Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Titel: Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
lassen, so darf ich doch bezüglich der Büchse, womit Sie mich bewaffnen wollen, einen Vorbehalt machen.
    – Das ist ja kein Feuergewehr, erwiderte der Kapitän.
    – Also eine Windbüchse?
    – Allerdings. Ich kann ja doch an Bord meines Fahrzeugs ohne Salpeter, Schwefel und Kohlen kein Pulver fabriciren.
    – Zudem, sagte ich, um unter’m Wasser, das achthundertundfünfzig Mal dichter als die Luft ist, zu schießen, müßte man einen sehr bedeutenden Widerstand überwinden.
    – Das gäbe keinen Grund ab. Es giebt Kanonen, die nach Fulton von den Engländern Coles und Burley, von dem Franzosen Turcy, dem Italiener Landi verbessert wurden; diese sind mit einer besondern Art von Schloß versehen, so daß man unter diesen Bedingungen daraus schießen kann. Aber ich sage Ihnen wiederholt, da ich kein Pulver habe, so ersetze ich es durch comprimirte Luft, welche mir die Pumpen des Nautilus im Ueberfluß liefern.
    – Aber diese Luft muß sich bald verbrauchen.
    – Nun, hab’ ich nicht meinen Behälter Rouquayrol, der mir meinen Bedarf liefern kann. Es ist dafür nur ein besonderer Hahn erforderlich. Uebrigens, Herr Arronax, werden Sie während dieses unterseeischen Jagens an sich selbst die Erfahrung machen, daß man nicht viel Luft noch Kugeln braucht.
    – Doch will es mich bedünken, in diesem Halbdunkel und innerhalb einer im Verhältniß zur Luft sehr dichten Flüssigkeit, können die Schüsse nicht weit reichen, und nicht leicht tödtlich sein.
    – Mein Herr, bei diesem Gewehr sind alle Schüsse tödtlich, und wenn ein lebendes Geschöpf auch noch so leicht getroffen wird, sinkt es sogleich todt nieder.
    – Weshalb?
    – Weil mit diesem Gewehr nicht gewöhnliche Kugeln geschossen werden, sondern kleine Glaskapseln, die von dem österreichischen Chemiker Leniebrock erfunden wurden, und wovon ich einen großen Vorrath habe. Diese Glaskapseln, in Stahl gefaßt und durch ein bleiernes Bodenstück schwer gemacht, sind in Wahrheit kleine Leydner Flaschen, worin die Elektricität sehr hoch gesteigert ist. Sie entladen sich beim leichtesten Stoß, und auch das stärkste Thier sinkt todt nieder. Ich füge bei, daß diese Kapseln nicht größer sind als Nummer vier, und daß eine gewöhnliche Flinte ihrer zehn fassen kann.
    – Ich streite nicht weiter, erwiderte ich, indem ich aufstand, und ich habe nur mein Gewehr zu nehmen. Uebrigens, wo Sie hingehen, gehe ich mit!«
    Der Kapitän Nemo führte mich zum Hintertheil des Nautilus, und im Vorübergehen vor Ned’s und Conseil’s Cabine rief ich meine beiden Gefährten ab, und sie schlossen sich sogleich an.
    Darauf kamen wir in eine kleine Zelle, die nach vorne hin neben dem Maschinenzimmer lag, und worin wir unsere Spazierkleidung anzulegen hatten.
Sechzehntes Capitel.
Spaziergang im Freien.
    Diese Zelle war eigentlich Arsenal und Kleiderkammer des Nautilus. Ein Dutzend Skaphander-Apparate, die an der Wand hingen, harrten der Spaziergänger.
    Als Ned-Land sie erblickte, zeigte er einen offenbaren Widerwillen, einen solchen anzuziehen.
    »Mein wackerer Ned, sagte ich zu ihm, die Wälder der Insel Crespo sind ja nur unterseeische Wälder!
    – Gut! sagte der Harpunier enttäuscht, da er seine Träume von frischem Fleisch schwinden sah. Und Sie, Herr Arronax, wollen sich in diese Kleider stecken?
    – Man muß wohl, Meister Ned.
    – Es steht Ihnen frei, mein Herr, erwiderte der Harpunier mit Achselzucken, aber ich meinestheils ziehe sie niemals an, wofern man mich nicht mit Gewalt dazu zwingt.
    – Man wird Sie nicht mit Gewalt nöthigen, Meister Ned, sagte der Kapitän Nemo.
    – Und Conseil will sich in Gefahr begeben? fragte Ned.
    – Ich bin überall dabei, wo mein Herr hin geht«, erwiderte Conseil.
    Der Kapitän rief, und zwei Mann von den Schiffsleuten kamen und halfen uns diese schweren undurchdringlichen Kleider anziehen, die aus Kautschuk gefertigt und der Art eingerichtet waren, daß sie bedeutenden Druck aushielten. Es war eine Rüstung, geschmeidig und widerstandsfähig zugleich; Hosen und Weste; jene endigten mit einer dichten Fußbekleidung, die mit schweren Bleifohlen besetzt war. Der Stoff der Weste war durch Kupferplättchen geschützt, welche der Brust zum Panzer dienten, um den Druck des Wassers auszuhalten und den Lungen ihre freie Thätigkeit zu sichern. Die Aermel endigten mit geschmeidigen Handschuhen, welche die Handbewegung durchaus nicht hinderten.
    Man sieht, sie waren weit verschieden von den unförmlichen Skaphandern, welche im

Weitere Kostenlose Bücher