Zwergenzwist im Monsterland
ich sogar mein Kompendium.
Drache und Maid sangen nun zusammen:
Sie sind nicht viel wert,
passen nicht auf den Herd.
Zu scharf! Und ihre Klauen
werden dir den Magen versauen.
Doch was dich am meisten stört,
ist, wenn ein Dämon dich anröhrt!
»Ja!« riefen Drache und Maid. »Geben wir ihnen also einen guten Rat.«
Hubert winkte mit seinem Schwanz in Aleas Richtung. »Gib’s ihnen, Maid!«
Alea tanzte sicher durch eine Folge von sehr komplexen Schritten, ähnlich denen, die der Schuhbert für seine Schuhmagie vollführte.
»Sag mal, Kumpel«, wandte sie sich an Hubert. »Weißt du, warum Dämonen keinen Job von einem Drachen annehmen?«
»Natürlich, Maid!« antwortete Hubert und blies einen adretten kleinen Rauchring. »Sie haben ständig Angst, gefeuert zu werden.«
Sie steppten für einen Moment zu zweit, und die Schritte des Drachen erschütterten den Boden.
»Sag mir«, fuhr Hubert fort, »ist es richtig, daß du keine Verabredung mit jemandem aus den feurigen Tiefen der Niederhöllen triffst?«
»Das stimmt«, seufzte Alea, »sie erinnern mich immer an meine alte Flamme.«
Die zwei steppten wieder.
»Sag mal, Maid«, fing der Drache wieder an.
»Ja, Drache…«, antwortete Alea.
»Kennst du schon den kürzesten Dämonenwitz?«
»Nein.«
»Steht ein Dämon vor der Zauberuniversität.«
Zurückblickend würde ich sagen, daß dies exakt der Zeitpunkt war, an dem Drache und Maid den Kontakt mit ihrem Publikum verloren. Der letzte Witz war bei weitem zu alt und bei weitem zu abgestanden. Die Faszination von Gesang und Tanz verflüchtigte sich in nichts. Die Show war nicht mehr zu ertragen.
»Kocht das Blut von dem Drachen!« schrien sie im Chor.
»Ich bin bereits sehr heißblütig«, gab Hubert zu bedenken. »Wir haben nämlich einen Waldbrand in unseren Lungen.« Die Dämonen waren zu ihrem Tisch zurückgekehrt und starrten ihren Widersacher intensiv an.
Hubert stolperte und fiel fast auf Alea. Die geballte Konzentration des Komitees war zuviel für ihn. Sein Hut rutschte von seinem Kopf und rollte davon. Er versuchte seine Aufführung zu beenden, aber seine Bewegungen wurden von Sekunde zu Sekunde unsicherer.
Irgend etwas mußte geschehen! Aber was? Ich hatte in bitteren Lektionen gelernt, daß das Kompendium in Zeiten großer Eile eine unzuverlässige Informationsquelle war. Und ich kannte keinen besseren Grund zur Eile als den, daß Hubert gleich das Gehirn aus dem Schädel gekocht würde.
»Zeit für Schuhbert-Power?« fragte Tap.
»Zeit für alles!« schrie ich. »Alles, was du dir ausdenken kannst!«
Tap nickte grimmig. »Du willst Taten? Du kriegst sie!« Er glitt entschlossen in ein paar Tanzschritte.
Eine große braune Wolke bildete sich und verdeckte den Himmel. Der kleinste Dämon schrie »Tagesordnungspunkt!«, doch die anderen waren mit dem Blutkochen beschäftigt, als daß sie ihn gehört hätten.
Dann regnete es Pantoffeln, direkt auf die Köpfe des dämonischen Komitees.
»Nicht genug!« knurrte Tap. »Schuhberts können das noch besser!«
Er tanzte schneller. Der Regen verwandelte sich erst in Sandalen, dann in glänzende Schuhe mit Nieten. Die blutkochenden Dämonen blickten auf.
»Du schaffst sie!« rief ich.
Tap schüttelte seinen kleinen Kopf. »Das ist immer noch nicht genug. Schuhberts können es überhaupt am besten!«
Er tanzte jetzt so schnell, daß seine Füße vor meinen Augen verschwammen.
Es regnete dicke, schwere Stiefel.
Das Komitee kreischte Warnschreie, schützte sich die Köpfe mit den Händen und starrte voll Entsetzen in den stiefelgeladenen Himmel. Hubert stand auf und schüttelte den Kopf. Der Zauber war gebrochen!
»In Ordnung, Maid«, begann er. »Zeit für ein anderes Lied. Und eins und zw…« Der Drache keuchte.
Ich blickte zurück zum Komitee. Erneut richteten sie ihren kollektiven Willen auf den Drachen, während die Stiefel harmlos von ihren gepanzerten Körpern abprallten. Ihre dämonischen Schuppen waren zu dick. Als der Überraschungseffekt vorbei war, hatten sie sich sofort wieder dem dämonischen Blutkochen zugewandt, wohl wissend, daß die Schuhe sie nicht verletzen konnten.
Mit einem letzten Seufzen sank Hubert auf seine reptilischen Knie. Alea sprang hastig aus dem Weg, als der riesige Körper des Drachen zu Boden krachte.
»Nicht genug«, keuchte Tap. »Schuhbert-Power kann…«
Auch er brach zusammen. Der Stiefelregen verflüchtigte sich. Das dämonische Komitee stand hinter seinem Tisch und richtete seinen
Weitere Kostenlose Bücher