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Zwei Jahre Ferien

Zwei Jahre Ferien

Titel: Zwei Jahre Ferien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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endlich den Augenblick herbei, wo Briant mit Strafen vorzugehen sich genöthigt sehen mußte.
    Bisher hatte Gordon, den dieser Stand der Sachen nicht wenig beunruhigte, von Briant das Versprechen möglichster Zurückhaltung verlangt. Dieser fühlte nun aber doch, daß seine Geduld zu Ende war, und daß es im allgemeinen Interesse und zur Aufrechthaltung guter Ordnung unerläßlich geworden sei, scharfe Saiten aufzuziehen. Vergebens hatte Gordon versucht, Doniphan freundlich ins Gewissen zu reden. Wenn er auf diesen früher etwas Einfluß gehabt, so mußte er sich überzeugen, daß derselbe jetzt völlig verschwunden war. Doniphan verzieh ihm niemals, in den meisten Fällen die Partie seines Gegners vertreten zu haben. Das Dazwischentreten Gordon’s führte also zu keinem Resultate, und nur mit schwerem Kummer sah dieser sehr nahe bevorstehenden weiteren Verwicklungen entgegen.
    Aus diesem Zustande der Dinge ergab sich schon, daß das zum ruhigen Weiterleben der Insassen von French-den so nöthige gute Einvernehmen oft gestört war. Jedermann fühlte das wie einen Alp auf sich lasten, der das Beisammensein recht peinlich machte.
    Außer zu den Stunden der Mahlzeiten hielten sich Doniphan und seine Parteigänger Croß, Webb, Wilcox, welche der Herrschaft des Ersteren mehr und mehr unterlagen, stets von den Anderen abgesondert. Verhinderte das schlechte Wetter sie, auf die Jagd zu gehen, so saßen sie in einer Ecke der Halle beisammen und besprachen sich da mit gedämpfter Stimme.
    »Ohne Zweifel, begann da eines Tages Briant zu Gordon, verabreden sie da irgend einen Streich.
    – Doch nicht etwa gegen Dich, Briant? antwortete Gordon. Den Versuch, Dir Deine Stellung streitig zu machen, würde Doniphan nicht wagen… Wir ständen ja Alle auf Deiner Seite, und das weiß er auch gut genug.
    – Vielleicht denken Wilcox, Croß, Webb und er daran, sich von uns zu trennen…
    – Das wäre eher zu befürchten, Briant, und meiner Ansicht nach hätten wir kaum ein Recht, sie daran zu hindern.
    – Glaubst Du nicht, Gordon, daß sie sich an anderer Stelle niederlassen wollen?…
    – Daran denken sie vielleicht gar nicht, Briant.
    – Doch, sie denken daran. Ich habe Wilcox eine Copie der Karte des schiffbrüchigen Baudoin nehmen sehen, und das geschah offenbar in der Absicht, sie mitzunehmen…
    – Das hätte Wilcox gethan?…
    – Gewiß, Gordon, und wahrhaftig, um derartigen Unannehmlichkeiten ein-für allemal die Spitze abzubrechen, erscheint es mir rathsam, lieber zu Gunsten eines Anderen, vielleicht zu Deinen oder selbst zu Doniphan’s Gunsten, abzudanken. Das würde jeder Rivalität sofort ein Ende machen!
    – Nein, Briant, entgegnete Gordon bestimmt, nein!… Damit verletztest Du Deine Pflichten gegen Die, welche Dich gewählt haben… und ebenso gegen Dich selbst!«
    Unter diesen bedauerlichen Mißhelligkeiten verstrich langsam der Winter.
    Mit den ersten Tagen des October und als die Kälte endlich aufgehört, hatten sich See und Rio wieder vollständig vom Eise befreit. Da – am Abende des 9. October – trat Doniphan offen mit seinem Entschlusse, French-den mit Wilcox, Croß und Webb zu verlassen, hervor.
    »Ihr wollt uns verlassen?… sagte Gordon.
    – Euch verlassen?… Nein, Gordon, antwortete Doniphan. Wir, das heißt Croß, Wilcox, Webb und ich, haben uns nur vorgenommen, einen anderen Punkt der Insel als Wohnstätte zu erwählen.
    – Und warum, Doniphan? forschte Baxter.
    – Ganz einfach, weil wir nach eigenem Belieben zu leben wünschen und – ich gestehe es ganz offen – es uns nicht paßt, von Briant Befehle entgegen zu nehmen.
    – Ich möchte wohl wissen, was Du mir vorzuwerfen hättest, Doniphan? fragte Briant.
    – Nichts, als daß Du unser Oberhaupt bist, erklärte Doniphan. Vorher haben wir schon einen Amerikaner als Vorstand der Colonie gehabt… jetzt commandirt uns ein Franzose. Es fehlt wahrlich nur noch, daß nachher Moko erwählt wird…
    – Du sprichst Doch nicht im Ernste, Doniphan? fragte Gordon.
    – Ernst ist darin jedenfalls, antwortete Doniphan hochmüthigen Tones, daß, wenn es unseren Kameraden gleichgiltig ist, jeden beliebigen Anderen als einen Engländer als Oberhaupt zu haben, das doch weder mir noch meinen Kameraden zusagt.
    – Wie Ihr wollt, versetzte Briant. Wilcox, Webb, Croß und Du, Doniphan, Ihr seid frei und könnt den Euch zukommenden Theil aller Gegenstände mit fortnehmen.
    – Daran haben wir nie gezweifelt, Briant, und morgen schon verlassen wir

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