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Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Titel: Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Aristoteles angeführten Trichterfisch, den man gewöhnlich Meergrundel nennt; sodann Sackflossen, die etwas phosphoresciren, eine Art Meerbrassen, die zu den heiligen Thieren der Aegypter gehörten, indem sie durch ihr Erscheinen im Fluß die befruchtende Ueberschwemmung desselben ankündigten. Sodann zog meine Aufmerksamkeit sich auf den sogenannten Hemmfisch, ein kleiner Fisch, von dem die Alten sagten, er könne, wenn er sich an den Kiel eines Schiffes anhängt, dessen Lauf hemmen.
    Ich war ganz in die Anschauung dieser Herrlichkeiten vertieft, als plötzlich eine unerwartete Erscheinung mein Erstaunen erregte. Mitten in den Gewässern zeigte sich ein Mann, ein Taucher mit einem ledernen Gurt um die Hüfte. Es war nicht ein Leichnam, der mit den Wogen trieb, sondern ein lebendiger Mensch, der mit kräftigem Arm ruderte, zuweilen verschwand, um an der Oberfläche Luft zu schöpfen, dann sogleich wieder untertauchte.
    Ich wendete mich zum Kapitän und rief mit bewegtem Gemüth: »Ein Mann! ein Schiffbrüchiger! den müssen wir retten!«
    Der Kapitän gab keine Antwort und lehnte sich an das Fenster. Der Mann war nahe gekommen und betrachtete uns durch die Fenster.
     

    Der Taucher Nicolas. (S. 280.)
     
    Zu meinem großen Erstaunen winkte ihm der Kapitän. Der Taucher erwiderte mit der Hand, begab sich unverzüglich wieder zur Oberfläche, und kam nicht mehr zum Vorschein.
     

    Nemo’s Kassenschrank. (S. 282.)
     
    »Beunruhigen Sie sich nicht, sagte zu mir der Kapitän. Es ist der auf allen Cykladen wohl bekannte, kühne Taucher Nicolas, vom Cap Matapan. Das Wasser ist sein Element, und er lebt in demselben mehr, wie auf dem Lande, indem er bis nach Kreta hin alle Inseln besucht.
    – Ist er Ihnen bekannt, Kapitän?
    – Warum nicht, Herr Arronax?«
    Darauf wendete sich der Kapitän Nemo zu einem Schrank neben dem linken Fenster des Salons. Nächst demselben sah ich einen mit Eisen beschlagenen Koffer, auf dessen Deckel eine kupferne Platte mit der Chiffre des Nautilus und seiner Devise
Mobilis in Mobile
befand.
    In dem Augenblick öffnete der Kapitän, ohne meine Anwesenheit zu beachten, den Koffer, der eine Menge Goldstangen enthielt. Woher kam das kostbare Metall von so ungeheurem Werth? Wo sammelte es der Kapitän, und was sollte damit geschehen?
    Ich sprach kein Wort, sah zu. Der Kapitän Nemo nahm eine der Goldstangen nach der andern heraus, legte sie regelmäßig in den Koffer ein, den er ganz damit füllte. Ich schätzte den Inhalt auf mehr als tausend Kilogramm Gold, d.h. fast fünf Millionen Francs.
    Der Koffer wurde wieder fest verschlossen, und der Kapitän schrieb auf seinen Deckel eine Adresse in einer Schrift, welche die neugriechische sein mußte.
    Hierauf drückte der Kapitän Nemo auf einen Knopf, dessen Draht mit dem Posten der Mannschaft in Verbindung stand. Es erschienen vier Mann, und schoben nur mit Mühe den Koffer aus dem Salon hinaus. Nachher vernahm ich, daß sie ihn mit Hilfe von Stricken die eiserne Leiter hinauf zogen.
    In dem Moment wandte sich der Kapitän Nemo zu mir:
    »Und Sie sagten, Herr Professor? fragte er mich.
    – Ich habe nichts gesagt, Kapitän.
    – Dann erlauben Sie mir, mein Herr, Ihnen gute Nacht zu wünschen.«
    Mit diesen Worten verließ der Kapitän den Salon.
    Ich begab mich voll Unruhe, begreift man, auf mein Zimmer, versuchte vergebens zu schlafen. Ich suchte eine Beziehung zwischen der Erscheinung des Tauchers und dem mit Gold gefüllten Koffer. Bald merkte ich an einigen schwankenden Bewegungen, daß der Nautilus aus den niederen Schichten sich auf die Oberfläche der Gewässer hob.
    Nachher vernahm ich Fußtritte auf der Plateform. Ich merkte, daß man das Boot los machte und es in’s Meer hinabließ. Es stieß einen Augenblick an die Seite des Nautilus an, dann hörte man kein Geräusch mehr.
    Zwei Stunden nachher vernahm man dasselbe Geräusch, das nämliche Hin-und Hergehen. Das Boot wurde herauf gezogen, in seinem Gehäuse geborgen, und der Nautilus tauchte wieder unter.
    So waren also die Millionen zu ihrem Adressaten geschafft worden. An welchen Ort des Continents? Mit wem stand der Kapitän in solcher Verbindung?
    Am folgenden Morgen erzählte ich Conseil und dem Canadier die Ereignisse dieser Nacht, welche meine Neugierde im höchsten Grade erregt hatten. Meine Gefährten waren nicht minder, wie ich, darüber erstaunt.
    »Aber woher bekommt er diese Millionen?« fragte Ned-Land.
    Darauf war eine Antwort nicht möglich. Ich begab mich nach dem

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