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Zwillingsblut (German Edition)

Zwillingsblut (German Edition)

Titel: Zwillingsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer , Schreiner
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jeder Raum sowohl mit den Originalen als auch mit den langlebigeren Ebenbildern aus Stein geschmückt wurde.
    Mit dem Sinnbild für die Frau und für Liebe
, erinnerte er sich an ihren genauen Wortlaut. Er hatte damals nur gelacht.
    Sofia bemerkte Edwards Faszination und trat neben ihn, um die einzigartige Schönheit der Steingebilde zu betrachten. Für kurze Zeit vergaß sie sogar ihre Enttäuschung über die Leere des Palastes. Nur die Magie war allgegenwärtig, so stark, dass die Luft voll gesogen und schwer erschien. Magie erklärte das Licht und das Erstarren der Flammen ebenso wie die Abwesenheit von Zeit und Leben. Sofia fühlte sich wie ein Fremdkörper, ein unbefugter Eindringling in einem Heiligtum, dessen heidnische Regeln sie nicht kannte. Doch der leere Saal, ein prächtiger Kuppelbau mit Bogenöffnungen in den vier Himmelsrichtungen, erschien ihr prophetisch vertraut und seltsam bestimmt. Wie lockende Stimmen wisperte die Leere vor ihr und hieß sie eintreten. Sofia starrte auf den einzigen Stuhl in der Mitte. Ein niedriger Schemel, auf dem sich der Sitzende frei und ohne Mühe allen Richtungen zuwenden konnte.
Wahrscheinlich ein Audienzraum
.
    Die vorherrschende Farbe in diesem Raum war weiß – Alabaster. Die einzige Ausnahme waren die Rosen. Langstielige Wunder ohne Dornen, die sich auf 12 Vasen verteilten, jeweils 12 blumigen Exemplaren pro Vase. Sofia konnte nicht widerstehen und trat näher. Die Blumen waren ebenso perfekt, wie die Steinblüten,vielleicht noch vollkommener und beide Sorten besaßen eine Farbe, wie sie sie noch nie in der Natur gesehen hatte. Die einen – die direkt neben den Eingangsbögen standen – waren so tiefrot, dass ihr Anblick beinahe wehtat. Sie schienen schwarz zu schimmern, aber nur wenn man nicht direkt hinsah. Die anderen – die es nur in vier Vasen geschafft hatten und in der Mitte der anderen standen – waren weiß, glänzten ins Honigfarbene hinein und waren an den Rändern lockend ausgefranst. Sofia hatte nicht einmal gewusst, dass es je solch vollendete Rosen gegeben hatte. Sie berührte eines der Blütenblätter und staunte über die exquisite Zartheit, die lebendige Konsistenz unter ihren Fingerspitzen.
Wieso haben es diese Rosen nicht bis ins 21. Jahrhundert geschafft?
, fragte sie sich und beugte sich zu ihnen hinab.
    Edward wusste bereits, was die Vampirin riechen würde. – Nichts.
    Den Duft der Schattenrosen hätte man bereits von weitem gerochen, intensiv und alles überlagernd hätte er Versprechungen mit sich getragen, Geheimnisse und Illusionen. Der Geruch der Honigrose hingegen hätte sich in die Illusionen eingewoben, sie verträumt und ungefährlich werden lassen, verführerisch. Er bedauerte, dass die Magie Mornas den Geruch aufgesogen hatte und nur die äußere Schönheit zurückgelassen hatte. Zu gerne hätte er Sofias Gesicht gesehen und ihre Verzückung erlebt.
    So zog sie sich mit einem Gesichtsausdruck zurück, der vage Enttäuschung widerspiegelte. Er wusste, dass Sofia aufs Äußerste angespannt war – und misstrauisch.
    Ihr nächster Blick prüfte den geschmückten Vorsprung, der in einer Höhe von etwa vier Metern rund um den Kuppelbau lief und glitt dann höher. Zu den fensterartigen Öffnungen, die jeweils von einem Dreieck geschmückt wurden, welches wie ein Dachgiebel auf ihnen thronte.
    Halb rechnete Sofia damit, dass ein Vampir oder ein anderes magisches Wesen plötzlich aus einem der Vorsprünge trat, doch ihre offenen Sinne verrieten ihr die Wahrheit. Sie waren immer noch alleine. Beinahe so, als existiere die Außenwelt nicht mehr. Selbst das Opaion, die Öffnung im Kuppeldach, deren Aufgabe es war Luft und Licht einzulassen, zeigte keinen Himmel und keine Außenwelt. Sofia schwindelte als sie nach oben in das abgründige Nichts sah, welches zu ihr hinabflüsterte, von Gefahr und Betrug sprach, von Angst und Ewigkeit.
    »Ich verstehe das nicht …«, meinte sie. Ihr Gesichtsausdruck zeugte von Verwirrung, Enttäuschung und Zweifeln. »Die Dokumente haben doch gesagt, dass er hier sein würde!«
    Das war’s!
, dachte Edward.
Es gibt keinen Weg mehr, Sofia die Wahrheit zu verschweigen
.
    Sofia sah Edward hilfesuchend an, als hätte er etwas lesen können, was sie inihrer stundenlangen Prüfung übersehen hatte. Erst jetzt bemerkte sie die Leere, mit der er sich umgab, die emotionale Vorsicht, die er walten ließ, seit sie ins kalte Wasser gesprungen waren. Selbst sein Lächeln war anders als sonst, trauriger. Sofia konnte

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