Zwei Jahre Ferien
konnte sie nicht abschrecken. Tief unten abgeschnittene und sorgsam entästete Bäume lieferten den Bedarf an dicken Pfählen, welche zur Abschließung eines Raumes nöthig waren, der genügenden Platz bot, um ein Dutzend verschiedener Thiere bequem aufzunehmen. Diese fest in den Boden gerammten und durch Querhölzer verbundenen Stämme leisteten gewiß allen wilden Thieren Widerstand, wenn solche dieselben stürmen oder überspringen wollten; der Stall oder Schuppen wurde aus Theilen der Schanzkleidung des »Sloughi« errichtet, was den jungen Zimmerleuten die unter den vorliegenden Umständen sicherlich sehr mühsame Arbeit ersparte, die Baumstämme zu Planken zu zerschneiden. Das Dach desselben wurde sodann mit dichten, getheerten Pfortsegeln abgedeckt, um gegen Wind und Wetter Schutz zu gewähren. Ein gutes, dickes Streulager, das häufig erneuert werden sollte, frisches Futter, als Gras, Moose und Laub, wovon große Vorräthe herbeigeschafft werden sollten, mehr bedurfte es ja nicht, um die Hausthiere in gutem Zustande zu erhalten. Garnett und Service, welche eigens die Besorgung der Einfriedigung und der Bewohner derselben übernommen hatten, sahen ihre Mühe bald dadurch belohnt, daß das Guanako und das Vigogne-Schaf von Tag zu Tag zutraulicher und zahmer wurden.
Die Einfriedigung erhielt noch obendrein bald neue Gäste. Zuerst hatte sich in einer der Fallgruben im Walde noch ein zweites Guanako fangen lassen, und dann folgten noch ein Paar Vigogne-Schafe, männlichen und weiblichen Geschlechtes, deren sich Baxter mit Hilfe Wilcox’ bemächtigte, welcher auch selbst im Werfen der Bolas eine vorzügliche Geschicklichkeit erlangt hatte. Selbst einen Nandu stellte Phann im vollen Laufe; man überzeugte sich jedoch, daß mit diesem ebensowenig anzufangen war, wie mit dem ersten. Trotz guten Willens vermochte Service, der sich’s nun einmal in den Kopf gesetzt hatte, nicht, dem Stelzvogel etwas Verstand beizubringen.
Es versteht sich von selbst, daß das Guanako und die Vigogne-Schafe bis zur Vollendung des Stalles jeden Abend im Storeroom in Sicherheit gebracht wurden. Das Geschrei von Schakals, das Kläffen von Füchsen und das Geheul von Raubthieren ertönte oft zu nahe bei French-den, als daß es klug gewesen wäre, jene Thiere im Freien zu lassen.
Während sich Garnett und Service nun ausschließlicher der Pflege des kleinen Thierbestandes widmeten, unterließen es Wilcox und einige seiner Kameraden nicht, die Schlingen und Dohnen in Stand zu erhalten, welche täglich nachgesehen wurden. Außerdem gab es auch noch Arbeit für die beiden Kleinsten, Iverson und Jenkins. Die Trappen, Fasanen, Perlhühner und Tinamus bedurften eines besonderen Hühnerhofes, den Gordon in der einen Ecke der Einhegung herstellen ließ, und den beiden Kindern fiel es zu, denselben zu besorgen, was sie auch mit großem Eifer ausführten.
Moko hatte, wie man sieht, jetzt nicht nur Milch von den Vigogne-Schafen, sondern auch Eier vom Federvieh zur Verfügung. Gewiß hätte er nun häufiger eine süße Zwischenspeise zubereitet, wenn Gordon nicht so sehr darauf hielt, den Zucker zu schonen. Nur an Sonn-und Festtagen sah man deshalb auf der Tafel eine Extraschüssel erscheinen, an der sich Dole und Costar weidlich gütlich thaten.
Doch wenn es unmöglich war, Zucker zu erzeugen, konnte man nicht vielleicht ein Ersatzmittel desselben finden? Seine Robinsons immer bei der Hand, behauptete Service hartnäckig, man müsse danach nur ordentlich sachen. Gordon that das auch und entdeckte am Ende unter den Dickichten der Traps-woods eine Gruppe Bäume, welche sich drei Monate später, in den ersten Herbsttagen, mit prächtigem, purpurrothem Laube schmücken sollten.
»Das sind Ahornbäume, rief er, zuckerliefernde Bäume!
– Wie, Bäume aus Zucker? fragte Costar, dem schon das Wasser im Munde zusammenlief.
– Nein, kleines Leckermaul, antwortete Gordon. Ich sagte nur: zuckerliefernde Bäume. Zieh’ nur die Zunge wieder ein!«
Das war eine der wichtigsten Entdeckungen, welche die jungen Colonisten seit ihrer Niederlassung in French-den gemacht hatten. Durch einen Einschnitt in den Stamm dieser Ahornbäume erhielt Gordon einen ziemlich concentrirten Saft, der durch weitere Verdunstung einen zuckerreichen Körper lieferte. Obwohl dem rein süßen Erzeugnisse aus dem Zuckerrohre und der Runkelrübe nicht ebenbürtig, erwies sich dieser Stoff für die Bedürfnisse der Küche doch nicht minder schätzbar und jedenfalls besser als die
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