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Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Titel: Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Pérouse. Sie wendeten sich zu den Salomons-Inseln, und gingen sammt und sonders auf der Ostküste der Hauptinsel dieser Gruppe, zwischen dem Cap Deception und Cap Satisfaction zu Grunde!
    – Und woher wissen Sie dies? rief ich aus.
    – Hier sehen Sie, was ich an der Stelle des zweiten Schiffbruchs gefunden habe!«
    Darauf zeigte mir der Kapitän Nemo eine blecherne Büchse, die mit dem Wappen Frankreichs gestempelt und ganz von Salzwasser zerfressen war. Er öffnete sie und ich sah einen Pack vergilbter, doch noch lesbarer Papiere.
    Es waren die Original-Instructionen des Marine-Ministers für den Commandanten La Pérouse, mit Randbemerkungen von der Hand Ludwig’s XVI.
    »Ach! ein schöner Tod für einen Seemann; sagte darauf der Kapitän Nemo. Dieses Korallengrab ist eine ruhige Gruft, und gebe der Himmel, daß ich mit meinen Gefährten nie ein anderes bekomme!«

Zwanzigstes Capitel.
Die Torres-Straße.
    Während der Nacht vom 27. zum 28. December fuhr der Nautilus mit außerordentlicher Schnelligkeit aus den Gewässern von Vanikoro heraus in südwestlicher Richtung, und in drei Tagen legte er die siebenhundertundfünfzig Lieues zurück, welche die Gruppe La Pérouse von der südöstlichen Spitze Papuasiens trennen.
    Am 1. Januar 1863 kam in aller Früh Conseil auf die Plateform zu mir.
    »Mein Herr, sagte zu mir der wackere Junge, darf man Ihnen ein glückliches Neues Jahr wünschen?
    – Warum nicht, Conseil, aber gerade als wäre ich zu Paris in meinem Cabinet des
Jardin des Plantes
. Ich nehme Deine Wünsche an und danke Dir dafür. Nur will ich Dich fragen, was verstehst Du unter ›einem glücklichen Neuen Jahr‹ unter den Umständen, worin wir uns befinden? Meinst Du damit, daß dies Jahr unsere Gefangenschaft endigen würde, oder daß wir dies Jahr eine Fortsetzung dieser seltsamen Reise erleben werden?
    – Wahrhaftig, erwiderte Conseil, ich weiß meinem Herrn nicht darauf zu antworten. Zuverlässig erleben wir merkwürdige Dinge, und seit zwei Monaten hatten wir nicht die Zeit uns zu langweilen. Das letztere Wunder ist stets das staunenswerthere, und wenn diese Steigerung so fortdauert, weiß ich nicht, wie dies endigen wird. Ich bin der Meinung, wir werden eine gleiche Gelegenheit nie wieder bekommen.
    – Niemals, Conseil.
    – Zudem, Herr Nemo, der wohl seinen lateinischen Namen rechtfertigt, genirt uns ebenso wenig, als wenn er nicht auf der Welt wäre.
    – Wie Du sagst, Conseil.
    – Ich denke also, wenn’s meinem Herrn beliebt, ein gutes Jahr wäre ein Jahr, welches uns Alles zu sehen vergönnte ….
    – Alles zu sehen, Conseil? Das würde vielleicht zu lange dauern. Aber was hält Meister Ned-Land davon?
    – Ned-Land ist gerade der entgegengesetzten Meinung, wie ich, erwiderte Conseil. Es ist ein positiver Geist und ein gebieterischer Magen. Die Fische betrachten, und stets solche verzehren, genügt ihm nicht. Der Mangel an Wein, Brod und Fleisch will einem würdigen Sachsen, der an Beefsteaks gewöhnt, und dem eine mäßige Portion Branntwein nicht zuwider ist, nicht zusagen!
    – Ich meines Theils, Conseil, finde darin keine Pein, und ich richte mich gern nach der Regel an Bord.
    – Ich gleichfalls, erwiderte Conseil. Auch denke ich ebenso eifrig an das Hierbleiben, als Ned-Land an’s Entfliehen. Demnach, wenn das beginnende Jahr nicht glücklich für mich ist, wird es für ihn gut sein, und umgekehrt. Dann ist stets einer befriedigt. Endlich, zum Schluß, wünsche ich meinem Herrn, was ihm das Herz erfreut.
    – Danke, Conseil. Nur muß ich Dich bitten, die Frage des Neujahrsgeschenks zu verschieben, und dasselbe einstweilen durch einen herzlichen Handschlag ersetzen zu lassen. Etwas anderes hab’ ich nicht bei mir.
    – Mein Herr ist nie so freigebig gewesen,« erwiderte Conseil.
    Hierauf entfernte sich der gute Junge.
    Am 2. Januar hatten wir elftausenddreihundertundvierzig Meilen seit unserer Abfahrt aus den Gewässern Japans zurückgelegt. Vor dem Schnabel des Nautilus lagen die gefährlichen Gegenden des Korallenmeeres an der Nordostküste Australiens. Unser Fahrzeug fuhr einige Meilen weit neben dieser fürchterlichen Bank her, an welcher Cook’s Schiffe am 10. Juni 1770 beinahe gescheitert wären. Das Fahrzeug, worauf Cook sich befand, stieß auf einen Felsen, und daß es nicht untersank, war dem Umstand zu verdanken, daß das durch den Stoß losgetrennte Korallenstück in dem Leck des Rumpfes stecken blieb.
    Ich hätte lebhaft gewünscht, dieses dreihundertsechzig Lieues

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