Zwei Jahre Ferien
von Nutzen sein konnte, wie Planken, Bohlen, Eisenzeug, Kupfer u. s. w. zu gewinnen, um damit French-den (die Franzosengrotte) auszustatten. Vorstehenden Namen hatte man nämlich der uns bekannten Höhle zum Andenken an den schiffbrüchigen Franzosen beigelegt.
»Wo werden wir aber bis zur Zeit wohnen, ehe wir dort Unterkommen gefunden haben? fragte Doniphan.
– Unter einem Zelte, antwortete Gordon, einem Zelte, das wir am rechten Ufer des Rio unter den Bäumen aufschlagen.
– Das ist wohl das Beste, meinte Briant, und wir wollen unverzüglich an die Ausführung gehen.«
Die Abtragung der Yacht, das Ausladen des Materials und Proviants, sowie endlich der Bau eines Flosses – Alles das erforderte wenigstens einen Monat Arbeit, und ehe die Sloughi-Bai verlassen werden konnte, mußten die ersten Tage des Mai herankommen, welche den ersten Novembertagen, also dem Anfange des Winters, auf der nördlichen Halbkugel der Erde entsprechen.
Mit gutem Grunde hatte Gordon das Ufer des Rio zur Errichtung des neuen Lagerplatzes erwählt, denn der Transport des gesammten Besitzthumes sollte später zu Wasser erfolgen. Kein anderer Weg wäre so kurz und so bequem gewesen. Durch den Wald oder über das Nebengelände des Rio hin alles das zu befördern, was nach Zerlegung der Yacht vorhanden war, hätte als eine ganz undurchführbare Arbeit erscheinen müssen. Dagegen gelangte während mehrerer Gezeitenwechsel, unter Ausnützung der bis zum See hier ansteigenden Fluth, ein Floß gewiß ohne besondere Anstrengung ihrerseits zum Ziele.
Bekanntlich bot der Rio, wie Briant sich überzeugt hatte, in seinem oberen Laufe keinerlei Hindernisse, weder Wasserfälle, noch Stromschnellen oder Sandbänke. Um nun auch den Unterlauf von der Schlammlache bis zur Mündung kennen zu lernen, wurde ein weiterer Ausflug, diesmal aber mit der Jolle, unternommen. Briant und Moko erkannten dabei, daß auch diese Strecke vollkommen schiffbar sei. Hier bot sich also eine natürliche Verkehrsstraße zwischen der Sloughi-Bai und French-den.
Die nächsten Tage fanden zur Einrichtung des Lagers am Ufer des Rio Verwendung. Die unteren Aeste zweier Buchen dienten, durch lange Stangen mit denen einer dritten verbunden, als Stützen für das Reserve-Großsegel der Yacht, das man an der Seite bis zur Erde herabfallen ließ. Unter das Zeltdach, welches durch Stricke haltbar befestigt wurde, schaffte man das Bettzeug, die nothwendigsten Geräthe, die Waffen nebst der Munition und die Proviantballen. Da das Floß aus den Bruchstücken der Yacht hergestellt werden sollte, mußte man sich damit bis zu deren vollständiger Zerlegung gedulden.
Ueber das fortwährend trocken bleibende Wetter war keine Klage zu führen Erhob sich zuweilen der Wind, so wehte er von der Landseite her, und die Arbeit ging dabei unter günstigen Verhältnissen vor sich.
Gegen den 15. April befand sich auf dem Schooner nichts mehr als die zu schweren Gegenstände, welche erst nach der Demolirung desselben gelöscht werden konnten – unter anderem die als Ballast dienenden Bleibarren, die Wassertonnen im unteren Schiffsraume, das Gangspill und die Herdeinrichtung, zu deren Fortschaffung es geeigneter Hebeapparate bedurfte. Das ganze Takelwerk dagegen, der Fockmast, die Raaen, die Wanten, ferner Ketten, Wurfanker, Kabel, Taue, Kabelgarn und dergleichen, wovon sich an Bord ein großer Vorrath fand, war schon nach und nach in die Nähe des Zeltes geschleppt oder getragen worden.
Es versteht sich von selbst, daß trotz dieser sehr dringlichen Arbeiten die Beschaffung der täglichen Bedürfnisse nicht vernachlässigt wurde. Doniphan, Webb und Wilcox widmeten stets einige Stunden der Jagd auf Felsentauben und anderes Federwild, das vom Sumpfe aus hierher kam. Die Kleinen beschäftigten sich mit der Einsammlung von Schalthieren, sobald zur Ebbezeit der Obertheil der Klippenbank trocken lag. Es war eine Freude, Jenkins, Iverson, Dole und Costar gleich einer Heerde von Küchlein zwischen den Wasserlachen umhertrippeln zu sehen. Freilich wurden sie dabei zuweilen etwas weiter naß, als nur an den Füßen, und der etwas strenge Gordon hielt ihnen dann eine ernste Strafpredigt, während Briant sie nach Kräften entschuldigte. Jacques arbeitete wohl auch mit seinen jungen Genossen, doch ohne je in deren sorgloses Gelächter einzustimmen.
So schritt die Arbeit nach Wunsch und nach gewisser Methode vor sich, in der man leicht die Einwirkung Gordon’s erkannte, dessen praktischer Sinn ihn niemals im
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