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Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Titel: Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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jede nach Beschaffenheit ihrer Adern ein verschiedenes Licht zurück warfen, eine unerschöpfliche Mine von Edelgestein, besonders von Saphir, der seine blauen Strahlen mit den grünen des Smaragds durchkreuzte.
    »Wie herrlich schön! Wie schön! rief Conseil aus.
    – Ja! sagte ich, es ist ein wundervoller Anblick. Nicht wahr, Ned?
    – Ei, Tausend Teufel! ja, erwiderte Ned-Land. Prachtvoll! Ich bin entrüstet, daß ich nicht nein sagen kann. So etwas hat man noch nie gesehen. Aber dieser Anblick kann uns theuer zu stehen kommen. Und offen gestanden, es kommt mir vor, als sähen wir hier Dinge, die Gott den Blicken der Menschen hat entziehen wollen!«
    Ned hatte Recht. Es war allzu schön. Plötzlich schrie Conseil laut auf; ich drehte mich um.
    »Was giebt’s? fragte ich.
    – Schließe mein Herr seine Augen! Schaue nicht!«
    Bei diesen Worten hielt Conseil seine Hände auf beide Augen.
    »Was ist Dir, lieber Junge?
    – Ich bin geblendet, blind!«
    Meine Blicke richteten sich unwillkürlich nach dem Fenster, aber ich konnte das entgegen strahlende Feuer nicht aushalten.
    Ich verstand, was vorgegangen war. Der Nautilus hatte sich mit größter Schnelligkeit in Bewegung gesetzt. Aller ruhige Glanz der Eiswände hatte sich dadurch in blitzende Strahlen verwandelt, und es war, als fahre der Nautilus durch eine Scheide von Blitzen.
    Darauf schlossen sich die Läden des Salons wieder.
    Wir hielten unsere Hände vor die Augen, die ganz von dem concentrischen Lichtschein durchdrungen waren, welcher vor der Netzhaut flimmert, wenn sie von den Sonnenstrahlen allzu stark getroffen wird. Es bedurfte einiger Zeit, um die Unruhe unseres Blickes zu beruhigen.
    Endlich ließen wir die Hände wieder herabsinken.
    »Meiner Treu, das hätte ich niemals geglaubt, sagte Conseil.
    – Und ich glaube es noch nicht! entgegnete der Canadier.
    – Wenn wir wieder auf die Erde kommen werden, fügte Conseil bei, überreizt von so vielen Naturwundern, was werden wir dann von dem armseligen Festland denken, und von den kleinen, aus der Menschenhand herrührenden Werken! Nein! Die bewohnte Welt ist unser nicht mehr würdig!«
    Solche Worte im Munde eines phlegmatischen Flamländers zeigte, bis zu welchem Höhepunkt der Wallung unser Enthusiasmus gestiegen war. Aber der Canadier ermangelte nicht, ein Tröpfchen kaltes Wasser hinein zu gießen.
    »Die bewohnte Welt! sagte er mit Kopfschütteln. Seien Sie nur ruhig, Freund Conseil, wir werden nie dahin zurückkehren!«
    Es war damals fünf Uhr früh. In diesem Augenblicke spürten wir, daß der Nautilus mit dem Vordertheil widerstieß. Ich dachte mir, daß sein Schnabel wider einen Eisblock gefahren sei. Dies mußte ein falsches Manöver sein, denn der unterseeische, von Blöcken versperrte Tunnel bot nicht eine leichte Fahrt. Also meinte ich, der Kapitän Nemo werde, seinen Weg ändernd, diese Hindernisse umfahren oder den Krümmungen des Tunnels folgen. Jedenfalls konnte die Fahrt vorwärts nicht gänzlich gehemmt sein. Doch nahm der Nautilus, gegen meine Erwartung, eine entschiedene Rückwärtsbewegung vor.
    »Wir fahren rückwärts? sagte Conseil.
    – Ja, antwortete ich. Der Tunnel muß nach dieser Seite hin ohne Ausgang sein.
    – Und dann? …
    – Dann, sagte ich, ist das Verfahren sehr einfach. Wir fahren den Weg, welchen wir kamen, zurück, um an der südlichen Mündung heraus zu kommen. Das ist alles.«
    Mit diesen Worten wollte ich mehr Beruhigung zu erkennen geben, als ich wirklich hatte. Indessen wurde die Rückwärtsbewegung des Nautilus rascher und brachte uns mit großer Schnelligkeit weiter.
    »Das wird nur eine Verzögerung sein, sagte Ned-Land.
    – Was liegt daran, einige Stunden früher oder später, wenn wir nur heraus kommen.
     

    Am Südpol. (S. 375.)
     
    – Ja, wiederholte Ned-Land, wenn wir nur heraus kommen!«
    Ich ging auf einige Augenblicke aus dem Salon in die Bibliothek. Meine Gefährten blieben schweigend sitzen. Ich warf mich bald auf einen Divan und nahm ein Buch in die Hand, das meine Augen mechanisch durchliefen.
    Nach einer Viertelstunde trat Conseil zu mir heran und sprach:
    »Ist es ein interessantes Buch, worin Sie lesen?
    – Sehr interessant, erwiderte ich.
     

    Im Eisgrab. (S. 388.)
     
    – Das glaube ich. Es ist meines Herrn eigenes Werk!
    – Mein Werk?«
    Wirklich hatte ich mein eigenes Werk »über die großen Meerestiefen« in der Hand, was ich gar nicht vermuthet hatte. Ich machte das Buch zu und setzte meinen Spaziergang fort. Ned und

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