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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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Körper war noch immer wie gelähmt. Allerdings hätte es ihm ohnehin nichts genutzt, wenn es anders wäre. Er befand sich schon jetzt im hinteren Teil der Höhle, nicht einmal ein Dutzend Schritte von der Wand entfernt, und einen zweiten Ausgang gab es nicht. Abgesehen von einer kleinen Quelle, aus der sie ihren Durst stillen konnten und die durch dasselbe Loch im Boden versickerte, durch das sie ihre Notdurft verrichteten, war die Höhle völlig kahl.
    Auch hätte es nichts genutzt, wenn er versuchte, seinen Flaum zu verbergen. Selbst mit beiden Händen könnte er Hals, Kinn, Wangen und Oberlippe nicht vollständig verdecken, sondern würde dadurch erst recht die Aufmerksamkeit auf sich lenken.
    Lians einzige Hoffnung bestand darin, dass die Thir-Ailith ihn zwischen all den anderen übersahen, aber er wusste, dass das nicht passieren würde. Er wünschte, er könnte sich unsichtbar machen oder im Boden versinken, nur ein paar Sekunden, mehr Zeit brauchte er nicht.

    Zwei Schritte trennten die Todesboten noch von ihm, noch einer, dann befanden sie sich auf gleicher Höhe mit ihm, kaum einen Meter entfernt. Der Blick eines von ihnen traf ihn, schien sich für einen entsetzlichen, zeitlosen Moment in seine Augen und geradewegs in seinen Kopf zu bohren und alles in ihm zu Eis erstarren zu lassen - und glitt dann von ihm ab und erfasste die Zwerge neben ihm, während die beiden Thir-Ailith weitergingen.
    Lian war wie betäubt. Es war unmöglich … Er war sich so sicher gewesen, dass sie ihn holen würden, dass er noch nicht einmal Erleichterung empfinden konnte. Der Tod war keine zwei Schritte von ihm entfernt vorbeigeschritten und hatte ihn verschont.
    Wenigstens für dieses Mal.
    Lian verfolgte die Thir-Ailith verstohlen aus den Augenwinkeln und wagte kaum zu atmen. Als sie aus seinem Blickfeld zu verschwinden begannen, schaffte er es irgendwie, den Kopf um eine Winzigkeit zu drehen.
    Er sollte nie erfahren, ob es diese Bewegung oder eine andere Kleinigkeit war, die die Aufmerksamkeit eines von ihnen erregte. Der Thir-Ailith wandte sich um. Erneut traf ein Blick aus seinen glühenden Augen Lian, und wieder schien er sich geradewegs in sein Innerstes zu bohren. Eine dürre, bleiche Hand wurde ausgestreckt und deutete auf ihn.
    Sein Herz setzte einen Schlag lang aus, um dann noch wilder als zuvor weiterzuhämmern. Ein gellender Schrei hallte in Lians Kopf, aber kein Laut kam über seine Lippen. Alles in ihm schien zu Eis zu erstarren. Ohne bewusstes Zutun erhob er sich mit abgehackten Bewegungen, als wäre sein Körper losgelöst von seinem Verstand, und er hätte keine Kontrolle mehr darüber.
    Ungerührt setzten die beiden Thir-Ailith ihren Weg fort, wählten noch zwei weitere Zwerge aus und kamen schließlich wieder an der Tür an. Genau wie die anderen, auf die ihre Wahl gefallen war, setzte sich Lian mit steifen Schritten in Richtung Ausgang
in Bewegung. Er wollte es nicht, versuchte dagegen anzukämpfen, aber es war unmöglich. Mit neuerlichem Entsetzen erkannte er, dass er tatsächlich keine Kontrolle mehr über seinen Körper besaß, sondern wie eine Puppe von einer fremden Macht gelenkt wurde - und es bestand kein Zweifel, um welche Macht es sich handelte.
    Mit ihm waren neun Zwerge ausgewählt worden, neun von über dreihundert, die in der Höhle eingepfercht waren. Die Blicke der anderen folgten ihnen, gleichermaßen mitfühlend wie auch erleichtert, dass es nicht sie getroffen hatte.
    Schon oft, wenn er zuvor Zeuge einer solchen Auswahl geworden war, hatte Lian sich gefragt, warum es nie Widerstand gab, warum nie einer der zum Tode Verurteilten einen - wenn auch aussichtslosen - Fluchtversuch unternahm, sondern alle den Thir-Ailith scheinbar bereitwillig folgten. Nun kannte er auch die Antwort auf diese Frage. Er war wie ein unbeteiligter Gast in seinem eigenen Körper, der den lautlosen Befehlen anderer gehorchte und einen Fuß vor den anderen setzte, ohne dass er es verhindern konnte, so sehr er auch dagegen ankämpfte. Unerbittlich näherte er sich dem Ausgang, trat schließlich durch die Tür.
    Einer der Thir-Ailith wartete, bis auch der Letzte von ihnen sie passiert hatte, dann schloss und verriegelte er sie wieder und bildete den Abschluss der kleinen Gruppe.
    Seit seiner Geburt hatte Lian die Höhle noch nie verlassen. Abgesehen von ein paar flüchtigen Blicken durch die Tür, wenn diese geöffnet wurde, besaß er nicht die geringste Vorstellung, wie die Welt außerhalb aussah. Selbst durch den

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