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Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Titel: Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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meines Herrn Museum! Und ich hätte bereits meines Herrn Fossilien classificirt! Und der Babirussa meines Herrn wäre im
Jardin des Plantes
in seinem Käfig, und zöge alle Neugierigen von Paris herbei!
    – So ist’s, Conseil, und ich denke, unfehlbar spottet man über uns!
    – Ganz gewiß wird man sich über meinen Herrn lustig machen, erwiderte ruhig Conseil. Und darf ich’s heraus sagen? …
    – Sag’s nur heraus, Conseil.
    – Nun, es widerfährt meinem Herrn nur, was er verdient!
    – Wirklich!
    – Wenn man die Ehre hat, so ein Gelehrter zu sein, wie mein Herr, giebt man sich nicht preis …«
    Conseil hatte noch nicht ausgeredet, da ließ sich mitten im allgemeinen Schweigen eine laute Stimme vernehmen. Ned-Land rief:
    »Oho! der fragliche Gegenstand unter’m Wind, quer vor uns!«
Sechstes Capitel.
Mit vollem Dampf.
    Auf diesen Ruf stürzte die gesammte Mannschaft, Commandant, Officiere, Matrosen und Schiffsjungen, hin zum Harpunier, selbst die Ingenieure verließen ihre Maschine, die Heizer ihr Feuer. Es wurde Befehl zum Einhalten gegeben, und die Fregatte fuhr nicht mehr weiter, als ihre Kraft noch reichte.
    Es war damals völlig dunkel, und so trefflich des Canadiers Augen waren, so fragte ich doch, wie er nur sehen gekonnt, und was er gesehen. Mein Herz klopfte zum Bersten.
    Aber Ned-Land hatte nicht geirrt, und wir alle sahen den Gegenstand, auf den er mit der Hand wies.
    Zwei Kabellängen vom Abraham Lincoln entfernt schien das Meer an der Oberfläche beleuchtet. Es war nicht blos ein Phosphoresciren, und man konnte sich nicht irren. Das einige Klafter unter dem Wasserspiegel verborgene Ungeheuer warf den sehr starken, aber unerklärlichen Glanz, von dem schon mehrere Kapitäne berichtet hatten. Diese prächtige Ausstrahlung mußte von dem Träger einer starken Leuchtkraft herrühren. Die auf der Meeresfläche erleuchtete Stelle bildete ein ungeheures sehr langes Oval, in dessen Centrum ein glühender Brennpunkt von unerträglichem Glanz Strahlen warf, die stufenweise schwächer allmälig verloschen.
     

    Das Ungeheuer in der Nähe unter Wasser. (S. 39.)
     
    »Es ist nur eine Anhäufung phosphorescirender Elementartheilchen«, rief einer der Officiere.
    – Nein, mein Herr, erwiderte ich mit Ueberzeugung. Niemals können die Pholaden und Salpen ein so starkes Licht erzeugen. Dieser Glanz ist seiner Natur nach elektrisch ….. Uebrigens, sehen Sie, sehen Sie! Es ändert seine Stelle, bewegt sich voran, rückwärts! es stürzt auf uns los!
    Allgemeines Geschrei auf der Fregatte.
    »Stille! rief der Commandant Farragut. Steuer unter’m Wind, ganz! Maschine rückwärts!«
    Die Matrosen stürzten sich auf das Steuer, die Ingenieure zu ihrer Maschine.
    Der Dampf wurde sogleich gehemmt, und der Abraham Lincoln drehte sich links, beschrieb einen Halbkreis.
    »Steuer rechts! Maschine voran!« rief der Commandant Farragut.
    Diese Befehle wurden ausgeführt und die Fregatte entfernte sich rasch von der leuchtenden Stelle.
    Ich irre. Sie wollte sich entfernen, aber das Wunderthier näherte sich mit doppelter Geschwindigkeit.
    Wir waren außer Athem. Bestürzung weit mehr als Furcht machte uns stumm und unbeweglich. Das Thier ward unser spottend Meister. Es fuhr um die Fregatte herum und umzog sie mit elektrischen Streifen. Darauf entfernte es sich zwei bis drei Meilen, indem es einen phosphorescirenden Streifen hinter sich ließ, wie die Locomotive ihre Dampfwirbel. Es wollte nur aus der Entfernung seinen Anlauf nehmen, und schoß plötzlich vom dunkeln Horizont aus mit erschrecklicher Schnelligkeit auf den Abraham Lincoln los, hielt jedoch in einer Entfernung von zwanzig Fuß auf einmal an, verschwand – nicht durch Untertauchen, denn sein Glanz blieb ungeschwächt – sondern als wäre die Quelle der glänzenden Ausströmung mit einem Male versiecht! Darauf kam es auf der andern Seite des Schiffes wieder zum Vorschein, sei’s daß es um dasselbe herum oder darunter her fuhr. Jeden Augenblick konnte ein Zusammenstoß stattfinden, der uns vernichtet hätte.
    Ich wunderte mich jedoch über die Manoeuvres der Fregatte. Sie floh, griff nicht an. Sie wurde verfolgt, sollte aber verfolgen, und ich bemerkte dies dem Commandanten. Sein Angesicht, das gewöhnlich so feste Züge hatte, ließ eine unbeschreibliche Bestürzung erkennen.
    »Herr Arronax, erwiderte er mir, ich weiß nicht, mit was für einem furchtbaren Geschöpf ich zu thun habe, und ich will nicht unvorsichtig inmitten dieser Dunkelheit meine

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