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Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Titel: Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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unter demselben her, Herr Arronax.
    – Unter demselben?
    – Allerdings, erwiderte ruhig der Kapitän Nemo. Längst hat die Natur unter dieser Landenge geschaffen, was der Mensch jetzt über derselben in Ausführung bringt.
    – Wie? Es bestände eine Durchfahrt?
    – Ja, eine unterirdische Durchfahrt, welche ich ›Arabischen Tunnel‹ genannt habe. Er fängt an unterhalb Suez und endigt im Golf von Pelusium.
    – Aber auf dem Isthmus ist ja nur Flugsand?
    – Bis zu einer gewissen Tiefe. Nur fünfzig Meter tief findet sich eine unerschütterlich feste Lage Felsen.
    – Haben Sie diesen Durchweg zufällig gefunden? fragte ich immer mehr erstaunt.
    – Durch Zufall und Ueberlegung, Herr Professor, und sogar mehr durch Ueberlegung als durch Zufall.
    – Kapitän, ich höre Ihnen zu, obwohl mein Ohr sich dagegen sträubt.
    – Diese Durchfahrt existirt; ich habe sie auch schon einigemal benutzt. Sonst hätte ich mich auch nicht jetzt in diese Enge gewagt.
    – Darf man fragen, wie Sie diese Entdeckung gemacht haben?
    – Mein Herr, erwiderte der Kapitän, zwischen Leuten, die sich nicht mehr von einander trennen dürfen, giebt’s kein Geheimniß.«
    Ohne diese Andeutung zu beachten, hörte ich zu.
    »Herr Professor, sprach er, eine einfache Beobachtung brachte mich auf die Entdeckung dieser Durchfahrt. Ich hatte bemerkt, daß es im Rothen und Mittelländischen Meere gewisse Arten von Fischen giebt, die sich völlig gleich sind, Streifdecken, Schlangenfische, Meeradler, Barsche u.a. Diese Thatsache führte auf die Frage, ob nicht eine Verbindung zwischen beiden Meeren bestehe. Bestand sie, so mußte die Strömung nothwendig vom Rothen zum Mittelländischen gehen, lediglich wegen der verschiedenen Höhe des Meeresspiegels. Ich fing nun eine Menge Fische in der Nähe von Suez, legte ihnen am Schwanz einen kupfernen Ring an, und warf sie dann wieder in’s Meer. Einige Monate später fing ich an der Syrischen Küste etliche Exemplare meiner mit dem Ring gezierten Fische wieder. Damit war die Verbindung der beiden Meere bewiesen. Ich suchte sie mit meinem Nautilus auf, wagte mich hinein, und es wird nicht lange dauern, Herr Professor, so werden Sie ebenfalls durch meinen Arabischen Tunnel fahren!«
Fünftes Capitel.
Der Arabische Tunnel
    Noch denselben Tag theilte ich Conseil und Ned den sie zunächst interessirenden Theil dieser Unterhaltung mit. Als ich ihnen sagte, daß wir in zwei Tagen uns mitten im Mittelländischen Meere befinden würden, klaschte Conseil mit den Händen, aber der Canadier zuckte die Achseln.
    »Ein unterseeischer Tunnel! rief er aus, eine Verbindung beider Meere! Wer hat jemals so etwas gehört?
    – Freund Ned, erwiderte Conseil, hatten Sie jemals vom Nautilus reden gehört? Nein! und doch existirt er. Darum zucken Sie nicht so leicht die Achseln.
    – Wir werden’s wohl sehen! versetzte Ned-Land mit Kopfschütteln. Trotzdem will ich recht gerne an diesen Durchweg glauben, und wünsche nur, daß der Kapitän uns wirklich in’s Mittelländische Meer führen möge.«
    Noch denselben Abend fuhr der Nautilus unter’m 21°30’ nördlicher Breite, auf der Oberfläche in die Nähe der arabischen Küste. Ich erblickte Djedda, das mächtige Comptoir des ägyptischen, syrischen, türkischen und indischen Handels. Ich konnte klar ihre sämmtlichen Bauten, die längs den Quais ankernden, und die auf der Rhede liegenden Schiffe unterscheiden. Die ziemlich niedrig am Horizont stehende Sonne beleuchtete hell die Häuser der Stadt, deren weiße Farbe um so greller hervorstach. Außerhalb derselben ließen einige Hütten von Holz oder Rohr das von den Beduinen bewohnte Quartier erkennen.
    Bald verschwand Djedda im Abenddunkel, und der Nautilus tauchte unter das leicht phosphorescirende Wasser.
    Am folgenden Tage, den 10. Februar, zeigten sich einige Schiffe, die auf uns zu fuhren. Der Nautilus tauchte wieder unter; aber zu Mittag begab er sich, da das Meer leer war, wieder an die Oberfläche.
    In Begleitung von Ned und Conseil setzte ich mich auf die Plateform. Die Ostküste zeigte sich im feuchten Nebel wie eine unklar gezeichnete Masse.
    Wider die Seiten des Bootes gelehnt plauderten wir von diesem und jenem, als Ned-Land mit der Hand auf einen Punkt wies und sprach:
    »Sehen Sie da Etwas, Herr Professor?
    – Nein, Ned, erwiderte ich, aber Ihr Gesicht reicht auch weiter, als das meinige, wie Sie wissen.
    – Schauen Sie wohl, fuhr Ned fort, dort rechts vor uns, fast so hoch wie die Leuchte! Sehen Sie da

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