Zweyer, Jan - Rainer Esch 01
die Gehirnzellen weg. Es gibt so einen ›point of no return‹. Rainer ist da eben angekommen. Nach dem letzten Schluck. Schade.«
Stefanie und Cengiz kicherten.
»Das ist kein Spaß. Noch mal: Wir behalten unsere Jobs…«
Stefanie unterbrach ihn. »Welchen Job willst du denn behalten?«
»Taxifahren. Ganz einfach.«
»Ah ja.«
»Genau. Und machen das zunächst mal nebenberuflich. Da muß man nur einen Gewerbeschein beantragen. Dafür braucht man einen guten Leumund und so.«
»Dann kommst du dafür schon mal nicht in Frage.« Stefanie prustete los.
»Bestimmt hast du auch schon einen Namen für unsere Detektei?« fragte sie, Luft schnappend.
»Hab ich auch. ›Look und Listen‹. Kommt gut, finde ich.«
Stefanie und Cengiz sahen sich an und begannen erneut brüllend zu lachen.
Einige Gäste des Mykonos schüttelten verwundert den Kopf über diesen plötzlichen und lautstarken Heiterkeitsausbruch.
»Der ist des Wahnsinns fette Beute«, kicherte der Türke.
»Das kann er doch nicht ernst meinen.«
»Ich befürchte, doch.«
»Dann mach ich das eben ohne euch. Ich bin nicht auf euch angewiesen«, giftete Rainer. »Wenn ihr nicht den Mut zur Selbständigkeit habt, ich hab ihn. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten wie diesen sind Eigeninitiative und die Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme gefragt«, dozierte er.
»Das hat er aus dem Parteiprogramm der CDU. Schon traurig, wie aus einem der Mitbegründer der Linken Liste der Bochumer Uni ein Neokonservativer wird«, nahm ihn Stefanie auf den Arm.
»Ach, mit euch kann man ja nicht vernünftig reden. Ihr albert nur rum.«
»Fragt sich, wer hier vernünftiger ist«, bemerkte seine Freundin. »Ich finde, wir sollten bezahlen. Ich möchte nach Hause.«
Als sie das Lokal verließen, verabschiedete sich Cengiz.
Rainer wollte zu Stefanie in den Corsa steigen. Sie wehrte ab.
»Nee, nicht. Ich muß mir über ein paar Dinge klar werden, was uns angeht. Hast du doch selbst auch gemerkt. Wir sollten uns ein paar Tage nicht sehen. Verstehst du das?«
Esch kapierte das zwar nicht, aber er nickte.
»Und noch was. Damit du das nicht wieder in den falschen Hals kriegst. Mit ihm«, sie sah Cengiz nach, der schon hundert Meter entfernt war, »hat das überhaupt nichts zu tun. Nur mit uns beiden.«
»Ich weiß«, antwortete Rainer.
Stefanie gab ihm einen freundschaftlichen Kuß auf den Mund. »Ich melde mich. Versprech ich dir. Ich weiß nur noch nicht, wann.«
Sie stieg in ihren Wagen und ließ einen verwirrten und verstörten Esch zurück. Der starrte dem Corsa einen Moment nach und faßte dann einen Entschluß.
»Cengiz«, brüllte er, »Cengiz, warte.«
Der Türke blieb stehen und sah sich um.
Rainer Esch rannte ihm, so schnell er konnte, nach.
Schwer atmend sagte er: »Ich möchte nicht allein sein. Wenn du mein Freund bist, gehst du jetzt mit mir ins Drübbelken.
Kannst auch bei mir pennen.« Er sah ihn bittend an.
Cengiz Kaya verstand. Und nickte.
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