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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verkauftes Sterben
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zeitgleich zwei Anrufe aus der Justizvollzugsanstalt Krümmede eingegangen.
    Der eine Anrufer hieß Peter Schmidt, der andere Paul Mühlenkamp. Zu Rainers Überraschung wollten ihn beide als Wahlverteidiger beauftragen. Heute Morgen hatte er sie aufgesucht. Erst Schmidt, dann Mühlenkamp. Die Motive der beiden, ausgerechnet ihm ihre Vertretung anzutragen, waren in etwa gleich. Er sei der einzige Anwalt, den er kennen würde, erklärten ihm Peter Schmidt so wie auch Paul Mühlenkamp, wenn auch natürlich mit anderen Worten. Besonders schmeichelhaft war diese Erklärung nicht. Aber Esch hatte sich schon vor langer Zeit abgewöhnt, in solchen Dingen empfindlich zu sein.
    »Das Mandat von Schmidt werde ich annehmen«, begann Rainer.
    »Und Mühlenkamp?«, fragte Elke gespannt.
    »Warte es ab«, antwortete Rainer verschmitzt. »Also: Schmidt werde ich verteidigen. Obwohl ich den Mordtatbestand wohl nicht vom Tisch diskutieren kann. Er hat vorsätzlich getötet.
    Und Rache ist eines der Mordmerkmale. Dass Schmidt spontan gehandelt hat, kann ich nicht vorbringen. Nein, der bekommt lebenslänglich. Es sei denn, mir gelingt es, ihm gutachterlich verminderte Schuldfähigkeit attestieren zu lassen.
    Allerdings weigert sich Schmidt kategorisch, mit einem Facharzt zusammenzuarbeiten. Er sei nicht verrückt, hat er mir erklärt. Er wollte Sutthoff umbringen. Das hat er auch der Untersuchungsrichterin und den vernehmenden Beamten erzählt. Also da ist nicht viel zu machen.«
    »Und Mühlenkamp? Du wirst doch nicht…?« Rainer winkte lächelnd ab. »Keine Angst. Das Mandat werde ich nicht annehmen. Das bin ich seinem Bruder schuldig. Aber Mühlenkamp hat geredet wie ein Wasserfall.« Er griff zur Zigarettenschachtel und sah seine Partnerin fragend an.
    »Ausnahmsweise. Aber spann mich nicht so auf die Folter.«
    »Er hat mit allem gehandelt, was sich zu Geld machen ließ.
    Er war Hehler, hat aber auch selbst nicht gezögert zuzugreifen, wenn sich die Gelegenheit bot. Neben dem ganzen Elektronikkram haben die Polizisten in seiner Garage auch Medikamente gefunden.«
    »Wie kommt er denn an so was?«
    »Von seiner Arbeitsstelle. Mühlenkamp war Hausmeister. Es hat ihn ja nie jemand danach gefragt, wo er seine Tätigkeit ausübte. Möglicherweise wäre er dann viel eher aufgeflogen.«
    Rainer zog genussvoll an seiner Zigarette.
    »Nun mach schon. Wo arbeitete er denn nun?«
    »In einem Krankenhaus. Er hatte einen Generalschlüssel für fast alle Räume. Und hat sich bedient, wann immer es möglich war. Schmerztabletten, Betäubungsmittel, halt alles, was sich zu Geld machen lässt. So ist er auch an das Atracuriumbesilat gekommen. Eigentlich ein Zufallsfund, wenn du so willst. Um ein Medikament verkaufen zu können, musste er sich über dessen Wirkungsweise informieren. Auf diesem Weg hat er davon erfahren, dass man mit Atracuriumbesilat, entsprechende Dosierung vorausgesetzt, auch Menschen umbringen kann.«
    »Und warum…«
    »Er seinen Bruder umgebracht hat?«
    Elke nickte.
    »Er hat ihn gehasst. Sein Bruder war so, wie er selbst auch sein wollte, es aber nie geschafft hat. Studium, eine hübsche Freundin. Dann kam noch die Hypothek auf das Haus dazu. Im Selbstverständnis von Paul Mühlenkamp wurde mit seinem Haus das Studium seines Bruders finanziert. Sein Erbe wurde für etwas verschleudert, was für ihn selbst unerreichbar war.
    Und dann die große Erleichterung, als bei Horst Leukämie diagnostiziert wurde. Alles würde sich, so hoffte Paul, von selbst regeln. Aber Horst wurde wieder gesund. Da hat Paul dann bekanntermaßen etwas nachgeholfen. Die Kids hatten seinen Bruder an den Baum gefesselt und waren, als Paul auf der Bildfläche erschien, abgehauen. Das war die Gelegenheit, auf die er gewartet hatte. Sein Bruder hilflos am Marterpfahl.
    Das war kein ausgeklügeltes Vorhaben, sondern er hat einfach den Zufall ausgenutzt. Ganz spontan. Ich glaube sowieso nicht, dass Paul in der Lage ist, so etwas im Detail zu planen. Die Kids haben ihm Horst quasi auf dem Tablett serviert.«
    »Rainer!«
    »Aber es stimmt doch. Es war so für ihn ein Leichtes, Horst die tödliche Spritze zu setzen. Dann musste er nur noch warten. Die Leiche hat er bei Einbruch der Dunkelheit mit seinem Wagen in die Gegend geschafft, wo er sich auskannte.«
    Rainer grinste. »Es zeugt nicht gerade von großer strategischer Weitsicht, den Toten am Rand der Teutoburgia-Siedlung zu deponieren. Schließlich unterhielt Paul dort sein Zweitlager. Er hätte sehr

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