Zwei Jahre Ferien
immer wieder Braten, doch wär’ es unrecht gewesen, Service, der seine Speisekarte unmöglich abändern konnte, daraus einen Vorwurf zu machen.
Inzwischen waren Gordon und Baxter etwas tiefer in den Wald hineingegangen, der Eine nach neuen Gebüschen und Nutzpflanzen, der Andere mit der Absicht, Lasso und Bolas zur Anwendung zu bringen – geschah es auch nur, um Doniphan’s Spötteleien ein Ende zu machen.
Beide mochten gegen hundert Schritte durch das Dickicht zurückgelegt haben, als Gordon, der Baxter zu sich heranwinkte, diesem ein Rudel von Thieren zeigte, welche im hohen Grase ihr Spiel trieben.
»Wie?… Ziegen? fragte Baxter leise.
– Oder wenigstens Thiere, welche einigermaßen Ziegen ähneln, antwortete Gordon. Versuchen wir eines oder das andere zu fangen….
– Lebend zu fangen?…
– Ja, Baxter; es ist ein Glück, daß Doniphan nicht bei uns ist, er hätte schon eines mit der Flinte erlegt und die anderen in die Flucht getrieben. Schleichen wir uns sorgsam gedeckt näher heran.«
Die graziösen Thiere – es mochten ihrer ein halbes Dutzend sein – hatten noch keine Witterung bekommen. Wie eine Vorahnung der Gefahr schnüffelte jedoch eine dieser Ziegen, wahrscheinlich ein Mutterthier, in der Luft umher und hielt sich auf der Lauer, bereit mit der kleinen Heerde zu flüchten.
Plötzlich sauste etwas pfeifend durch die Luft. Die Bolas flogen aus den Händen Baxter’s, der sich nur einige zwanzig Schritte von den Thieren befand. Geschickt und kraftvoll geschleudert, schlangen sie sich um eine der Ziegen, während die anderen eiligst im dichteren Gehölz verschwanden.
Gordon und Baxter sprangen auf die Ziege zu, welche sich vergeblich den Bolas zu entwinden suchte. Sie wurde ergriffen, ihr jedes Entfliehen unmöglich gemacht, und dabei wurden auch noch zwei junge Thiere gefangen, welche der Instinct bei ihrer Mutter zurückgehalten hatte.
»Hurrah! rief Baxter, der seiner Freude lauten Ausdruck geben mußte. Hurrah!… Sind denn das auch wirklich Ziegen?…
– Nein, antwortete Gordon, ich halte sie vielmehr für peruanische (sog. Vigogne-) Schafe.
– Und geben diese Thiere Milch?
– Natürlich, ganz wie Ziegen.
– Nun gut, dann mögen es auch Schafe sein!«
Gordon täuschte sich nicht. In der That ähneln die Vigogne-Schafe den Ziegen, doch sind ihre Pfoten oder Klauen länger, das Vließ aber kurz und sein wie Seide, der Kopf klein und mit Hörnern versehen. Diese Thiere bewohnen hauptsächlich die Pampas von Amerika und selbst die Nachbargebiete der Magellanstraße.
Man begreift leicht, welcher Empfang Gordon und Baxter zutheil wurde, als sie, der Eine das Vigogne-Schaf an der Leine der Bolas nach sich ziehend, der Andere mit den beiden Lämmern desselben unter den Armen, nach dem Halteplatz zurückkamen. Da die Mutter die jungen Thiere noch ernährte, durfte man hoffen, diese ohne besondere Mühe aufziehen zu können. Vielleicht besaß man hiermit den Kern einer zukünftigen Heerde, welche der kleinen Colonie sehr nützlich zu werden versprach. Natürlich bedauerte Doniphan die ihm entgangene Gelegenheit, einen guten Schuß abzugeben; da es aber darauf ankam, diese Thiere lebend einzufangen, nicht sie zu tödten, mußte er zugeben, daß die Bolas dazu besser geeignet waren, als die Feuerwaffe.
Alle verzehrten vergnügt ihr Mittag-oder vielmehr ihr Abendbrod. Das an einem Baume festgebundene Vigogne-Schaf ließ sich nicht abhalten zu weiden, und die kleinen Thiere sprangen munter um dasselbe herum.
Die Nacht verlief jedoch nicht so friedlich wie die in den Ebenen der Sandy-desert. Dieser Theil des Waldes erhielt den Besuch von gefährlicheren Thieren als Schakals, welche leicht zu erkennen sind, weil ihr Geschrei gleichzeitig wie ein Heulen und ein Bellen klingt. Gegen drei Uhr Morgens kam es denn auch zu einer Alarmirung, diesmal aber durch ein bedrohliches Gebrüll, das sich in der Nachbarschaft vernehmen ließ.
Doniphan, der beim Feuer mit dem Gewehre nahe zur Hand Wache hielt, glaubte zuerst, seine Kameraden davon nicht unterrichten zu sollen. Das Gebrüll wurde indeß nach und nach so laut, daß Gordon und die Anderen davon allein aufwachten.
»Was giebt es denn? fragte Wilcox.
– Es muß wohl eine Rotte größerer Raubthiere sein, welche in der Umgebung umherschweifen, antwortete Doniphan.
– Das sind wahrscheinlich Jaguars oder Cuguars! meinte Gordon.
– Die Einen sind gerade so viel werth, wie die Anderen!
– O, keineswegs, Doniphan, der Cuguar ist
Weitere Kostenlose Bücher