Zwei Jahre Ferien
Jahreszeit das Uferland der Wrack-coast in ungeheurer Menge besuchten. Es fing nämlich das während der Abende und Nächte des langen Winters vielgebrauchte Leuchtmaterial wirklich an zu fehlen. Von dem Vorrathe an Kerzen, die der französische Schiffbrüchige hergestellt hatte, waren kaum noch zwei bis drei Dutzend übrig. Das Oel aber, welches sich in den Fässern auf dem »Sloughi« vorgefunden und das zur Speisung der Laternen diente, war auch schon zum größten Theile verbraucht, was den vorsorglichen Gordon nicht wenig beunruhigte.
Gewiß hatte Moko eine nicht unbeträchtliche Menge des Fettes aufgesammelt, welches das Wild, Nagethiere, Wiederkäuer und Geflügel etc., lieferte; doch lag es nur zu sehr auf der Hand, daß dasselbe durch den Tagesbedarf schnell genug erschöpft würde. War es nun gar nicht möglich, dasselbe durch einen Körper zu ersetzen, den die Natur ganz oder doch fast fertig zum Gebrauche vorbereitet hatte? Konnte sich die kleine Colonie nicht wegen Mangels an pflanzlichen Oelen einen sozusagen unerschöpflichen Stock an thierischen Oelen verschaffen?
Ja, gewiß; wenn es den Jägern nur gelang, eine Anzahl jener Robben, jener Pelz-Otarien zu erlegen, die sich während der warmen Jahreszeit auf den Klippen der Sloughi-Bai einfanden. Man mußte sich aber beeilen, denn diese Amphibien zögerten gewiß nicht länger, sich nach den südlichen Gebieten des antarktischen Meeres zurückzuziehen.
Die geplante Expedition war also von hoher Wichtigkeit, und die Vorbereitungen dazu wurden auch so getroffen, daß sie gute Erfolge versprach.
Seit einiger Zeit schon hatten Service und Garnett es sich angelegen sein lassen, die beiden Guanakos zu Zugthieren abzurichten. Baxter hatte für dieselben Halfter von trockenem Grase und mit Leinwand überzogen angefertigt, und wenn man jene bis jetzt auch noch nicht ritt, so war es doch vielleicht möglich, sie vor den Wagen zu spannen, gewiß ein Vorzug gegenüber der Nothwendigkeit, sich sonst selbst vorzuspannen.
So wurde der Wagen also mit Schießbedarf, Mundvorrath und verschiedenen Geräthen beladen, darunter eine große Mulde und ein halbes Dutzend leere Fässer, welche mit Robbenöl gefüllt werden sollten. Es empfahl sich ja, die Thiere an Ort und Stelle auszuweiden, statt sie erst nach French-den zu schaffen, wo die Luft von ihnen mit ungesunden Dünsten geschwängert worden wäre.
Der Aufbruch erfolgte mit Aufgang der Sonne, und während der ersten beiden Stunden kam man ohne Schwierigkeit vorwärts. Wenn der Wagen nicht allzuschnell dahinrollte, so lag das an dem ziemlich unebenen Boden des rechten Ufers am Rio Sealand, welches für Zugthiere, also hier für die Guanakos, nicht besonders geeignet war. Eigentlich beschwerlich wurde die Sache jedoch erst, als die kleine Gesellschaft um das Schlammloch der Bog-woods und zwischen den Bäumen des Waldes hinwanderte. Die kleinen Beine Costar’s und Dole’s wußten davon ein Liedchen zu singen. Gordon mußte ihnen auch auf Ansuchen Briant’s gestatten, auf dem Wagen Platz zu nehmen, um ausruhen zu können, ohne zurückzubleiben.
Gegen acht Uhr, als das Gespann längs der Grenze des Schlammloches nur mühsam vorwärts kam, lockten die Rufe Webb’s und Croß’, welche etwas vorausgingen, erst Doniphan und dann auch die Anderen herbei.
Inmitten des Morastes der Bog-woods und in der Entfernung von etwa hundert Schritten wälzte sich schwerfällig ein ungeheures Thier umher, das die jungen Jäger sofort erkannten. Es war ein feister, röthlich gefärbter Hippopotamus, der, zum Glücke für ihn selbst, unter dem dichten Laubwerke des Sumpfes verschwand, ehe es möglich gewesen wäre, auf denselben zu schießen. Doch wozu hätte auch ein solch’ völlig nutzloser Flintenschuß dienen können?
»Was ist denn das, das große Thier da? fragte Dole, der schon durch das Erblicken desselben ganz ängstlich geworden war.
– Das ist ein Hippopotamus, belehrte ihn Gordon.
– Hippopotamus?… Was für ein drolliger Name!
– Nun, in unserer Sprache würde es »Flußpferd« lauten, erklärte Briant.
– Das sieht ja einem Pferde aber gar nicht ähnlich, bemerkte Costar ganz richtig.
– Nein, rief Service, meiner Ansicht nach hätte man den Dickhäuter lieber Porkopotamus (Flußschwein) nennen sollen.«
Diese Aeußerung erschien sehr treffend und erregte ein lautes Gelächter der Kleinen.
Trotz guten Willens vermochte Service… (S. 223.)
Es war ein wenig über zehn Uhr Vormittags, als
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