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Zwienacht (German Edition)

Zwienacht (German Edition)

Titel: Zwienacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimon Weber
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und blickten durch die zur Hälfte beschlagene Fensterscheibe nach draußen. Döbeln lag unter einer dünnen Schneeschicht. Die Menschen glitten wie auf einer bewegten Leinwand vorbei. Alles wirkte friedlich, fast ein wenig träge.
    Richard wollte sich in den nächsten Tagen nach einer neuen Wohnung umsehen. Er schlief noch immer schlecht, schreckte aus den nächtlichen Albträumen hoch und glaubte die Anwesenheit des Reisenden zu spüren.
    Hinter der Wand. Nur Zentimeter von ihm entfernt.
    Die Nächte hatten dem Reisenden gehört. Richard war ihm ausgeliefert gewesen.
    Maria trank einen Milchkaffee, Richard hatte sich für Kräutertee entschieden. Er vermied alles, was sein Herz auch nur ein wenig schneller schlagen ließ als normal.
    Anfangs hatte Richard in Marias Gesicht nichts als formelle Höflichkeit entdecken können.
    Er erinnerte sich, dass er noch vom Krankenbett aus versucht hatte, Maria anzurufen. Ohne Erfolg. Sie hatte nicht abgenommen.
    Später, nach seiner Entlassung, war es dann doch noch zu einem Telefongespräch gekommen. Sie hatte gesagt, dass Sie ihm keine Schuld gäbe, aber zurzeit den Kontakt vermeiden möchte.
    Sie musste das Geschehene erst verarbeiten.
    Am ersten Weihnachtstag probierte Richard es dann erneut. Wünschte ein frohes Fest und dann, nach einem langen Schweigen, war sie es, die sich mit ihm treffen wollte.
    Jetzt saßen sie hier.
    Er wusste nicht, welche Gefühle sie noch füreinander hatten. Ob es nach einem solchen Erlebnis nicht besser war, getrennte Wege zu gehen.
    „Arbeiten Sie wieder?“, fragte Richard.
    „Ja, seit fast einem Monat. Sybille hat zwar gesagt, ich soll mir Zeit lassen, aber die Arbeit mit den alten Leuten lenkt mich ab.“
    Richard starrte in seinen Tee.
    „Und Sie, Richard?“
    „Ich überlege, ob ich das Ganze nicht aufschreiben sollte. Einschließlich meines Betrugs. Was halten Sie davon?“
    Sie zog die Stirn kraus und dachte darüber nach. In diesem Moment hätte Richard sie gern berührt.
    „Vermutlich ist das Ihre Art, damit fertig zu werden.“
    „Hätten Sie etwas dagegen?“
    Sie schürzte die Lippen und schüttelte langsam den Kopf. „Nicht, wenn Sie meinen Namen ändern.“
    Er lächelte schüchtern. „Danke.“
    Maria blickte sehr lange auf ihre Tasse hinunter, bevor sie wieder zu Richard hinübersah. „Vielleicht ist es überhaupt nicht richtig, darüber zu reden ...“ Sie verstummte.
    „Egal, was es ist“, erwiderte Richard vorsichtig. „Ich höre zu.“
    Sie nickte kaum merklich. „Nun ... ich habe nie verstanden, warum uns der alte Mann und die anderen beiden zu Hilfe gekommen sind.“
    „Krüger hatte beobachtet, wie zuerst Münzberg und dann ich in der Fabrik verschwanden. Er wollte uns mit seinen Schwiegersöhnen eine Abreibung verpassen.“
    „Wieso?“, fragte Maria verwirrt.
    Richard erklärte ihr, dass Münzberg den Waffensammler für den Tod seines Katers verantwortlich gemacht hatte. „Lothar Böckler ...“ Richard seufzte tief. Er hatte die Identität des Mannes aus der Forensik erst durch die Polizei erfahren und spürte jedes Mal, wie die bloße Erwähnung des Namens, der Figur des Reisenden etwas von ihrer Bedrohlichkeit nahm. „Böckler wusste davon und schrieb daraufhin einen anonymen Drohbrief an Krüger, in dem er den alten Mann der Unzucht mit Kindern bezichtigte.“
    „Ich verstehe.“ Maria nahm einen Schluck aus ihrer Tasse und unter ihrer Nase blieb ein Rand aus geschäumter Milch zurück. Sie bemerkte es sofort und wischte sich über den Mund.
    „Ich weiß nicht, ob es vernünftig ist“, begann sie.
    Er sah, wie sie nervös ihre schlanken Finger knetete.
    „Aber was halten sie davon, wenn ich Sie zum Essen einlade? Nächstes Wochenende. Bei mir. Ich koche etwas Portugiesisches“, fuhr sie fort. „Und dieses Mal geschieht die Einladung aus freien Stücken.“
    Richard war sprachlos.
    „Oh!“ Sie errötete. „Die letzte Bemerkung war taktlos. Vergessen Sie das Ganze einfach.“
    „Nein, nein“, beeilte er sich zu sagen. „Ich freue mich. Ich komme sehr gern.“ Er räusperte sich. „Und ich verspreche auch, in Zukunft nichts mehr zu verheimlichen.“
    „Das wäre gut.“ Jetzt lächelte sie zum ersten Mal.
    „Benutzen Sie eigentlich noch immer dieses wunderbare Parfüm?“, fragte Richard. „Es erinnert mich so an meine Jugend.“
    „Welches Parfüm meinen Sie?“
    „Vanille.“ Richard strahlte.
    „Ich habe noch nie Vanille benutzt“, sagte Maria ein wenig verunsichert. „Das

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