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Zwei Stunden Mittagspause

Zwei Stunden Mittagspause

Titel: Zwei Stunden Mittagspause Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einundzwanzig Jahre jüngere Frau nimmt, der sollte lieber Flöhe dressieren, das ist einfacher!«
    Zumbach versuchte noch einmal ein Lachen, obwohl ihm die Kehle trocken wie nach einer Wüstenfahrt war, und legte den Arm um Luises Hüfte.
    »Einen Hunger hab' ich! War den ganzen Tag draußen auf den Bauten, Grundstücksbesichtigungen und so. Welche Überraschungen gibt es zum Abendessen?«
    »Warmen Schinken in Rotwein, Schatz …«
    »Das wäre genau das, was Benno jetzt auch brauchte. Warmen Schinken, haha!«
    Es sollte frivol klingen, wie ein Witz, aber es war Galle, die Zumbach dabei ausspuckte.
    Luise stieß ihn an und lachte. Die Abende mit Heinrich waren für sie die Krönung des Tages. Sie liebte ihren Mann mit allen himmlischen Idealen, die in der Seele einer Frau schlummern.
    »Morgen haben wir eine Einladung zu Konsul Wennermann. Gehen wir hin?« fragte sie.
    »Natürlich!« Zumbach ging mit großen Schritten in das Speisezimmer. Berta, das Hausmädchen, trug bereits auf. »Wennermann plant einen Neubau für sein Kaufhaus in Bochum. Ich habe davon läuten gehört. Für dieses Projekt hätte ich noch ein Loch in meinem Terminplan. Was glaubst du wohl, warum uns Wennermann sonst einladet …«
    Er setzte sich an den Tisch und aß mit gutem Appetit.

2
    Um neun Uhr abends rief Benno Großmann wieder an. Seine Stimme schwang bedrohlich an der Grenze zum Weinerlichen.
    »Heinrich, Gott sei Dank, daß du da bist! Hat Luise dir erzählt?«
    Zumbach umklammerte den Hörer und holte tief Luft. Ruhig, ganz ruhig, sagte er sich vor. Du bist der ahnungslose Freund Heinrich.
    »Natürlich. Gleich, als ich nach Hause kam. Wie Frauen sind, Benno … sie schießen sofort mit Kanonen. Und nun ist Margot wieder da, was?«
    »Eben nicht!« Großmanns Stimme schwankte. »Neun Uhr, Heinrich. Ich finde dafür keine Erklärung. Das hat sie noch nie getan …«
    »Ich habe schon zu Luise gesagt: Eine Freundin, und nun reden sie rund um die Uhr …«
    »Margot nicht. Überall gibt es Telefone. Sie hätte längst angerufen.«
    »So gut hast du sie schon erzogen, alter Junge?«
    »Mir ist nicht nach blöden Scherzen zumute, Heinrich! Ich mache mir ehrlich Sorgen. Um halb zwölf war sie beim Friseur schon fertig …«
    »Na also! Ist das ein Beweis? Frisch frisiert trifft sie irgend jemand und bummelt jetzt. Benno, Hand aufs Herz, warst du in der letzten Zeit im Bett ein bißchen müde?«
    »Deine Blödheiten gehen mir auf die Nerven!«
    Großmanns Stimme wurde lauter. »Heinrich, sei einmal vernünftig, nimm einmal ernst, was ich sage. Margot würde nie bummeln. Sie ist gar nicht der Typ dazu. Sie ist immer korrekt gewesen … und heute plötzlich so etwas. Verdammt, verkneif dir weitere Redensarten. Sei ehrlich: Was würdest du tun, wenn Luise so etwas machte?«
    »Ich würde sagen: ›Benno, kann ich zu dir kommen?‹ – Und das sage ich jetzt zu dir: Komm zu uns, Benno! Trink einen Kognak und beruhige dich.«
    »Soll ich nicht die Polizei …«
    »Unsinn. Die Polizei! Willst du dich auslachen lassen? Wenn eine Ehefrau bis neun Uhr abends nicht zu Hause ist, kann man sie noch nicht als vermißt melden! Benno, reiß dich zusammen! Du bist nicht fünfzig Jahre alt geworden, um jetzt kindisch zu werden. Margot taucht schon noch auf, und sie wird eine ganz einfache Erklärung haben. Komm 'rüber und trink einen mit uns.«
    Zumbach legte auf. Er wartete die Antwort Großmanns nicht mehr ab.
    Wie wird es sein, wenn die volle Wahrheit über ihn hereinbricht? dachte er. Wenn er sieht, daß Margot auch in der Nacht nicht wiederkommt und am Morgen auch nicht? Wenn man ihm sagt: Sie ist verschwunden. Einfach verschwunden. Spurlos …
    Luise sah zu ihm hin. Er lächelte etwas gequält und erhob sich abrupt. »Benno …«, sagte er. »Ich habe gesagt, er soll zu uns kommen und sich beruhigen. Er ist wirklich völlig durcheinander. Die einundzwanzig Jahre Altersunterschied machen ihm jetzt zu schaffen … Wir sollten ihn aufheitern.«
    Er sagte es leichthin und wunderte sich, wie gut es klang. Was kann man nicht alles, wenn es um den eigenen Kopf geht. Da werden ungeahnte Talente wach.
    Eine halbe Stunde später klingelte es draußen Sturm. Benno Großmann war gekommen.
    Er sah verändert aus, fremd, erschreckend alt. Als Besitzer einer kleinen, aber gutfundierten Fabrik für elektronische Meßgeräte war sein Leben bisher bis auf die täglichen kleinen Ärgernisse ein steter Aufwärtsgang gewesen. Eine Villa mit schönem Garten, zwei Wagen,

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