Zwei Krankenschwestern auf dem Jacobsweg oder im Oktober gibt es keine Nachtpilger (German Edition)
Gelegenheit solch einer Geräuschkulisse zu lauschen. Es hört sich wie in einem HollywoodFilm an. Im gegenüberliegenden Wohnhaus kann ich die erleuchteten Fenster beobachten, aber es geschieht am Sonntagabend nichts aufregendes. Irgendwann gegen 2.00 Uhr schlafe ich ein.
Teil II Probelauf
04. August 2009, Dienstag, Burgos - Hornillos del Camino, 20 km
Hier in Burgos beginnt also in jener Nacht im August 2009 für meine Kinder Juliane und Martin und mich, unsere Pilgerreise nach Santiago de Compostella. Die Nachtschichtpilger werden unsere ständigen Begleiter für die nächsten 4 Wochen sein, wir werden ihnen aber selten begegnen, denn Nachtpilger schaffen mindestens 30 bis 50 km am Tag (Nacht), für uns nicht vorstellbar oder gar auszuführen. Die Nachtpilger sind leichtfüßige Wallfahrer mit wenig Gepäck, die ab Öffnung der Herberge auf ihrem Bett liegen, nichts tun, außer zu schlafen. Ab Mitternacht muss man damit rechnen, dass sie mit viel Geknister und Taschenlampengeleuchte die Örtlichkeiten räumen, aber nicht alle zur selben Zeit, sondern schön über die restlichen Stunden der Nacht verteilt, werden sie uns nach und nach geräuschvoll verlassen. Einen Nachtschichtpilger der ganz extremen Art war es uns vergönnt kennen zulernen. Er schlief den Nachmittag und verließ kurz vor dem Löschen des Lichts die Herberge. Er hat somit einem anderen Pilger das Nachtlager genommen, denn die Herberge war total voll. Die Nachtpilger sind die Vampire unter den Pilgern, obwohl der Vergleich wegen des christlichen Zieles wohl doch etwas hinkt. Ich habe mich oft gefragt, was die Nachtpilger davon haben? Sie sehen nichts von ihrer Umgebung, können keinerlei soziale Kontakte entwickeln und brechen sich in der Dunkelheit vielleicht noch den Hals, außerdem ist es in der Dunkelheit schwierig, die Pfeile auszumachen.
Unser erstaunlich guter Schlaf wird, wie bereits erwähnt, um circa 4.00 Uhr von den Nachtpilgern unterbrochen. Eine Tür öffnen, eine Stufe betreten, dass ist wie ein Weckruf für alle. Es dauert etwa eine Stunde, bis im Haus wieder Ruhe einkehrt.
Durch die nächtliche Störung sind wir Drei wohl noch mal so tief eingeschlafen, sodass wir erst kurz vor 8.00 Uhr erwachen. Aber wir haben ja keine Eile.
Wir wollen es ganz ruhig angehen lassen. Das soll unser Kennenlerntag werden. Also machen wir uns erst mal in dem „nachkriegsanmutenden“ Bad frisch, sammeln unsere sieben Sachen zusammen und verlassen unsere erste Pilgerunterkunft. Noch in der Stadt Burgos versorgen wir uns mit unserem Tagesproviant. Unsere erste zu überwindende Hürde - Obst, Gemüse, Käse und Gebäck kaufen - meistern wir vortrefflich. Bei den netten Spaniern ist das kein Problem. Jeden Tag haben sie mit der Spezies Pilger zu tun und sind allerhand gewöhnt. Da werden wir manches Mal hinter den Ladentisch gebeten, um konkret auszusuchen und selbst einzutüten. Beiden Seiten erspart es Stress und Zeit. Mit einem kurzen Lachen und einer Entschuldigung ziehen wir mit einem freundlichen „Buen Camino“ weiter.
Wir sind jetzt jedenfalls erst einmal mit frischem Proviant auf dem Weg nach Hornillos del Camino versorgt. Damit liegen für heute ungefähr 20 km vor uns.
Zuerst gilt es unsere Wegweiser, die gelben Pfeile zu finden. Die Pfeile zeigen sich bald. In Burgos müssen wir uns anstrengen, wir haben nicht gleich den Bogen raus die Hinweise zu sichten, aber nach einer Weile wissen wir worauf zu achten ist. Mit den Blicken werden die Häuserwände, Bordsteine, Bäume, einfach alles, das zum Beschriften geeignet ist, abgesucht. Zu dritt ist unsere Chance natürlich enorm, dass uns kein noch so kleiner Hinweis entgeht. Wir begegnen auch anderen Pilgern und folgen ihnen einfach, wenn die Pfeile nicht eindeutig den Weg weisen. Denn alle haben dasselbe Ziel. Santiago de Compostella!
Wir sind 9.30 Uhr in Burgos gestartet. Als wir die Stadt verlassen, ist die Orientierung kein Problem mehr. Überall weisen uns die gelben Pfeile den Weg. Zunächst haben wir damit zu tun, uns mit unseren Rucksäcken bekannt zu machen und anzufreunden. Das macht mehrere Stopps nötig. Da muss mal an diesem, dann an jenem Gurt gezogen werden, es braucht einige Zeit bis wir den Bogen raus haben.
Wegweiser überall
Am günstigsten habe ich es getroffen, da ich in der Lage bin, den Beckengurt so auf meinem Becken zu platzieren, das ich dadurch meinen Rücken enorm entlasten kann. Die Kinder haben immer mal wieder Probleme mit ihrem Rucksack.
Nun laufen wir also und
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