Zwei Neue auf Burg Schreckenstein
ist“, wunderte sich Dampfwalze.
Hinter dem Rosenbeet zogen sie sich bis auf die Unterhosen aus, legten alles ordentlich nebeneinander ins Gras, auch die Socken und die Schuhe. Wie Ziervögel auf einer Zaunstange saßen sie nebeneinander in ihren bunten Unterhosen und warteten auf Fräulein Dr. Horn. Mit Badetüchern, bis unters Kinn gestapelt, kam sie bald.
„So. Und jetzt reibt euch trocken und wickelt euch hinein, Und dann zieht das nasse Unterzeug aus! Damit erkältet man sich am schnellsten.“
Wortlos folgten die Ritter den verweichlichenden Anordnungen. Ottokar, der als einziger ein kariertes Tuch erwischt hatte, sagte: „Ich bin jetzt Schotte.“
Das ist eine prima Eröffnung! dachte Stefan, wo sie doch für Mauersäge schwärmt. Und er sagte: „Kürzlich waren wir beim Grafen, und da hat er uns von den Schottenkaros erzählt. Die nennt man dort Tartans. Und der Graf kann sie unterscheiden.“
Wohlwollend nickte Fräulein Dr. Horn: „Ja, der Graf ist überhaupt ein umfassend gebildeter Herr.“
Ottokar sah Stefan an, und es gelang beiden, ernst zu bleiben. Auf einmal stutzte Fräulein Dr. Horn: „Was habt ihr denn da für eine große Flasche?“
Die Ritter wechselten Blicke. So was Dummes! Damit wollten sie das Gespräch nicht beginnen. Aber Mücke rettete die Situation, indem er einfach sagte: „Darauf kommen wir später zurück. Zuerst wollen wir Ihnen erklären, warum wir da sind.“
„Jawohl“, betonte Ottokar. „Wir haben da ein Problem, von dem Sie auch mitbetroffen sind.“
„So?“ wunderte sich Fräulein Dr. Horn. Und mit einem Blick auf die Flasche fügte sie hinzu: „Ich kann mir schon denken, was ihr meint.“
Jetzt half kein Ausweichen, jetzt mussten sie hart ran, mit all den schönen Ausdrücken, die sie auswendig gelernt hatten.
„Es handelt sich um Beni“, begann Ottokar. „Er darf in keine Außenseiterrolle gedrängt werden, sonst landet er bei der Fürsorge.“
„Wir haben mit ihm kommuniziert und sind gerade dabei, ihn zu integrieren“, fuhr Mücke fort. „Er zeigt noch eine gewisse Trotzhaltung, doch die ist durch sein Elternhaus bedingt.“
„Und wie!“ meinte Dampfwalze. „Das arme Schwein hat überhaupt keine Nestwärme gekriegt.“
Auch Strehlau, Andi und Hans-Jürgen landeten schöne Ausdrücke. Bis Fräulein Dr. Horn von einem zum andern sah und mit dem Kopf wackelte, als sei sie schon völlig groggy.
„Woher wisst ihr denn das alles? Ihr macht euch ja viel mehr Gedanken, als ich dachte!“
„Müssen wir doch!“ sagte Stefan sanft. „Wir wollen ihm doch helfen. Denn wenn er weiter ein Randgruppendasein führt, wird er dauergeschädigt.“
„Deswegen haben wir einen Bewusstmachungsprozess eingeleitet“, sagte Andi ein weiteres Sprüchlein auf. „Jetzt müssen wir ihm Zeit lassen, sich für die Gemeinschaft zu entscheiden.“
„Und dabei wollten wir Sie bitten, uns zu helfen“, sagte Ottokar mit treuherzigem Blick.
„Er wird es schon schaffen! Martina hat es ja auch geschafft.“
„Wir stehen für ihn ein!“ rief Hans-Jürgen. „Lange hat der kein gestörtes Verhältnis zur Umwelt mehr!“
Dampfwalze runzelte die Stirn wie ein Wissenschaftler: „Der Junge hat nämlich prima Anlagen! Probieren Sie mal den Schnaps, den er gebrannt hat. Der Rex... Ich meine Direktor Meyer und Dr. Waldmann sind ganz weg davon.“
„Aus Rosenfelser Obst!“ tönte Mücke zuckersüß hinterher.
„Darum haben wir ihn mitgebracht. Er gehört ja schließlich Ihnen.“
Strehlau reichte der Leiterin die Ballonflasche.
„O danke“, sagte Fräulein Dr. Horn und betrachtete die grüne durchsichtige Flasche. „War die ursprünglich ganz voll?“
„Sie war ganz voll“, antwortete Ottokar. Fräulein Dr. Horn sah von einem zum andern.
„Ich muss sagen, ihr tretet in sehr kameradschaftlicher Weise für diesen Beni ein. Das gefällt mir. Noch mehr hätte es mir allerdings gefallen, wenn er selber gekommen wäre. Er war es ja schließlich, der ohne Erlaubnis in unserem Labor destilliert hat.“
„Beni ist zur Zeit nicht transportfähig. Er liegt im Krankenquartier“, erklärte Dampfwalze.
„Er hat eine schwere Kur hinter sich“, verdeutlichte Strehlau. „Eine Entziehungskur.“
Fräulein Dr. Horn schmunzelte. „Verstehe. Direktor Meyer ist ja ein großer Vertreter dieser Art von Schülerselbsthilfe.“
Da trat Sonja aus dem Haus. Sie zögerte einen Augenblick, kam aber dann herüber.
„Oh, gut, dass Sie kommen, Fräulein Waldmann!“ rief ihr
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