Zwei Jahre Ferien
entwickelte jetzt übrigens ebensoviel Geschicklichkeit wie Feuereifer. Auf sein und auf Moko’s Anrathen wurde auf dem Strande an eingerammten Pfählen eine Zugwinde angebracht, was die Kräfte der jungen Arbeitsmannschaft verzehnfachte und dadurch die Bewältigung ihrer Aufgabe wesentlich erleichterte.
Am Abende des 28. hatte man Alles, was vom »Sloughi« übrig war, nach dem Lagerplatze befördert. Damit war das Schlimmste überstanden, insofern ja der Rio selbst das gesammte Material bis French-den tragen sollte.
»Von morgen an, sagte Gordon, beginnen wir mit der Herstellung unseres Flosses.
– Ja, antwortete Baxter, und um uns das Zuwasserlassen desselben zu ersparen, schlag’ ich vor, es gleich auf dem Rio selbst zusammenzuzimmern.
– Das dürfte nicht gerade bequem sein, bemerkte Doniphan.
– Thut nichts, wir versuchen es, erwiderte Gordon. Macht uns auch die Herstellung mehr Schwierigkeiten, so brauchen wir es dann doch nicht erst vom Stapel laufen zu lassen.«
Ein derartiges Vorgehen schien allerdings vorzuziehen zu sein, und so legte man denn am nächsten Morgen die Grundbalken des Flosses, das ziemlich groß bemessen werden mußte, um eine schwere und umfängliche Ladung aufzunehmen.
Die vom Schooner losgelösten Planken, der in zwei Stücken zerbrochene Kiel, der Fockmast, das Bodenstück des drei Fuß über Deck abgebrochenen Großmastes, die Kreuzhölzer und das sogenannte Eselshaupt, das Bugspriet, die Großraa des Focksegels und verschiedenes Andere war nach einer Stelle am Ufer geschafft worden, welche die Fluth nur zur Zeit des höchsten Wasserstandes erreichte.
Alle vor ein schweres Holzstück gespannt… (S. 135.)
Man wartete diesen Zeitpunkt ab, und nach Aufhebung dieser Gegenstände durch die Fluthwelle schob man sie vollends auf den Rio hinaus. Hier wurden die längsten gerade neben einander gelegt und, nachdem sie mit kürzeren Querstücken verbunden waren, fest am Lande vertäut.
So erhielt man eine feste Grundlage von etwa dreißig Fuß Länge und fünfzehn Fuß Breite. Den ganzen Tag über wurde ohne Unterbrechung fortgearbeitet und vor Einbruch der Nacht war das Bauwerk fertig. Briant gebrauchte noch die Vorsicht, es auch an einigen Uferbäumen festzulegen, um ebenso zu
So erhielt man eine feste Grundlage. (S. 136.)
verhindern, daß es von der nächsten Fluth stromaufwärts nach French-den zu, wie von der Ebbe stromabwärts nach dem Meere zu weggeführt werden könne
Erschöpft von der Anstrengung eines so mühevollen Tagewerkes, aßen Alle mit Löwenhunger zu Abend und sanken bald in tiefen Schlaf.
Am folgenden Morgen, dem 30., ging Jeder wieder an die Arbeit.
Es handelte sich jetzt darum, eine Plattform auf der Grundlage des Flosses herzustellen. Hierzu dienten die Planken der Bordwand und der Schanzkleidung des »Sloughi«. Mit kräftigen Hammerschlägen eingetriebene Nägel und unter den einzelnen Stücken verknüpfte Taue bildeten haltbare Befestigungen des Ganzen.
Diese Arbeit erforderte, obwohl Jeder sich beeilte, da ja keine Stunde zu verlieren war, doch drei volle Tage. Schon zeigten sich einzelne Krystallisationen auf den Wassertümpeln zwischen den Klippen und selbst am Rande des Rio. Der Schutz, den das Zelt gewährte, fing trotz eines stets unterhaltenen Feuers an, unzureichend zu werden, und kaum konnten Gordon und seine Kameraden sich der Kälte dadurch erwehren, daß sie, in ihre Decken gewickelt, sich dicht an einander drängten. Das trieb sie also doppelt an, ihre Arbeiten zu vollenden, um die wohnliche Einrichtung von French-den zu beginnen. Hier hoffte man wenigstens, der Strenge des Winters, die unter diesen hohen Breiten sehr fühlbar wird, Trotz bieten zu können.
Selbstverständlich war die Plattform so haltbar als möglich hergerichtet worden, um sich unterwegs nicht lockern zu können, was die Versenkung des ganzen Materials im Bette des Rio zur Folge gehabt hätte. Um einem solchen Unfalle vorzubeugen, erschien es besser, die Abfahrt um vierundzwanzig Stunden hinauszuschieben.
»Doch haben wir, bemerkte Briant, ein Interesse daran, nicht bis über den 6. Mai zu warten.
– Und warum? fragte Gordon.
– Weil übermorgen Neumond ist, erklärte Briant, und weil die Gezeiten da während einiger Tage bedeutender auftreten. Je stärker die Fluth aber anschwillt, desto mehr unterstützt sie uns bei der Bergfahrt auf dem Rio. Bedenke doch, Gordon, wenn wir genöthigt wären, dieses schwere Floß mittelst Schlepptau oder durch
Weitere Kostenlose Bücher