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Zwei auf Achse

Zwei auf Achse

Titel: Zwei auf Achse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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und darin erzählt er mir sein ganzes Leben, von der Schule und allem. Das will ich ja alles wissen.“
    Herr Tepel faltete die Zeitung zusammen und schob sie hinter den Gürtel. Und indem er Lutz auf die Schulter klopfte, sagte er: „Ich freue mich für dich, Lutz, und ich bin sehr erleichtert, daß du deinen Vater gefunden hast und er dir gefällt. Mir scheint, du hast heute die Erfahrung gemacht, daß nicht alle Menschen, die im Gefängnis sitzen, böse Verbrecher sind.“
    Auf der Rückfahrt saß Lutz im Anhänger.
     
    Als sie in Schönach die Baustelle passierten, wo der junge Polizist immer noch die Ampel bediente, winkte Lutz ihm übermütig zu und rief ihm ein lautes Quiek-quiek-nuff-nuff nach.
    Herr Tepel hatte in Regensburg nicht nur eine Zeitung gekauft, während er auf die beiden Jungen wartete, sondern auch Mehl, Zucker, Backpulver und andere Zutaten, die zum Backen einer Torte nötig sind. Nach dem Mittagessen holte er Rührschüssel, Kochlöffel, Mehlsieb, Meßbecher, Schneebesen und Zitronenpresse aus dem Schrank und machte sich ans Werk.
    „Ich habe mir gedacht“, sagte er, „daß wir den Abschied mit einer Torte feiern, meint ihr nicht auch?“
    „Abschied?“ fragte Joachim. „Wieso? Haben Sie die Nase voll von uns?“
    Herr Tepel lächelte.
    „Oh, nein“, sagte er, „von mir aus könntet ihr gerne noch ein paar Tage bleiben, es ist ja sehr kurzweilig mit euch, nicht, Ferdinand? Nein, jemand anders legt Wert darauf, daß ihr mich verlaßt.“
    „Ach, ich verstehe“, rief Joachim, Ihre Frau kehrt zurück und möchte hier ihre Ruhe haben.“
    Herr Tepel schüttelte den Kopf.
    „Meine Frau kommt erst in einer Woche, die hat nichts damit zu tun. Sie weiß außerdem noch gar nichts von euch. Nein, nein, es will euch niemand loswerden, sondern im Gegenteil, es möchte euch jemand wiederhaben. Lutz, da auf dem Schrank liegt die Mittelbayrische Zeitung, die ich heute aus Regensburg mitgebracht habe. Auf Seite 4 oder 5 findest du eine Meldung, die euch interessieren dürfte.“ Lutz nahm die Zeitung und begann zu blättern. Joachim beugte sich über seine Schulter. Herr Tepel beobachtete sie, während er den Teig rührte.
    „Steht da wieder mal was über uns?“ fragte Joachim. „Ja“, rief Lutz, „hier!“ Und er las:
     
    „Immer noch keine Spur von vermißten Jungen!
    Von den beiden zwölf- und dreizehnjährigen Bremer Jungen, die seit fünf Tagen vermißt werden — die MZ berichtete in ihrer Mittwochausgabe darüber — , fehlt nach wie vor jede Spur. Die Polizei ist aber inzwischen überzeugt davon, daß sie nicht entführt wurden, sondern freiwillig das Haus ihrer Eltern beziehungsweise Großmutter verlassen haben. Dafür spricht die Aussage eines Zeugen, der einen der Jungen, Joachim Langenfeld, am Sonntagabend zu sehr später Stunde von seinem Schlafzimmerfenster aus beobachtete, als er mit einer Umhängetasche aus dem Hause trat und davonging.
    Frau Helene Ratjen, die Großmutter des anderen Jungen, die seine Erziehung übernommen hat, mußte sich in ärztliche Behandlung begeben, so sehr hat das plötzliche Verschwinden ihres Enkels sie getroffen.“
     
    Lutz ließ die Zeitung sinken, sah Herrn Tepel erschrocken an und schluckte.
    „Kann das gefährlich sein, wenn jemand sich so aufregt?“ fragte er. „Kann man daran sterben?“
    „Ach, was!“ schwächte Joachim ab. „Deine Oma hat ein bißchen Herzflattern, sonst nichts. Sie ist doch sonst kerngesund, soviel ich weiß.“
    „Nein, ein schwaches Herz hatte sie schon immer, sie muß regelmäßig Tropfen einnehmen“, sagte Lutz. „Wenn sie bloß nicht stirbt!“
    „An was du immer gleich denkst, Mensch! Ein paar Tage Ruhe und Erholung, und sie ist wieder okay.“
    „Das glaube ich auch“, mischte sich Herr Tepel ein. „Aber ausruhen und erholen kann sie sich nur, wenn sie ihren Lutz wiederhat. Und darum solltet ihr so schnell wie möglich zurückfahren. Ihr habt doch auch alles erreicht, was ihr wolltet, habt den Vater von Lutz gefunden, also was hält euch noch hier?“
    „Beispielsweise die Angst vor meinem Vater!“ rief Joachim. „Was meinen Sie wohl, wie der mich empfangen würde!“
    „Wahrscheinlich nicht so schlimm, wie du fürchtest.“
    „Wieso nicht?“ fragte Joachim verblüfft.
    „Weil die Polizei bei euch im Haus war und dein Verschwinden in der ganzen Nachbarschaft großes Aufsehen erregt hat. Wenn du wiederkommst, erfahren es alle, und dein Vater muß fürchten, daß das Jugendamt euch jemanden

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