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Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Titel: Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Landthiere, die Cotelettes und Roastbeefs tragen, die ich längst gern einmal zum Imbiß nehmen wollte.
    – Hierin hat Freund Ned Recht, sagte Conseil, und ich theile seine Ansicht. Wäre es meinem Herrn nicht möglich, von seinem Freund, dem Kapitän Nemo, auszuwirken, uns an’s Land zu setzen, sei’s auch nur, um nicht gänzlich die Gewohnheit zu verlieren, die festen Theile unsers Planeten zu betreten?
    – Ich kann ihn darum bitten, erwiderte ich, aber er wird’s abschlagen.
    – Wenn mein Herr es wagen will, sagte Conseil, so werden wir wissen, woran wir uns zu halten haben in Hinsicht der Liebenswürdigkeit des Kapitäns.«
    Zu meinem großen Erstaunen gab mir der Kapitän Nemo die erbetene Erlaubniß, und er that es sehr gefällig und eifrig, ohne nur das Versprechen der Rückkehr an Bord abzunehmen. Aber eine Flucht durch Neu-Guinea würde sehr gefährlich gewesen sein, und ich würde Ned-Land nicht gerathen haben, sie zu versuchen. Als Gefangener an Bord des Nautilus zu bleiben, würde doch dem Loos vorzuziehen sein, daß man den Eingeborenen Papuasiens in die Hände fiele.
    Das Landungsboot wurde uns für den folgenden Morgen zu Verfügung gestellt. Ich fragte nicht darnach, ob der Kapitän Nemo uns begleiten wolle. Ich dachte sogar, es werde uns Jemand von der Mannschaft beigegeben werden, und Ned-Land nur beauftragt, die Landung zu leiten. Uebrigens da das Land nur höchstens zwei Meilen entfernt war, so war es für den Canadier nur ein Spiel, das leichte Boot zwischen den Rissen durchzubringen, welche für die großen Schiffe so gefährlich sind.
    Am folgenden Tag, den 5. Januar, wurde das Boot ohne Verdeck aus seinem Gehäuse genommen, und von der Plateform herab in’s Meer gelassen. Zwei Mann reichten dafür aus. Die Ruder befanden sich darinnen, und wir brauchten uns nur hineinzusetzen.
    Um acht Uhr fuhren wir, mit Büchsen und Beilen gewaffnet, vom Nautilus ab. Das Meer war ziemlich ruhig. Vom Land her wehte ein leichter Wind. Conseil und ich saßen bei den Rudern, und führten sie kräftig, und Ned steuerte in dem schmalen Fahrwasser, welches zwischen den Klippen frei war. Das Boot ließ sich gut leiten und fuhr rasch.
    Ned-Land war vor Freude außer sich. Er war ein dem Kerker entwischter Gefangener, und er dachte gar nicht daran, daß er wieder in denselben zurückkehren müsse.
    »Fleisch! rief er wiederholt. Nun werden wir wieder Fleisch essen, und was für Fleisch! Echtes Wildpret! Allerdings wohl kein Brod! Ich will nicht sagen, ein Fischgericht sei nicht etwas Gutes, aber man darf des Guten nicht zu viel thun, und ein Stück frisches Wildpret, über glühenden Kohlen auf dem Rost gebraten, gebe eine angenehme Abwechselung unseres Tisches.
    – Leckermund! erwiderte Conseil, er macht, daß mir auch der Mund darnach wässert.
    – Es steht auch noch dahin, ob es Wild in diesen Wäldern giebt, und ob nicht das Wild dort von so starkem Wuchs ist, daß ihm der Jäger selbst zur Beute werden könnte.
    – Richtig, Herr Arronax! erwiderte der Canadier, dessen Zähne scharf gewetzt schienen, wie die scharfe Schneide eines Beiles; aber ich würde Tigerfleisch, Lendenbraten von Tigern essen, wenn’s auf dieser Insel keinen andern Vierfüßler giebt.
    – Freund Ned versetzt uns in Unruhe, erwiderte Conseil.
    – Wie dem auch sein mag, fuhr Ned-Land fort, jedes vierfüßige ungefiederte, oder zweifüßige gefiederte Thier wird meinem ersten Schuß willkommen sein.
    – Gut! erwiderte ich, da sehen wir Meister Land’s Unvorsichtigkeiten wieder von vorne anfangen!
    – Haben Sie keine Angst, Herr Arronax, erwiderte der Canadier, und rudern Sie nur tüchtig. Ich brauche keine fünfundzwanzig Minuten, um Ihnen ein Gericht nach meinem Geschmack vorzulegen.«
    Um acht und ein halb Uhr lief das Boot des Nautilus, nachdem es glücklich über den Korallenring, welcher die Insel Gueboroar umgiebt, hinausgekommen war, an einer seichten Stelle sanft auf den Strand.
Einundzwanzigstes Capitel.
Einige Tage auf dem Lande.
    Es machte doch lebhaften Eindruck auf mich, als ich wieder den Erdboden betrat. Ned-Land probirte den Boden mit dem Fuß, als wolle er ihn in Besitz nehmen. Und doch waren es erst zwei Monate, daß wir, wie der Kapitän Nemo sich ausdrückte, »Passagiere des Nautilus« waren, d.h. in Wirklichkeit Gefangene seines Commandanten.
    In einigen Minuten waren wir einen Flintenschuß weit bei der Küste. Der Boden war fast madreporisch, aber einige ausgetrocknete Strombette, worin sich granitische

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