Zwei auf Achse
und versprachen sofort zu schreiben, wenn sie in Bremen angekommen wären.
„Alles Gute für Sie!“ rief Lutz. „Und wenn ich meine Oma dazu überreden kann, mit mir nach Regensburg zu fahren, um meinen Vater zu besuchen, kommen wir auch zu Ihnen.“ Und sich plötzlich an die geplante Autobahn erinnernd, von der Herr Tepel ihnen erzählt hatte, fügte er hinzu: „Wenn Ihr Haus dann noch nicht abgerissen wurde! Wegen der Autobahn!“
Herr Tepel winkte ab.
„Bestimmt nicht“, sagte er. „Die Autobahn ist ja erst geplant, und geplant ist noch lange nicht gebaut. Bis es ernst wird, können noch Jahre vergehen. Komm nur mit deiner Oma, ich freue mich darauf.“
Der Fahrer startete den Motor, und der Lastzug rollte vom Hof. Ein letztes Winken, dann konnten sie Herrn Tepel nicht mehr sehen.
Sie saßen zwischen dem Fahrer und dem Beifahrer und erzählten so lange von ihren Erlebnissen, bis sie müde waren und die Augen nicht mehr offenhalten konnten. Da durften sie sich in eine der beiden Kojen legen und den weiteren Teil der Fahrt verschlafen.
Als sie aufwachten, war es längst heller Tag. Der Lastzug stand auf einem Autobahnzubringer.
„Mensch, sag bloß, wir sind schon da?“ rief Joachim.
„Das ist doch die gute, alte Müllverwertungsanlage, wenn mich mein Adlerblick nicht täuscht.“
„Ja, ihr seid da“, sagte der Fahrer. „Steigt schnell aus, hier ist das Parken verboten.“
Zwei Kilometer mußten sie zu Fuß gehen, dann konnten sie die Straßenbahn benutzen und beinahe bis vor die Haustür fahren. Joachim klingelte vorsichtshalber erst einmal bei den Nachbarn, die auf derselben Etage wie seine Eltern wohnten, damit seine Ankunft nicht unbemerkt bliebe und er sicher sein konnte, daß alles, was in den nächsten Minuten zwischen ihm und seinem Vater geschehen würde, von ihnen mitgehört wurde und sie notfalls einschreiten konnten.
Aber der Empfang verlief tatsächlich so glimpflich, wie Herr Tepel vorausgesagt hatte.
Herr Langenfeld lag mit einer Grippe im Bett, winkte ihm nur flüchtig zu und drehte sich auf die andere Seite. Seine Mutter aber umarmte ihn und weinte. Vor Freude, daran gab es keinen Zweifel.
Die alte Frau Ratjen bekam beinah wieder einen Herzanfall, als sie Lutz in der Tür stehen sah. Sie schrie auf, wollte auf ihn zustürzen, griff sich im selben Augenblick ans Herz und tastete nach einem Halt. Lutz führte sie ins Wohnzimmer und half ihr in einen Sessel.
„Reg dich nicht auf, Oma“, sagte er, „mir ist nichts passiert. Es geht mir sehr gut. Ich war nur mal mit Joachim in Süddeutschland, um meinen Vater zu suchen. Und stell dir vor, ich hab’ ihn gefunden!“
„Deinen Vater?“ flüsterte Frau Ratjen. „Junge, du machst Sachen! Hol mir schnell meine Tropfen aus dem Arzneischrank und ein Glas Wasser!“
Lutz beeilte sich, das Gewünschte zu bringen, und sah mit Erleichterung, daß seine Oma sich nach Einnahme der Tropfen schnell erholte.
„Deinen Vater?“ wiederholte die alte Dame dann. „Setz dich hin und erzähle. Wer ist es, wie sieht er aus, und was treibt er?“
„Ja, also“, begann Lutz und berichtete alles, was sie erlebt hatten. Vom Auto-Reise-Zug, von der Nacht im Englischen Garten in München, von den Besuchen bei Herrn Telfers und Frau Birkeler, von dem freundlichen und hilfsbereiten Herrn Tepel und natürlich von seinem Vater, der im Augenblick leider im Gefängnis sitzen müsse. Aber unschuldig! Nur wegen seiner Frau!
Alles erzählte er, alles, verschwieg auch nicht, daß sie einen alten Mann um zwanzig Mark geprellt hatten und daß sie zweimal im Klo eines Zuges gereist waren, ohne von einem Schaffner entdeckt worden zu sein.
Seine Oma schüttelte oft den Kopf vor Verwunderung. „Junge“, sagte sie immer wieder, „Junge, Junge, was für ein Glück, das alles so gut abgelaufen ist! Ich hab’ mir ja solche Sorgen gemacht! Daß du Lauser dir alles so genau merken würdest, was ich dir über die Liebschaften deiner Mutter erzählt habe, wäre mir nicht im Traum eingefallen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Und der Herr, der die vergilbte Geburtstagskarte geschrieben hat, ist also dein Vater! Wie sieht er denn aus? Ist er ein netter Mensch?“ Lutz nahm seine Oma um den Hals.
„Er ist der netteste Mensch, den du dir denken kannst“, sägte er. „Und er hat nichts von einem Verbrecher an sich. Was meinst du, möchtest du nicht nächsten Monat mit mir nach Regensburg fahren, um ihn zu besuchen?“
„Ich möchte nicht, ich will!“ rief Frau
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