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Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Titel: Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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lang die Hacke mit hartnäckiger Ausdauer. Diese Arbeit hielt mich aufrecht. Zudem war man bei dieser Arbeit nicht in der verdorbenen Luft des Nautilus, und athmete direct die reine Luft, welche den Apparaten aus den Behältern geliefert wurde.
    Gegen Abend war unser Graben abermals um einen Meter tiefer geworden. Als ich wieder an Bord kam, war ich durch die Kohlensäure, womit die Luft gesättigt war, dem Ersticken nahe. Ach! wie mußten wir die chemischen Mittel vermissen, wodurch man das verdorbene Gas entfernen kann! An Sauerstoff hatten wir keinen Mangel, und wir konnten ihn durch unsere Voltaischen Säulen aus dem Wasser durch Zersetzung gewinnen. Aber wozu half es, da die durch unser Athmen erzeugte Kohlensäure alle Theile des Schiffes durchdrungen hatte. Um dieselbe fortzuschaffen, hätte man Gefäße mit kaustischem Kali füllen und beständig rütteln müssen. Dieser Stoff, welcher durch sonst nichts zu ersetzen war, fehlte aber an Bord.
    Diesen Abend mußte der Kapitän Nemo die Hähne seiner Luftbehälter öffnen, und einige Ströme reiner Luft in den Nautilus hineinlassen. Ohne diese Vorsorge wären wir nicht wieder aufgewacht.
    Am folgenden Tage, dem 26. März, setzte ich meine Grubenarbeit mit dem fünften Meter fort. Die Seitenwände und die innere Fläche der Eisdecke wurden sichtbar dicker. Es war unverkennbar, daß sie zusammen gefrieren würden, ehe der Nautilus frei sein konnte. Muthlosigkeit befiel mich einen Augenblick, und die Hacke entfiel meinen Händen. Wozu das Graben, wenn wir ersticken, wenn wir durch das zu Stein gefrierende Wasser zerdrückt werden mußten.
    In diesem Augenblicke kam der Kapitän Nemo, welcher die Arbeit leitete und selbst Hand anlegte, in meine Nähe. Ich rührte ihn mit der Hand an, und zeigte auf die Wände unseres Kerkers, dessen linke Wand sich nun fast vier Meter dem Nautilus genähert hätte.
    Der Kapitän verstand mich, und winkte mir, ihm zu folgen. Wir begaben uns an Bord; ich legte meinen Skaphander ab und begleitete ihn in den Salon.
    »Herr Arronax, sagte er zu mir, wir müssen irgend ein heroisches Mittel versuchen, sonst werden wir in diesem gefrierenden Wasser wie von Kitt umgossen.
    – Ja! sagte ich, aber was anfangen?
    – Ach! Wäre doch mein Nautilus stark genug, um diesen Druck auszuhalten, ohne erdrückt zu werden!
    – Nun? fragte ich, da ich des Kapitäns Idee nicht begriff.
    – Begreifen Sie nicht, fuhr er fort, daß dieses Gefrieren des Wassers uns dann zum Beistand käme! Sehen Sie nicht, daß es durch sein Gefrieren die Eisfelder, welche uns gefangen halten, zersprengen würde, wie es beim Gefrieren die härtesten Steine zersprengt! Merken Sie nicht, daß es so, anstatt ein Agent der Zerstörung, ein Agent der Rettung sein würde.
    – Ja, Kapitän, vielleicht. Aber so groß auch die Widerstandskraft des Nautilus gegen Erdrückung sein mag, – diesen fürchterlichen Druck würde er nicht aushalten können, und so platt werden, wie ein Stück Blech.
    – Ich weiß es, mein Herr. Man muß also nicht auf den Beistand der Natur rechnen, sondern nur auf uns selbst. Man muß dem Festgefrieren einen Widerstand entgegen setzen; man muß es hemmen. Nicht allein die Seitenwände verengen sich, es bleiben beim Nautilus vorne und hinten keine zehn Fuß Wasser. Das Einfrieren wird von allen Seiten zu uns heran kommen.
    – Wieviel Zeit, fragte ich, wird die Luft der Behälter uns noch das Athmen an Bord gestatten?«
    Der Kapitän sah mir in’s Gesicht.
    »Uebermorgen, sprach er, werden die Behälter leer sein.«
     

    Zum Ersticken. (S. 396.)
     
    Ein kalter Schweiß befiel mich. Und doch war diese Antwort nicht zum Erstaunen. Am 22. März war der Nautilus im freien Meere untergetaucht. Jetzt hatten wir den 26. Seit fünf Tagen also lebten wir von dem Vorrath an Bord! Und den Rest von athmungsfähiger Luft mußte man für die Arbeiter aufsparen. Im Augenblick, da ich dieses schreibe, befällt noch beim Gedanken daran ein unwillkürlicher Schrecken mein ganzes Wesen.
    Doch der Kapitän sann nach, schweigend, unbeweglich. Man sah, eine Idee fuhr ihm durch den Kopf. Aber er schien sie abzuweisen. Er antwortete sich mit Nein. Endlich entfuhren seinen Lippen die Worte:
     

    Wieder Aufleben. (S. 397.)
     
    »Siedend Wasser!
    – Siedend Wasser? rief ich.
    – Ja, mein Herr. Wir sind in einem verhältnißmäßig engen Raum eingeschlossen. Würden denn nicht siedende Wasserstrahlen, welche die Pumpen des Nautilus beständig ausströmten, die Temperatur in

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