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Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Titel: Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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erinnerte.
    Sein Inhalt war:
     
    »Herrn Professor Arronax, an Bord des Nautilus.
     
    16. November 1867.
     
    Der Kapitän Nemo ladet den Herrn Professor Arronax zu einer Jagdpartie ein, welche morgen früh in den Wäldern der Insel Crespo stattfinden soll. Er hofft, daß der Herr Professor nicht verhindert sein wird, daran Theil zu nehmen, und er wird mit Vergnügen sehen, daß seine Gefährten sich ihm anschließen.
    Der Commandant des Nautilus,
    Kapitän Nemo.«
     
    »Eine Jagd! rief Ned aus, der nebst Conseil mit mir eingetreten war.
    – Und in den Wäldern der Insel Crespo! fügte Conseil bei.
    – Da wird ja der Sonderling doch an’s Land gehen? fuhr Ned-Land fort.
    – Das scheint mir klar angedeutet, sagte ich bei wiederholtem Lesen des Briefes.
    – Jedenfalls muß man das annehmen, versetzte der Canadier. Sind wir einmal auf dem Festland, so werden wir schon wissen, was wir zu thun haben. Uebrigens würde mir’s schon ganz recht sein, einige Stücke frisch Wildpret zu genießen.«
    Ich bemühte mich nicht, den Widerspruch zwischen dem offenbaren Groll des Kapitäns gegen das Festland und die Inseln, und seiner Einladung zu einer Jagdpartie im Wald – zu vereinigen, und antwortete nur:
    »Sehen wir erst, was es mit der Insel Crespo für eine Bewandtniß hat.«
    Ich sah mich zuerst auf der Landkarte um, und fand unter’m 32°40’ nördlicher Breite und 167°50’ westlicher Länge ein im Jahre 1801 vom Kapitän Crespo entdecktes Inselchen, welches auf den alten spanischen Karten
Rocca de la Plata
, d.h. »Silberfelsen« benannt war. Wir befanden uns also ungefähr achtzehnhundert Meilen von unserm Abfahrtspunkt entfernt, und die etwas geänderte Richtung des Nautilus führte ihn südöstlich.
    Ich zeigte meinen Gefährten den kleinen, mitten im nördlichen Stillen Meer verlorenen Felsen.
    »Wenn der Kapitän Nemo irgendwo sich an’s Land begiebt, sagte ich zu ihnen, so wählt er wenigstens gänzlich verlassene Inseln.«
    Ned-Land zuckte mit den Achseln, ohne zu antworten, dann ging er nebst Conseil weg. Nach einem Abendessen, das mir der Steward stumm und mit gleichgiltiger Miene auftrug, schlief ich ein, nicht ohne einige Befangenheit.
    Am folgenden Tag, 17. November, merkte ich beim Erwachen, daß der Nautilus vollständig unbeweglich war. Ich kleidete mich rasch an und begab mich in den großen Saal.
    Der Kapitän Nemo befand sich da. Er hatte mich schon erwartet, stand auf, grüßte und fragte mich, ob es mir genehm wäre, ihn zu begleiten.
    Da er mit keinem Wort seine achttägige Abwesenheit berührt hatte, so sprach ich auch kein Wort davon, und erwiderte blos, ich sei nebst meinen Gefährten bereit, ihn zu begleiten.
    »Nur, mein Herr, fügte ich bei, möchte ich mir eine Frage an Sie erlauben.
    – Fragen Sie nur, Herr Arronax, und wo möglich werde ich darauf antworten.
    – Nun, Kapitän, wie kommt’s, daß Sie, die doch jede Verbindung mit der Erde abgebrochen haben, Wälder auf der Insel Crespo besitzen?
    – Herr Professor, erwiderte mir der Kapitän, die Wälder, welche ich besitze, bedürfen weder Licht noch Wärme von der Sonne. Es hausen da weder Löwen, noch Tiger, noch Panther, oder sonst ein vierfüßiges Thier. Ich allein kenne sie. Es sind nicht Landforsten, sondern unterseeische.
    – Unterseeische Wälder! rief ich aus.
    – Ja, Herr Professor.
    – Und Sie wollen mich dahin führen?
    – Ja wohl.
    – Zu Fuß?
    – Und sogar trockenen Fußes.
    – Auf der Jagd?
    – Auf der Jagd.
    – Die Büchse in der Hand?
    – Die Büchse in der Hand.«
    Ich sah den Commandanten des Nautilus mit einer Miene an, die nichts Schmeichelhaftes für ihn hatte.
    »Ganz gewiß ist der Mann gehirnkrank, dachte ich. Seit acht Tagen hing er einer verrückten Idee nach, und dieser Zustand dauert noch fort. Es ist schade! Ich wünschte, er wäre lieber ein Sonderling, als ein Narr!«
    – Diesen Gedanken konnte man auf meiner Stirne lesen, aber der Kapitän Nemo beschränkte sich darauf, mich einzuladen, ihn zu begleiten, und ich folgte als ein Mann, der sich in alles ergiebt.
    Wir kamen in den Speisesaal, wo das Frühstück aufgetragen war.
    »Herr Arronax, sagte der Kapitän, ich bitte Sie ohne Umstände mit mir zu frühstücken. Wir können beim Essen plaudern. Ich habe Ihnen eine Jagdpartie im Wald versprochen, aber daß wir dabei einen Restaurant treffen, habe ich Ihnen nicht zugesagt. Frühstücken Sie daher, als würden wir vermuthlich sehr spät zum Diner kommen.«
    Ich war also beflissen,

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