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Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Titel: Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sich auf die Radfelgen stützten. Außen schien das Meer von der Leuchte hell bestrahlt, welche hinter der Cabine am anderen Ende der Plateform glänzte.
    »Jetzt, sagte der Kapitän Nemo, suchen wir unsere Durchfahrt.«
    Die Zelle des Steuerers war durch elektrische Drähte mit der Maschinenkammer in Verbindung gesetzt, und so war der Kapitän im Stande, seinem Nautilus zugleich die Richtung und die Bewegung vorzuschreiben. Er drückte auf einen metallenen Knopf, und sogleich minderte sich die Schnelligkeit der Schraube.
    Ich betrachtete schweigend die hohe, sehr steile Wand, an welcher wir eben vorbeifuhren, unerschütterliche Grundlage des sandigen Kerns der Küste. Eine Stunde lang fuhren wir, nur einige Meter davon ab, längs derselben her. Der Kapitän Nemo verwandte keinen Blick von dem in der Cabine hängenden Compaß.
     

    Kampf mit einem Dugong. (S. 269.)
     
    Auf einen bloßen Wink änderte der Steuerer jeden Augenblick die Richtung des Nautilus.
    Ich hatte mich an die Lucke zur linken Seite gesetzt, wo ich prächtige Korallengerüste sah, Zoophyten, Algen und Schalthiere, die mit ihren ungeheuren Tatzen, welche sie aus den Spalten der Felsen herausstreckten, hin und her langten.
     

    Im Arabischen Tunnel. (S. 273.)
     
    Um zehn und ein viertel nahm der Kapitän Nemo selbst das Steuer zur Hand. Eine breite, finstere und tiefe Galerie öffnete sich vor uns. Der Nautilus fuhr kühn hinein. Ein ungewöhnliches Gebrause hörte man zu beiden Seiten. Die Gewässer des Rothen Meeres stürzten über den stark abfallenden Tunnel in’s Mittelländische. Der Nautilus folgte der Strömung pfeilschnell, so sehr die Maschine sich anstrengte, zu hemmen.
    Auf den engen Wänden der Durchfahrt sah ich nur noch schimmernde Striche, gerade Linien, Feuerstreifen, welche beim glänzenden Licht der Elektricität durch die Schnelligkeit gezogen wurden. Mein Herz klopfte, daß ich mit der Hand seinen Pulsschlag hemmen mußte.
    Um zehn Uhr fünfunddreißig Minuten trat der Kapitän Nemo vom Rad des Steuers zurück und wendete sich zu mir mit den Worten:
    »Das Mittelländische Meer.«
    In weniger als zehn Minuten war der Nautilus, von der Strömung fortgerissen, durch den Isthmus von Suez hindurch gefahren.

Sechstes Capitel.
Der griechische Archipel.
    Am folgenden Morgen, den 12. Februar, mit Tages-Anbruch, tauchte der Nautilus auf die Oberfläche empor. Ich eilte auf die Plateform. Drei Meilen südlich sah man einen unklaren Schattenriß von Pelusium. Wir waren mit reißend abfallender Strömung durchgefahren; aber aufwärts diesen Tunnel zu fahren, mußte unausführbar sein.
    Gegen sieben Uhr kamen Ned und Conseil zu mir. Diese beiden unzertrennlichen Kameraden hatten ruhig geschlafen, ohne sich weiter über die Heldenthaten des Nautilus Gedanken zu machen.
    »Nun, Herr Naturforscher, fragte der Canadier mit etwas spöttischem Ton, und das Mittelländische Meer?
    – Wir fahren auf demselben, Freund Ned.
    – Hm! sagte Conseil, diese Nacht …?
    – Ja, just diese Nacht, in einigen Minuten sind wir durch diesen Isthmus gefahren.
    – Das glaub’ ich nicht, erwiderte der Canadier.
    – Und Sie haben Unrecht, Meister Land, versetzte ich. Diese niedrige Küste im Süden ist die ägyptische.
    – Das mag man, mein Herr, sonst Jemanden weiß machen, entgegnete der starrköpfige Canadier.
    – Aber da mein Herr es versichert, sagte Conseil zu ihm, so muß man ihm glauben.
    – Zudem, Ned, hat der Kapitän Nemo mir die Ehre erwiesen, mich zu sich in die Zelle des Steuerers zu nehmen, und ich war zugegen, als er selbst den Nautilus durch die enge Fahrt lenkte.
    – Hören Sie, Ned, sagte Conseil.
    – Und Sie, Ned, mit ihren guten Augen, fügte ich hinzu, Sie können die Dämme am Port Said von hier aus erkennen.«
    Der Canadier schaute achtsam hin.
    »Wirklich, sagte er, Sie haben Recht, Herr Professor, und Ihr Kapitän ist ein Mann, wie es keinen mehr giebt. Wir sind im Mittelländischen Meer. Gut. So wollen wir, wenn’s beliebt, von unseren Angelegenheiten plaudern, aber daß Niemand uns hören kann.«
    Ich sah wohl, wo der Canadier hinaus wollte. Jedenfalls, dachte ich, sei es besser zu plaudern, weil er’s wünschte, und wir drei setzten uns neben den Fanal, wo wir weniger den feuchten Meeresdünsten ausgesetzt waren.
    »Jetzt, Ned, hören wir Ihnen zu, sagte ich. Was haben Sie uns mitzutheilen?
    – Was ich Ihnen mitzutheilen habe, ist sehr einfach, erwiderte der Canadier. Wir sind in Europa, und ehe die Launen des Kapitäns

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