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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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den anderen Zwergen zugedacht hatte. Die Thir-Ailith waren über das Geschehen ebenso erschrocken wie er selbst.
    Weitere Gesteinsbrocken stürzten donnernd in die Tiefe, mittlerweile in nahezu ununterbrochener Folge. Einer der anderen Ausgänge brach polternd vollständig in sich zusammen, und auch der, den ihr Trupp angesteuert hatte, blieb nicht unversehrt. Knirschend löste sich der steinerne Zwergenschädel aus seiner Verankerung über dem Durchgang. Das Geräusch alarmierte die beiden Thir-Ailith, die direkt darunter standen, doch es war bereits zu spät zum Ausweichen. Mit einer Mischung aus Schrecken und grimmiger Genugtuung beobachtete Lian, wie der Stein einem von ihnen den Kopf zerschmetterte und auch den zweiten noch so hart traf, dass dieser zur Seite geschleudert wurde und reglos liegen blieb.
    Ein weiteres, noch lauteres Bersten erklang in unmittelbarer Nähe. Lian wandte den Kopf und sah, wie nur wenige Meter entfernt der Fuß einer der gigantischen Säulen zerbarst. Das tonnenschwere Gebilde begann sich träge in seine Richtung zu neigen.
    Ohne nachzudenken, rollte er sich zur Seite, so schnell er nur konnte, und begriff erst dann, dass er die Kontrolle über seinen Körper zurückgewonnen hatte. Gesteinstrümmer von der Decke und der zusammenbrechenden Säule regneten rings um ihn nieder. Einige verfehlten Lian nur um Haaresbreite. Mit dem Mut der Verzweiflung sprang er auf und hastete auf einen noch unbeschädigten
Durchgang in der Wand zu, nicht weit von dem entfernt, der das Ziel ihrer Gruppe gewesen war.
    Er kam nur drei Schritte weit, dann verlor er auf dem bockenden Untergrund erneut das Gleichgewicht und wurde zu Boden geschleudert.
    Im gleichen Moment erschütterte ein ungeheurer Schlag den Boden, als die gigantische Steinsäule mit Urgetöse ein Stück neben ihm aufschlug und in mehrere Teile zerbarst. Der Lärm war unbeschreiblich, erreichte einen fast schmerzhaften Pegel - und dann herrschte plötzlich eine geradezu unnatürliche Stille. Mit kaum mehr als einem Knistern flogen Steinsplitter durch die Luft, und einige trafen ihn. Lian schrie auf, konnte aber nicht einmal seine eigene Stimme hören. Ein dumpfer Druck war in seinen Ohren zu spüren.
    Überall um ihn herum war mit einem Mal Staub, der ihm nicht nur die Sicht nahm, sondern auch das Atmen zur Qual machte und ihn zum Husten brachte. Einen Arm schützend vor Mund und Nase gepresst, rappelte er sich wieder auf. Nahezu blind und mit brennenden, tränenden Augen taumelte er vorwärts.
    Weg, nur weg von hier! , war der einzige Gedanke, der ihn beherrschte.

1
    SCHATTEN IN DER NACHT
    »Was war das?« Alarmiert hob Dulon den Kopf, lauschte und blickte sich nervös um.
    Thilus beschäftigte sich seit mehr als zehn Minuten damit, seinen ohnehin schon spiegelblanken Dolch zu polieren. Nun ließ er ihn sinken, hob stattdessen den Kopf und erstarrte einen Moment, um ebenfalls zu lauschen, aber das Geräusch wiederholte sich nicht. Nach wenigen Sekunden zuckte er die Achseln und fuhr fort, den Dolch mit dem Tuch zu bearbeiten. Dabei hielt er die Waffe in der rechten Hand und das Tuch mit den viel zu kleinen und zum Teil steifen Fingern seiner verkrüppelten Linken, die an einem Unterarm saß, der nicht einmal halb so lang war wie bei einem durchschnittlichen Zwerg.
    »Nur ein Steinchen, das sich irgendwo gelöst hat«, sagte er gleichmütig.
    Seine Erklärung schien den jüngeren Krieger nicht zu beruhigen, eher im Gegenteil. Weiterhin blickte Dulon sich misstrauisch um, obwohl der Lichtkreis der vor ihnen auf dem Boden stehenden Lampe kaum weiter reichte als bis zu den Rändern der kleinen Felsmulde am Berghang, in der sie vor dem schneidenden Wind Schutz gesucht hatten. Alles, was dahinter lag, wurde vom Schattentuch der Nacht verdeckt.
    »Steinchen lösen sich nicht von alleine«, sagte er misstrauisch. Obwohl mit gerade einmal knapp siebzig Jahren noch ziemlich jung, war Dulon tapfer und hatte das Herz auf dem rechten Fleck, soweit Thilus ihn einschätzen konnte, aber er war auch ungeduldig und in mancherlei Hinsicht oft übereifrig.

    Und - zumindest im Moment - ziemlich nervös.
    Thilus seufzte, drehte seinen Dolch hin und her und begutachtete ihn einmal von allen Seiten, dann steckte er ihn mit einem zufriedenen Nicken in die Scheide an seinem Gürtel zurück.
    »Nun hör auf, dich selbst verrückt zu machen«, sagte er. »Wahrscheinlich war es nur der Wind oder irgendein kleines Tier. Es gibt hundert harmlose Erklärungen dafür.

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