Zwei Jahre Ferien
Laube. Man traf mehr Seeföhren, Tannen und Steineichen als Buchen und Birken – alle aber von schönem Wuchs und ansehnlicher Größe.
Doniphan konnte sich auch zur größten Befriedigung überzeugen, daß der Bestand an Thieren auf diesem Theil der Insel nicht minder artenreich war. Guanakos und Vigogne-Schafe zeigten sich zu wiederholten Malen, ebenso wie eine Heerde Nandus, welche, nachdem sie im See ihren Durst gelöscht, rasch entflohen. Maras-Hafen, Tucutucos, Bisamschweine und Federwild gab es in großer Menge.
Gegen sechs Uhr Abends wurde Halt gemacht. An der betreffenden Stelle war das Ufer von einem Wasserlauf durchschnitten, der einen Abfluß des Sees bildete, das mußte der East-river sein und war es auch wirklich; Doniphan erkannte es um so leichter, als er unter einer Baumgruppe im Hintergrunde einer beschränkten Bucht noch frische Spuren eines Lagers, nämlich die Asche eines Feuers, entdeckte.
Hier waren Briant, Jacques und Moko bei Gelegenheit ihres Ausfluges nach der Deception-Bai gelandet und hatten sie auch die erste Nacht verbracht.
Doniphan und seine Freunde konnten nichts Besseres thun, als die erloschenen Kohlen wieder zu entzünden und nach eingenommenem Abendbrod sich unter denselben Bäumen auszustrecken, welche vorher schon einmal ihren Kameraden Schutz gewährt hatten.
Vor acht Monaten, als Briant an dieser Stelle gerastet, hatte er freilich nicht geahnt, daß vier seiner Genossen hierher in der Absicht kommen würden, getrennt von den Uebrigen auf diesem Theil der Insel Chairman zu leben.
Vielleicht empfanden Croß, Wilcox und Webb, als sie sich nun hier und weit weg von der bequemen Wohnung in French-den sahen, in welcher zu bleiben ja nur von ihnen abgehangen hätte, schon etwas Bedauern über ihren Handstreich.
Ihr Geschick war aber jetzt an das Doniphan’s geknüpft, und Doniphan besaß viel zu viel Eitelkeit, ein begangenes Unrecht einzusehen, zu viel Starrsinn, auf seine Pläne zu verzichten, und zu viel Eifersucht, sich vor seinem Rivalen zu beugen.
Als der Tag wieder anbrach, schlug Doniphan vor, den East-river zu überschreiten.
»Das wird sowie so nothwendig sein, sagte er, und der Tag reicht, uns bis an die Mündung zu bringen, welche nur zwischen fünf bis sechs Meilen von hier entfernt ist.
– Auch hat Moko, bemerkte Croß, damals auf dem linken Ufer die Zirbelnüsse eingesammelt, von denen wir unterwegs einigen Vorrath mitnehmen könnten.«
Das Halkett-boat wurde auseinandergefaltet und sobald es zu Wasser gebracht war, begab sich Doniphan darin nach dem anderen Ufer, indem er dessen Leine nachschleppte. Mit wenigen Ruderschlägen hatte er die dreißig bis vierzig Fuß zurückgelegt, welche der Fluß in der Breite maß. Dann zogen die Anderen die Leine an, deren Ende sie festgehalten hatten, und durch Wiederholung dieses Verfahrens fuhren Wilcox, Webb und Croß Einer nach dem Anderen zum entgegengesetzten Ufer hinüber.
Sofort legte Wilcox das Halkett-boat wieder zusammen, bis es die Gestalt eines Reisesackes hatte, warf es sich auf den Rücken, und weiter zogen sie des Weges. Ohne Zweifel wäre es weniger ermüdend gewesen, sich in der Jolle der Strömung des East-river zu überlassen, wie Briant, Jacques und Moko es gethan hatten; da das Kautschukboot aber nur eine Person auf einmal tragen konnte, mußten sie auf diese Art des Fortkommens von Anfang an verzichten.
Der Tag wurde sehr anstrengend. Die Dichtheit des Waldes, dessen Boden, auf dem zwischen üppigem Grase da und dort von den Stämmen abgebrochene Aeste lagen, mehrere Moräste, welche nicht unbeträchtliche Umwege veranlaßten, alles das verzögerte die Ankunft an der Küste. Unterwegs konnte Doniphan feststellen, daß der französische Schiffbrüchige von seinem Besuche dieses Theils der Insel nicht solche Spuren zurückgelassen habe, wie in den Baumdickichten der Trapswoods. Und doch war es unzweifelhaft, daß er auch diesen erforscht haben müsse, da seine Karte den Verlauf des East-river bis zur Ausmündung in der Deception-Bai ganz richtig wiedergab.
Kurz vor Mittag wurde, genau an der Stelle, wo die Zirbelfichten standen, zum Frühstücken Halt gemacht. Croß pflückte eine gewisse Menge jener Früchte, welche Alle mit Vergnügen verzehrten. Noch zwei Meilen weiterhin mußten sie sich theils durch das dichte Buschwerk zwängen und theils sich mit der Axt selbst einen Weg bahnen, um dem Wasserlaufe folgen zu können.
Durch diese Verzögerung veranlaßt, wurde die Grenze des Waldes erst
Weitere Kostenlose Bücher