Zwei Jahre Ferien
wünschte nicht mehr, als daß die heutige Witterung noch sechsunddreißig Stunden anhalten möchte, da er French-den vor dem Abend des nächsten Tages wieder zu erreichen hoffte.
Von sechs Uhr Morgens bis gegen elf Uhr legte man ohne Schwierigkeiten die neun Meilen zurück, welche das Ende des Sees vom Stop-river trennten. Unterwegs ereignete sich nichts Bemerkenswerthes, außer daß Doniphan noch in der Nachbarschaft des Rio zwei schön behaubte Trappen mit schwarzem Gefieder erlegte, welch’ letzteres oben mit fuchsrothen und mit weißen Federn durchsetzt war. Das brachte ihn ebenso in gute Laune wie Service, der stets gern bei der Hand war, jedes beliebige Stück Federwild zu rupfen, auszunehmen und zu braten.
Das geschah denn auch eine Stunde später, als seine Kameraden und er den Wasserlauf mittels des Halkett-boat in derselben Weise wie früher überschritten hatten.
»Da sind wir nun unter dem Gehölz, sagte Gordon, und ich hoffe, Baxter wird Gelegenheit finden, seinen Lasso oder seine Bolas zu gebrauchen.
– Thatsache ist, daß sie bis jetzt gerade noch keine Wunder gethan haben, antwortete Doniphan, der eine nur sehr geringe Achtung für jedes Hilfsmittel der Jagd mit Ausnahme der Flinte und der Büchse hegte.
Zwei Tucutucos brieten… (S. 203.)
– Und was hätten sie gegen Vögel auszurichten vermocht? fragte Baxter.
– Vögel oder Vierfüßler, Baxter, ich habe nicht viel Vertrauen dazu.
– Ich auch nicht, ließ Croß sich vernehmen, der stets zur Unterstützung seines Vetters bereit war.
– Wartet wenigstens, bis Baxter Gelegenheit gehabt hat, sich ihrer zu bedienen, ehe ihr darüber urtheilt, ermahnte Gordon. Ich bin überzeugt, daß er seine Sache schon gut machen wird. Wenn uns die Munition eines Tages fehlt, werden doch Lasso und Bolas niemals fehlen!
– Dagegen fehlen sie das Wild! entgegnete der unverbesserliche Knabe.
– Das werden wir ja sehen, erwiderte Gordon; inzwischen wollen wir aber frühstücken.«
Die Vorbereitungen erforderten jedoch einige Zeit, da Service seine Trappen ordentlich durchbraten lassen wollte. Wenn dieser Vogel den Hunger der jungen Leute zu stillen vermochte, kam es daher, daß er von ziemlich bedeutender Größe war. In der That gehören diese Trappen, die bei einem Gewicht von dreißig Pfund fast drei Fuß vom Schnabel bis zum Schwanz messen, zu den größten Mitgliedern der Familie der Gallinaceen (Hühnervögel). Freilich wurde dieser hier bis zum letzten Stück aufgezehrt, selbst bis zum letzten Knochen, denn Phann, der das Gerippe desselben bekam, ließ nicht mehr als seine Herren davon übrig.
Nach vollendetem Frühstück drangen die Knaben nun in den bis jetzt unbekannten Theil der Traps-ein, welchen der Stop-river durchströmte, ehe er sich in den Stillen Ocean ergoß. Die Karte ließ erkennen, daß sein Lauf sich nach Norden zu wendete und daß seine Mündung jenseits des Vorgebirges False-sea-point lag. Gordon beschloß nun, das Ufer des Stop-river zu verlassen, da er beim weiteren Verfolgen desselben nach einer von French-den entgegengesetzten Richtung geführt worden wäre. Ihm lag vor Allem daran, auf kürzestem Wege nach den Ausläufern des Auckland-hill zu gelangen, um an deren Fuße nach Süden hinabzuziehen.
Nachdem er sich mittels des Compasses orientirt, wandte sich Gordon geraden Wegs nach Westen. Die im südlichen Theile der Traps-woods etwas dünn stehenden Bäume boten einen ziemlich freien Pfad, der von Gras und Gebüsch weniger bedeckt war.
Zwischen den Birken und den Buchen öffneten sich da und dort kleine Lichtungen, wo die Sonne ungehinderten Zutritt hatte. Hier vermischten wilde Blumen ihre leuchtenden Farben mit dem Grün der Gesträuche und des Grasteppichs. An einigen Stellen schaukelte das prächtige Kreuzkraut auf zwei bis drei Fuß hohen Stengeln. Sie pflückten auch einige dieser Blätter, mit denen Service, Wilcox und Webb ihre Westen schmückten.
Da machte Gordon, dessen Kenntnisse in der Botanik bei so mancher Gelegenheit sich für die kleine Colonie nützlich erwiesen, eine recht werthvolle Entdeckung. Seine Aufmerksamkeit wurde durch einen dichtverzweigten Busch mit wenig entwickelten Blättern erregt, dessen mit Dornen besetzte Zweige eine röthliche Frucht von der Größe einer Erbse trugen.
»Das sind Trulcabeeren, wenn ich nicht irre, rief er, eine Frucht, welche die Indianer vielfach verwenden.
– Wenn sie eßbar ist, antwortete Service, so lassen wir sie uns schmecken, da sie nichts
Weitere Kostenlose Bücher