Zweyer, Jan - Rainer
sonst, sondern sehr aufgeregt.
»Wir haben den Handkarren gefunden.«
»Wo?«, wollte Dieter Buhlen wissen.
»Am Hafen. Er stand zwischen den anderen. Ein ideales Versteck. Kein Juister käme auf die Idee, einen Karren zu benutzen, der ihm nicht gehört. Deshalb ist es keinem aufgefallen, dass dort der Handkarren von Wübbers Villa Sturmflut stand.«
»Wer hat ihn gefunden?«
Müller kratzte sich irritiert am Kopf.
»Einer der Gepäckträger. Durch Zufall.«
»Ist es sicher, dass es sich um den Karren von Wübber handelt?«
Altehuus hörte sich verwundert an. »Natürlich.«
»Warum ist das so natürlich?«
»Weil der Name der Villa draufsteht.«
Buhlen machte mit offen stehendem Mund keinen besonders intelligenten Eindruck. »Sagen Sie das noch einmal: Da steht der Karren, den wir seit Tagen auf der gesamten Insel suchen, einfach am Hafen, der Name von Wübbers Villa prangt darauf, wir latschen da Tag für Tag vorbei und… Ich fasse es nicht.
Gut. Bleiben Sie dort. Wir kommen sofort. Laufschritt.«
Müller hing bereits an seinem Handy, um die Spurensicherung mal wieder nach Juist zu beordern. »Ja, ich weiß, dass wir euch auf Trab halten. – Natürlich ist es wichtig.
Würden wir euch sonst… – Du mich auch.« Er beendete die Verbindung. »Mistkerl«, schnaubte er.
Altehuus winkte ihnen zu, als sie am Leuchtturm vorbei Richtung Fähranleger spurteten.
»Wo ist der Karren?« Buhlen schnappte nach Luft.
»Hier.«
Der Handkarren war zwar luftbereift, erinnerte aber ansonsten stark an das ausgehende Mittelalter. Die Zugdeichsel war völlig verrostet, das Holz an einigen Stellen gesplittert, der ursprüngliche Farbanstrich nur zu erahnen. Einzig der Schriftzug Villa Sturmflut erschien ziemlich neu. In einer Ecke der Ladefläche sammelte sich Regenwasser.
»Und den haben wir übersehen«, schüttelte Müller den Kopf.
»Aber ob da die Spurensicherung noch etwas findet…«
»Abwarten«, bemerkte sein Kollege und beugte sich über den Karren. »Da ist was. Hat jemand Handschuhe?«
Altehuus brummte etwas Unverständliches und Müller zog es vor, überhaupt nicht zu antworten.
»Pinzette?«
»Mit meinem Zahnstocher kann ich dienen. Aber mach ihn nicht kaputt.« Günter Müller reichte seinem Kollegen zögernd einen kleinen Zahnstocher aus Edelstahl, den er in einer Lederhülle mit sich herumtrug.
Dieter Buhlen stocherte vorsichtig mit dem Gerät in der Wasserpfütze herum, griff dann mit spitzen Fingern in die trübe Brühe und zog etwas aus dem Wasser.
»Eine Kunststoffhülle. Steckte in einem Spalt zwischen den Bodenbrettern.« Er wickelte die untere Hälfte der Hülle in ein Papiertaschentuch und hielt das Fundstück hoch, um es besser begutachten zu können. »Sieht aus wie die Hülle von einem Füller. Oder einem Kuli.« Er drehte das Ding. »Hier steht was.« Er las langsam vor. »Tondeo. Hat jemand eine Ahnung, was das ist?«
Die anderen beiden Polizisten schüttelten ihre Köpfe.
»Okay. Günter, sollen wir Hölzchen ziehen oder…?«
Müller schlug den Kragen seines Mantels höher. »Schon gut.
Ich bewache unser Beweisstück. Wenn die Jungs aus Aurich aber in den nächsten zwei Stunden nicht eintreffen, löst mich einer ab.«
Buhlen nickte. »Ehrensache.«
In der Wachstube fragte der Kommissar den Juister Polizisten: »Haben Sie eigentlich einen Internetanschluss?«
Altehuus sah Buhlen an, als ob dieser von einem anderen Stern käme.
»War ja nur eine Frage.« Buhlen schnappte sich seinen Laptop, das Handy und stöpselte die Geräte zusammen. »Fragt sich nur, wer mir die Gebühren erstattet«, seufzte er, loggte sich ins World Wide Web ein und bemühte eine der Suchmaschinen. Wenige Mausklicks später wurde er fündig.
»Sehen Sie sich das an«, rief er zu Enno Altehuus. »Tondeo ist ein Hersteller für Friseurbedarf, Scheren und – halten Sie sich fest – Rasiermesser. Bingo.« Er schaltete seinen Computer aus. »Wir sollten den Friseuren auf Juist einen Besuch abstatten.«
Eine Dreiviertelstunde später saß Buhlen frustriert wieder in der Wache. »Wenn die Haarstylisten mich nicht belogen haben, arbeiten sie nicht mit Tondeo, sondern mit Produkten der Konkurrenz. Womit wir wieder beim Anfang wären.
Scheiße!«
»Versuchen Sie es doch einfach bei Behrends. Vielleicht hat der ja so ein Messer verkauft«, riet Altehuus.
»Behrends? Wer ist das denn?«
»Das Haushaltswarengeschäft auf Juist. Der hat alles, und was er nicht hat, besorgt er unverzüglich.«
»Hat
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