Zwei Herzen im Einklang
schleppen. Wenn wir versuchen, vor der Vergangenheit fortzulaufen, statt sie zu heilen, führt uns das in die falsche Richtung.
Die Vergangenheit, der alle negativen Dinge in unserem Leben entspringen, existiert nicht wirklich. Sie ist vergangen und vorbei. Wir halten sie jedoch am Leben und benutzen sie für irgendwelche Absichten in der Gegenwart. Die Vergangenheit gibt uns eine Carte blanche, zumindest aus unserer Sicht, all das zu tun, was wir tun wollen, und all das zu lassen, was wir nicht tun wollen. Wir benutzen die Vergangenheit zur Kontrolle und zum Schutz, um eine Begründung dafür zu finden, warum wir recht haben und warum die Dinge nach unserer Nase gehen sollen. Indem wir auf eine solche Weise an der Vergangenheit festhalten, bereiten wir den Boden für unsere negativen Muster. Es ist die Kraft der Vergebung, die uns vom Missbrauch der Vergangenheit befreit.
Wenn wir diese tief verborgenen oder auch gar nicht so unsichtbaren Speicher der Vergangenheit finden, die wir in uns selbst versteckt haben, dann werden wir auch die entsprechenden Schuldgefühle entdecken, für die wir uns selbst bestrafen. Vergebung befreit uns von unserer Schuld und korrigiert die Fehler in unserem Geist, damit unser Leben glücklicher wird. Frei zu sein bedeutet, in der friedvollen, glücklichen Gegenwart zu sein. Da es den meisten Menschen schwerfällt, in ihrem eigenen Unterbewusstsein zu graben, ist es viel einfacher, schlicht jedem und allem zu vergeben, der oder das uns ärgert.
Eine weitere Kompensation, die wir durch ein Opfergeschehen erlangen können, ist Unabhängigkeit 1 . Diese Rolle ist ganz offensichtlich dissoziiert. Das Ego verspricht uns, dass wir durch »Unabhängigkeit« aus dem Leid herausfinden könnten, das es selbst verursacht hat. Die Rolle der Unabhängigkeit schneidet die Hysterie des Opfers weg und spaltet die schmerzlichen Gefühle ab. Der Schmerz, den wir erfahren, dient als Ausrede, dass wir deshalb nun tun dürfen, was wir wollen.
In dieser Art von dissoziierter Unabhängigkeit haben wir das Opfergeschehen überhaupt noch nicht aufgearbeitet und losgelassen, sondern wir decken es einfach zu. Indem wir uns von unserem eigenen Leid abspalten, was das Ego uns ja vorschlägt zu tun, werden wir auch unsensibel für das Leid um uns herum. So werden wir unter Umständen ungewollt zu Tätern, die auf anderen Menschen »herumtrampeln«. Weil wir
uns selbst gegenüber unsensibel sind, werden wir unsensibel gegenüber anderen.
Im Zustand der Unabhängigkeit handeln wir, als ob uns nichts etwas ausmacht und als ob uns alles gleich ist, damit wir nicht verletzt oder verwundet werden. Ich habe Tausende von Menschen über diesen Abwehrmechanismus befragt und festgestellt, dass die Abspaltung zwar den Schmerz vermindert, ihn allerdings nicht verhindert. Abspaltung ist jedoch sehr effektiv, wenn es darum geht, Liebe, Gaben und Fähigkeiten sowie Freude zu blockieren. Wenn wir schlimm genug verletzt werden, können wir derart dissoziiert werden, dass wir eine Charakterstörung entwickeln. Dann spielen wir immer auf Gewinn und Verlust, wir nehmen uns von anderen, manchmal sogar auf kriminelle Art und Weise, und begründen dieses Verhalten dann auch noch damit, dass uns das ja zustünde. Oder, wenn wir paranoid werden, denken wir, es sei besser, dass »wir sie kriegen, bevor sie uns kriegen«.
Eine weniger verletzte Person wird dazu neigen zu manipulieren. Eine stärker verwundete Person kann soziopathisch oder gar gewissenlos werden. Das sind Extreme, die aus alten Wunden der Abhängigkeit stammen, als wir uns anscheinend zu sehr um andere Menschen gekümmert haben. Bücher über Beziehungen von Menschen, die sich zu sehr um andere sorgen, sind in Wirklichkeit Bücher über abhängige Menschen, die Angst vor Vergebung haben und Muster von Wunden aus ihrer Kindheit mit sich herumschleppen.
Wenn wir, statt zu vergeben, der Anleitung des Egos folgen, dann kompensieren wir das, was in der Vergangenheit schiefgegangen ist, mit drei Rollen, die einen Teufelskreis bilden. Die erste ist die Opferrolle. Wenn wir dem Rat des Egos Folge
leisten, dann scheinen wir ständig Muster der Eigensabotage und des Leids auszuagieren. Das alte Geschehen wird zum Ursprungs- oder Wurzelereignis, das Verlust und laufend neue Probleme programmiert. Dahinter verstecken sich unsere Abwehr und unser Unwillen vorwärtszugehen, weil wir uns
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