ptolemäus II. vollendet. Zu Strabo’s Zeit wurde er von Schiffen befahren; aber der geringe Fall seines Wassers von seinem Anfang, zu Bubastis, bis zum Rothen Meere veranlaßte, daß man ihn nur einige Monate im Jahre benutzen konnte. Bis zur Zeit der Antonine diente er dem Handelszweck; hernach versandet und verödet, wurde er vom Kalifen Omar wieder hergestellt, aber im Jahre 761 oder 762 vom Kalifen Almansor verschüttet, um seinem aufständigen Gegner die Lebensmittel abzuschneiden. Bonaparte fand in der Wüste von Suez die Spuren desselben, und von der Fluth überrascht, wäre er, einige Stunden, ehe er nach Hadzaroth kam, beinahe umgekommen, an derselben Stelle, wo Moses dreitausendunddreihundert Jahre zuvor sein Lager gehabt hatte.
    – Nun, Kapitän, was die Alten nicht zu unternehmen vermochten, eine Verbindung der beiden Meere, wodurch der Weg von Cadix nach Indien um neuntausend Kilometer abgekürzt werden wird, hat Herr Lesseps zu Stande gebracht, und in Kurzem wird er Afrika zu einer ungeheuren Insel gemacht haben.
    – Ja, Herr Arronax, Sie dürfen stolz auf Ihren Landsmann sein. Solch ein Mann gereicht einer Nation mehr zum Ruhme, als die größten Feldherren! Seine Willenskraft hat über die Hindernisse triumphirt, und ein Werk, das eine internationale Unternehmung hätte sein sollen, ist nur durch die Energie eines einzigen Mannes zu Stande gekommen.
    – Ja, Ehre dem großen Bürger, erwiderte ich, überrascht über die warme Betonung, womit der Kapitän Nemo gesprochen.
    – Leider, fuhr er fort, kann ich nicht durch diesen Canal von Suez mit Ihnen fahren; aber doch können Sie bis übermorgen, da wir im Mittelländischen Meere sein werden, die langen Dämme von Port-Said sehen.
    – Im Mittelländischen Meer! rief ich aus.
    – Ja, Herr Professor. Wundern Sie sich darüber?
    – Ich wundere mich, daß wir übermorgen dort sein sollen.
    – Wirklich?
    – Ja, Kapitän, obwohl ich, seit ich an Ihrem Bord bin, mir das Staunen hätte abgewöhnen können!
    – Aber was ist denn dabei zum Erstaunen?
    – Die entsetzliche Schnelligkeit, womit Sie um Afrika herum bis in’s Mittelländische Meer fahren wollen.
    – Und wer sagt denn, Herr Professor, daß der Nautilus um das Cap der guten Hoffnung herum fahren will?
    – Doch, wenn er nicht zu Lande oder über den Isthmus fahren will …
    – Oder

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