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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verkauftes Sterben
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standesrechtlichen Fragen beschäftigte, über ihren Schreibtisch. Angela war nicht nur eine gute Freundin Martinas, sie war ihre beste. Und deshalb wäre sie bestimmt bereit gewesen, Martina Spremberg den Gefallen zu tun und einen Blick in den Briefwechsel der vergangenen Wochen zu werfen.
    Rainer hatte diesen kleinen Freundschaftsdienst bisher kategorisch abgelehnt. Doch langsam bröckelte sein Widerstand. Er musste einfach wissen, was los war. »Na gut«, sagte er so gelassen, wie es ihm möglich war. »Du kannst sie ja bei nächster Gelegenheit fragen.«
    »Das mache ich glatt«, lachte Martina und griff zum Hörer.
    »Gleich. Ach, übrigens.«
    »Ja?«
    »Ich habe beim Aufräumen diesen Zettel gefunden. Er hat, glaube ich, in einem der Indianerbücher gelegen, die du diesem Jungen übergeben hast.«
    Rainer griff zu dem Papier. »Du meinst die Karl-May-Bände?«
    Martina nickte.
    Der Anwalt ging in sein Büro und fluchte leise, als er den Berg von Unterschriftsmappen sah, der sich seit gestern gebildet hatte. Mit einem frühen Feierabend gemeinsam mit Elke und dem Einläuten des Wochenendes war nun nicht mehr zu rechnen. Er ließ sich in seinen Sessel fallen, faltete den Zettel auseinander und blickte gelangweilt auf den Wisch.
    Es dauerte einen Moment, bis er erfasste, was er da las. Dann aber richtete er sich halb auf und stützte sich mit beiden Händen auf seinem Schreibtisch ab. »Martina«, brüllte er durch die geöffnete Tür. »Wo sind die Kopien von Mühlenkamp?«
    »Was?« Martina erschien im Türrahmen.
     
    »Ich hatte dich doch gebeten, die privaten Unterlagen von Horst Mühlenkamp zu kopieren, bevor wir sie der Kripo ausgehändigt haben.«
    »Ja.«
    »Und wo sind die Klamotten?«
    »Keine Ahnung. Ich habe sie dir gegeben.«
    »Tatsächlich?«
    »Natürlich. Ich vermute, sie liegen entweder irgendwo in dem Gebirge dort…« Sie zeigte auf mehrere chaotisch geschichtete Papierhaufen von jeweils etwa siebzig Zentimeter Höhe, die Rainer als persönliche Ablage‹ bezeichnete. »Oder du hast die Unterlagen im Schreibtisch verstaut.«
    »Danke.« Er beugte sich herab und begann mit der Fahndung nach den Kopien.
    »Noch etwas«, sagte Martina mit ernster Stimme.
    »Ja?«
    »Ich habe mit Angela gesprochen.«
    Rainer tauchte schlagartig aus der Versenkung auf. »Und?«
    »Brischinsky hat tatsächlich einen Bericht über deine Aktivitäten verfasst.«
    »Mistbulle!«
    »Warte ab. Es waren eigentlich nur die offiziellen Abschlussberichte der beiden Fälle. Und es gab ein Memo, das nur für die Staatsanwaltschaft bestimmt war. Und die haben dann Beschwerde über dich bei der Anwaltskammer eingelegt.«
    »Scheiße.«
    »Die Kammer hat daraufhin weitere Informationen direkt bei der Kripo eingeholt. Brischinskys Auskünfte waren mehr als positiv für dich. Nun bekommst du nur ein Schreiben, in dem dich der Vorsitzende an deine Standespflichten erinnert, mehr nicht. So eine Art Ermahnung. Angela hat den Brief schon geschrieben. Er wird Anfang nächster Woche eintrudeln.«
     
    Esch atmete tief durch. »Den Wisch rahmen wir ein und hängen ihn dann an die Wand.«
    »Das würde ich mir an deiner Stelle gut überlegen.« Elke Schlüter war neben Martina getreten. »Nicht jeder Mandant dürfte das als Werbung für uns auffassen. Was war eigentlich heute Morgen im Knast los? Du warst ja lange weg.«
    »Hast du in ein paar Minuten Zeit?«, fragte Rainer zurück.
    »Ich muss erst noch etwas überprüfen.«
    Die Suche nach den Kopien von Mühlenkamps Unterlagen dauerte dann doch noch fast ein halbe Stunde. Und bis sich der Anwalt seiner Sache wirklich sicher war, vergingen weitere dreißig Minuten.
    Er steckte den Kopf durch die Tür zu Elkes Büro.
    »Zeit?«, fragte er seine Freundin, die gerade einen Schriftsatz diktierte.
    Sie winkte ihn herein. »Bin gleich fertig. Noch ein Satz.«
    Rainer nahm sich, jedes Mal wenn er ihr Büro betrat, vor, auch in seinem Bereich etwas mehr Ordnung zu halten. Hier gab es keine Berge unerledigter Akten, keine überquellenden Aschenbecher und auch die dickbändigen
    Gesetzessammlungen dienten anderen Zwecken als dünnere Bücher am Umfallen zu hindern. Außerdem war es bei Elke kühler und die Luft besser. Selbst die Pflanzen in den Hydrokulturen schienen besser zu gedeihen. Das lag vermutlich daran, dass Elke darauf verzichtete, sie regelmäßig mit kaltem Kaffee zu düngen.
    Seine Freundin schaltete das Diktafon aus. »Erzähle.«
    Vor einigen Tagen waren in ihrer Kanzlei fast

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