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Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Colts Türen eintraten. In Wirklichkeit bestand meine Aufgabe an den meisten Tagen darin, irgendwelche Idioten zu zwingen, in meinen Wagen zu steigen, und sie zur Polizei zu chauffieren, wo sie dann einen neuen Verhandlungstermin bekamen und freigelassen wurden. Oft gabelte ich Säufer und Randalierer auf, manchmal war auch ein Ladentlieb oder ein Hobby-Autoknacker darunter. Vinnie hatte mir den Mancuso-Auftrag gegeben, weil er zunächst recht einfach ausgesehen hatte. Kenny war nicht vorbestraft und stammte aus einer ordentlichen Familie. Außerdem wußte Vinnie, daß Ranger mir bei der Festnahme helfen würde.
    Ich parkte vor Fiorellos Feinkostladen und kaufte mir noch schnell ein Thunfischsandwich, dann ging ich nach nebenan ins Kautionsbüro.
    Connie sah von ihrem Schreibtisch auf, der den Zutritt zu Vinnies Büro wie eine Schranke versperrte. Die toupierten schwarzen Haare umrahmten ihr Gesicht wie ein aufgetürmtes Rattennest. Sie war ein paar Jahre älter als ich, einige Zentimeter kleiner und dreißig Pfund schwerer. Genau wie ich hatte auch sie nach einer enttäuschenden Ehe wieder ihren Mädchennamen angenommen. In ihrem Fall war der Rosolli, ein häufiger Name in diesem Viertel, für dessen Verbreitung Connies Onkel Jimmy die Hauptverantwortung trug. Heute war Jimmy zweiundneunzig und hätte seinen Schwanz nicht mal mehr gefunden, wenn er im Dunkeln geleuchtet hätte, aber seine Verdienste lebten weiter. »Hi«, sagte Connie. »Wie geht's?«
    »Im Moment ist das etwas schwer zu beantworten. Hast du den Papierkram für die Pennerin fertig?«
    Connie überreichte mir mehrere zusammengeheftete Formulare. »Eula Rothridge. Du findest sie am Bahnhof.« Ich blätterte die Unterlagen durch. »Kein Foto?«
    »Brauchst du nicht. Sie sitzt auf der Bank am Parkplatz und sonnt sich.«
    »Muß ich auf irgend etwas achten?«
    »Pirsch dich lieber gegen den Wind an sie ran.«
    Ich verzog angewidert das Gesicht und machte mich aus dem Staub.
    Die günstigste Lage am Ufer des Delaware hatte Trenton einst zu einem wichtigen Handelszentrum gemacht. Mit den Jahren schwand die Bedeutung des Delaware, damit begann auch der unaufhaltsame Abstieg zum toten Nest. Seit neuestem gab es immerhin Zweitligabaseball; Glanz und Gloria konnten also nicht mehr weit sein.
    Rund um den Bahnhof hatte sich das Ghetto ausgebreitet, und es war schier unmöglich, dort hinzugelangen, ohne durch ganze Straßenzüge heruntergekommener kleiner Häuser zu kommen, die von ebenso heruntergekommenen Gestalten bewohnt wurden. Im Sommer brodelte der Stadtteil vor Hitze und Aggressivität. Mit dem kälteren Wetter wurde die Stimmung trostloser, und die Feindseligkeiten wurden hinter den Wänden im Warmen ausgetragen.
    Aus Gewohnheit verriegelte ich in dieser Gegend Fenster und Türen meines Wagens, was aber im Ernstfall nicht viel nützen würde. Man brauchte bloß ein Obstmesser, um das Stoffverdeck des Jeeps aufzuschlitzen.
    Trentons Hauptbahnhof ist klein und nicht sonderlich beeindruckend. Auf dem Vorplatz, der von mehreren Bänken gesäumt wurde, gab es einen kleinen Parkplatz und einen Taxistand. Auch ein Polizist tat dort seinen Dienst.
    Eula, die auf der hintersten Bank saß, trug mehrere Wintermäntel übereinander, eine lila Wollmütze und Turnschuhe. Ihr Gesicht war faltig und aufgeschwemmt, das kurzgeschnittene graue Haar ragte in Büscheln unter der Mütze hervor. Ihre Knöchel waren unter einer Fettschicht verschwunden, und die säulenartigen Beine ragten wie gigantische Würstchen aus den Schuhen. Ihre gespreitzten Knie boten der Welt einen unappetitlichen Anblick.
    Ich parkte genau vor ihr im Halteverbot, und der Polizist warf mir einen warnenden Blick zu.
    Ich wedelte mit den Kautionsunterlagen. »Es dauert keine Minute«, rief ich ihm zu. »Ich bin nur hier, um Eula zum Gericht zu fahren.«
    Einen Augenblick sah er mich mitleidig an. Dann starrte er weiter Löcher in die Luft.
    Eula fuhr mich an. »Ich will nicht ins Gericht.«
    »Warum nicht?«
    »Die Sonne scheint. Ich brauche mein Vitamin D.«
    »Ich kaufe Ihnen einen Karton Milch, da ist auch Vitamin D drin.«
    »Und was kaufen Sie mir sonst noch? Kriege ich auch ein Sandwich?«
    Ich holte das Thunfischsandwich aus der Tasche. »Eigentlich sollte das mein Mittagessen werden.«
    »Bei Fiorello gibt es gute Sandwiches. Sind auch saure Gurken drauf?«
    »Ja, sogar eine Extraportion.«
    »Ich weiß nicht. Was soll ich denn mit meinen ganzen Sachen machen?«
    Hinter ihr stand ein

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