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Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Titel: Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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demselben erhöhen, und so das Gefrieren verzögern?
    – Man muß es versuchen, sagte ich entschlossen.
    – So machen wir den Versuch, Herr Professor.«
    Das Thermometer gab damals außen sieben Grad unter Null an. Der Kapitän Nemo führte mich in die Küchen, wo ungeheure Destillations-Apparate in Thätigkeit waren, um durch Verdunstung trinkbares Wasser zu bereiten. Sie wurden mit Wasser gefüllt und die ganze Hitze der elektrischen Säulen wurde durch die Serpentinen getrieben. In einigen Minuten hatte dieses Wasser hundert Grad Hitze erreicht. Es wurde zu den Pumpen geleitet, während es durch frisches Wasser nach Verhältniß ersetzt wurde. Die elektrischen Säulen entwickelten eine solche Hitze, daß das aus dem Meere geschöpfte kalte Wasser nur den Apparat zu durchlaufen hatte, um siedend in die Pumpen zu gelangen.
    Die Arbeit der Pumpen begann, und nach drei Stunden zeigte das Thermometer außen sechs Grad unter Null; zwei Stunden später nur noch vier.
    »Es wird gelingen, sagte ich zum Kapitän, nachdem ich den Fortgang der Operation genau beobachtet hatte.
    – Ich denke wohl, erwiderte er, wir werden nicht erdrückt werden. Nur das Ersticken ist noch zu fürchten.«
    Während der Nacht stieg die Temperatur des Wassers auf einen Grad unter Null; eine höhere ließ sich nicht erzielen. Aber da das Gefrieren des Wassers nur bei zwei Grad vorgeht, so war ich endlich sicher, daß wir nicht einfrieren würden.
    Am folgenden Tage, den 27. März, waren sechs Meter Eis herausgeschafft; vier blieben noch übrig. Das kostete noch achtundvierzig Stunden Arbeit. Die Luft im Inneren des Nautilus ließ sich nicht mehr erneuern; sie wurde diesen Tag über fortwährend übler.
    Es drückte mich eine unerträgliche Schwere. Gegen drei Uhr Nachmittags wurde dies Gefühl der Beklemmung auf’s Höchste gesteigert. Die Kinnladen wurden mir durch Gähnen verrenkt. Meine Lungen keuchten, indem sie das zum Athmen nöthige Luftbestandtheil suchten, welches immer spärlicher wurde. Eine moralische Erstarrung befiel mich; ich lag da ohne Kraft, fast ohne Besinnung. Mein wackerer Conseil, welcher dasselbe zu leiden hatte, wich nicht von meiner Seite. Er faßte meine Hand, suchte mich zu ermuthigen, und ich hörte ihn noch murmeln:
    »Ach! könnte ich doch zu athmen aufhören, um meinem Herrn mehr Luft zu lassen!«
    Thränen traten mir in die Augen, als ich das hörte.
    Da diese schlimme Lage für uns alle unerträglich war, so legte man mit hastiger Freude das Skaphanderkleid an, um zu arbeiten. Die Arme ermüdeten, die Hände wurden wund, aber man achtete diese Beschwerden nicht. Hatte man doch Lebenslust für die Lungen! Man konnte athmen!
    Und doch blieb Niemand länger als die ihm bestimmte Zeit bei der Arbeit. Jeder trat seinem keuchenden Genossen, der ihn ablöste, den lebenspendenden Ranzen ab. Der Kapitän Nemo ging mit dem Beispiel voran, unterwarf sich zuerst der strengen Ordnung. Kam die Stunde der Ablösung, so übergab er seinen Apparat, und kehrte in die verdorbene Atmosphäre zurück, stets ruhig, ohne Schwäche, ohne Murren.
    An diesem Tage wurde die gewöhnliche Arbeit noch mit mehr Kraft fortgeführt. Es waren nur noch zwei Meter auf der ganzen Oberfläche fortzuschaffen; dann befanden wir uns im freien Meere. Aber die Luftbehälter waren beinahe leer; der kleine Rest mußte für die Arbeiter aufgehoben werden.
    An Bord zurück gekehrt, war ich dem Ersticken nahe. Welche Nacht! Solche Leiden lassen sich nicht schildern. Am folgenden Morgen war mein Athmen unterdrückt; betäubender Schwindel machte mich einem Trunkenen gleich. Meine Gefährten hatten Gleiches zu erleiden. Einige Mann röchelten.
    Nun, am sechsten Tage unserer Einsperrung, beschloß der Kapitän Nemo, da die Arbeit der Hacke und Schaufel zu langsam war, die Eisschicht, welche uns noch von dem Wasser trennte, zu zerdrücken. Dieser Mann bewahrte seine Kaltblütigkeit und Thatkraft, überwand durch moralische Stärke die physischen Schmerzen. Er dachte, handelte.
    Auf seinen Befehl wurde das Fahrzeug leichter gemacht, d.h. durch Minderung seines specifischen Gewichts von seinem Eisboden empor gehoben. Als es flott war, zog man es über die ungeheure Grube, welche ausgehauen wurde. Darauf wurden seine Wasserbehälter gefüllt, daß es wieder abwärts ging und in die Grube sich einsenkte.
    Jetzt begab sich die gesammte Mannschaft wieder an Bord, die doppelte Verkehrspforte wurde geschlossen. Der Nautilus lag auf der nur noch einen Meter dicken

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