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Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Titel: Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Fregatte auf’s Spiel setzen. Zudem, wie soll man das Unbekannte angreifen, wie sich dagegen vertheidigen? Warten wir den Tag ab, dann sollen die Rollen wechseln.
    – Sie haben, Commandant, über die Natur des Thieres keinen Zweifel mehr?
    – Nein, mein Herr, es ist offenbar ein Riesen-Narwal, und dazu ein elektrischer.
    – Vielleicht, fügte ich bei, kann man ihm ebensowenig nahe kommen, als wie einem Zitterfisch!
    – Ja wohl, erwiderte der Commandant, und wenn das Thier dazu die Kraft eines Blitzschlags besitzt, so ist es sicherlich das fürchterlichste, welches jemals aus des Schöpfers Hand gekommen ist. Deshalb, mein Herr, werde ich vorsichtig sein.«
    Die Nacht über blieb die ganze Bemannung auf den Beinen, an Schlaf konnte Niemand denken. Da der Abraham Lincoln sich an Schnelligkeit nicht mit dem Gegner messen konnte, so hielt er sich bei schwachem Dampf und fuhr gemach. Der Narwal dagegen machte es der Fregatte nach, ließ sich auf den Wellen wiegen, und schien entschlossen, den Schauplatz des Kampfes nicht zu verlassen.
    Um Mitternacht jedoch verschwand er; oder, richtiger zu sagen, er »verlosch« als wie ein gewaltiger Leuchtwurm. War er geflohen? Man mußte es fürchten, nicht hoffen. Aber sieben Minuten vor ein Uhr Vormittags vernahm man ein betäubendes Zischen, gleich dem, welches ein mit äußerster Heftigkeit emporgeschleuderter Wasserstrahl verursacht.
    Der Commandant Farragut, Ned-Land und ich befanden uns damals auf dem Vorderdeck und schauten mit gierigen Blicken durch das tiefe Dunkel.
    »Ned-Land, fragte der Commandant, Sie haben wohl oft das brausende Zischen der Wallfische gehört?
    – Ja, mein Herr, aber noch niemals von solchen Wallfischen, wie der ist, welcher mir zweitausend Dollars verschafft hat.
    – Wahrhaftig, Sie haben ein Recht auf den Preis. Aber sagen Sie mir doch, ist dieses Getöse nicht dasselbe, wie es die Wallfische machen, wann sie Wasser aus ihren Luftlöchern ausstoßen?
    – Ganz dasselbe, mein Herr, aber dieses ist ohne alle Vergleichung stärker. Ein Irrthum ist dabei nicht möglich. Es gehört also wohl das Thier, welches da in unseren Gewässern sich umhertreibt, zum Wallfischgeschlecht. Mit Ihrer Erlaubniß, mein Herr, fügte der Harpunier bei, werden wir morgen bei Tagesanbruch zwei Worte mit ihm reden.
    – Wenn es Luft hat, Sie zu hören, erwiderte ich mit wenig Ueberzeugung.
    – Kann ich ihm nur auf vier Harpunenlänge nahe kommen, versetzte der Canadier, so wird’s wohl mich anhören müssen!
    – Aber um ihm nahe zu kommen, sagte der Commandant, werd’ ich ein Wallfischboot Ihnen zur Verfügung stellen müssen?
    – Ohne Zweifel, mein Herr.
    – Das hieße aber das Leben meiner Leute auf’s Spiel setzen?
    – Und auch das meinige!« erwiderte einfach der Harpunier.
    Gegen zwei Uhr Morgens zeigte sich die leuchtende Stelle wieder, und zwar ebenso stark, fünf Meilen vom Abraham Lincoln. Trotz der Entfernung, trotz dem Brausen des Meeres und Windes hörte man deutlich die fürchterlichen Schwanzschläge des Thieres, und sogar sein keuchendes Athmen. Es schien, als wenn im Moment, wo der enorme Narwal an der Oberfläche des Meeres athmete, die Luft in seine Lungen dränge, wie der Dampf in die ungeheuern Cylinder einer Maschine von zweitausend Pferdekraft.
    »Hm! dacht’ ich, ein Wallfisch von der Kraft eines Cavallerieregiments, wäre ein hübsches Thier!«
    Man blieb bis zum Tag in steter Erwartung zum Kampf gerüstet. Das Geräth zum Fischen war in Bereitschaft. Es wurden die kleinen Geschützstücke geladen, welche eine Harpune eine Meile weit schleudern, und lange Büchsen mit explodirenden Kugeln, welche selbst den stärksten Thieren tödtliche Wunden beibringen. Ned-Land hatte sich darauf beschränkt, seine Harpune, eine fürchterliche Waffe in seiner Hand, bereit zu machen.
    Um sechs Uhr begann der Tag zu grauen, und mit dem ersten Schimmer der Morgenröthe verschwand der elektrische Glanz des Narwal. Um sieben Uhr war es völlig Tag geworden, aber ein dichter Morgennebel beschränkte den Horizont, so daß die besten Lorgnetten nicht durchdringen konnten. Das erregte Zorn über die Enttäuschung.
    Ich kletterte auf die Stangen des Hintermastes. Einige Officiere saßen schon oben auf den Masten.
    Um acht Uhr zog der Nebel schwer über den Wellen und stieg allmälig auf. Der Horizont wurde frei und rein.
    Plötzlich, wie am Abend zuvor, ließ Ned-Land sich wieder vernehmen:
    »Der fragliche Gegenstand hinten links!«
    Die Blicke Aller richteten

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