Zwischen den Zeilen
und manchmal auch echt hemmungslosen Aktionen in der Gruppe der letzten Tage gehörten damit zumindest für dieses Schuljahr erst einmal wieder der Vergangenheit an.
In der so genannten Klosterzeit , die nun bis zum Beginn der Herbstferien folgte, bildeten der Tutor aus der Zwölften und sein Untergebener aus der Elften eine ganz besondere Einheit, in der der Elfer zunächst einmal reines Objekt, ein reiner Befehlsempfänger seines Tutors war. Auch das hatte hier eine lange Tradition. Denn nur wer die Erfahrung dieser bedingungslosen persönlichen Unterordnung im Rahmen einer glasklar hierarchisch strukturierten Gemeinschaft selbst gemacht hat, kann im kommenden Jahr dann selbst ein guter Tutor für die Neuankömmlinge und damit ein wertvolles Mitglied der Gemeinschaft werden. Deshalb musste von heute Nacht an der Untergebene seinem neuen Tutor zumindest bis zum Ablauf der Klosterzeit bedingungslos gehorchen und sich allen seinen Wünschen und Ansprüchen widerspruchslos fügen. Widerspruchslos, ohne selbst nachzudenken und auch ohne jeden Widerstand. Gegebenenfalls auch Nacht für Nacht tagtäglich immer wieder aufs neue. Ausnahmen wurden nicht geduldet. Das gab’s hier nicht. Wer sich von den Elfern nicht von sich aus unterwarf oder gar daheim bei Mami Einzelheiten petzte, dem drohte die Ächtung Aller und damit die totale Isolation. Aber es wurde ja auch niemand gezwungen, überhaupt hier an diese Schule zu kommen oder gar all die ganzen Jahre bis zum Abi hier zu bleiben. Wir lebten ja schließlich in einem freien Land, wie Sebastian vorher so trefflich unten im Arierkeller festgestellt hatte.
Dennoch überkam mich dabei, als ich all diese Gedanken in mein Heft notierte, ein gewisses Frösteln, und ich war im Nachhinein doch wieder ganz froh darüber, dass ich mein Abitur vor zwei Jahren an einem stinknormalen staatlichen Gymnasium gemacht hatte, wo man jeden Tag am Mittag oder wenigstens am späten Nachmittag wieder nach Hause gehen konnte.
Dabei war dieses Tutorensystem, bei dem jeder der neuen Elfer hier an der Oberstufe erst einmal einen etwas älteren helfenden Begleiter aus der Schülerschaft zur Seite gestellt bekam, ja durchaus eine sinnvolle, ganz offizielle Einrichtung, die von der Leitung und vom Beirat nicht nur toleriert, sondern dabei auch ganz ausdrücklich begrüßt und sogar gefördert wurde. Was dabei jedoch genau so alles ablief, wussten wohl nur die Erzieher und Lehrer, die selbst eng und dauerhaft mit den Jugendlichen in ihren jeweilige Wohnbereichen zusammen lebten. Und die hielten, obwohl sie natürlich alles wussten und alles mitbekamen, eh still , wie mir Dani ja vorher noch einmal grinsend versichert hatte.
Ich verstaute mein Protokollheft in der Schreibtischschublade. Natürlich würde auch ich still halten. Das war ja überhaupt gar keine Frage. Die Jugendlichen hatten mir ja einen geradezu unglaublich riesigen Vertrauensvorschuss gewährt, der mir, ja ich gebe das ganz offen zu, auch ziemlich schmeichelte. Es wäre ja jetzt fast schon ein Verbrechen gewesen, ihren Glauben an mich nun einfach so gering zu achten.
Das Niederschreiben gerade hatte mir offenbar geholfen, meine Gedanken nun wieder zumindest in soweit zu ordnen, dass sich mein inneres Gleichgewicht nun nach und nach wieder einstellte.
Vorher auf meinem Weg vom Partykeller hinüber zum Südflügel war ich dennoch ziemlich durcheinander gewesen und ich dachte schon, diesen Abend wieder mit einem wirklich echt voll üblen mega-mäßigen Wichsen beschließen zu müssen, um wieder wenigstens überhaupt noch ein klein wenig Ordnung in mein konfuses Gefühlschaos bringen zu können. Vielleicht hätte ich mir heute Nacht dann ja gar vier mal nacheinander (das Maximum dessen, was mein Körper erfahrungsgemäß augenblicklich noch hergab) einen runter geholt, so geil hatte mich diese Aktion da vorher dort unten im Arierkeller gemacht. Dieser Zustand wäre natürlich absolut unprofessionell gewesen und hätte dann schnellstens behoben werden müssen. Die heftigen, eingetrockneten Flecken auf meinem Bettzeug wären dafür morgen früh dann der Beweis meiner Bemühungen gewesen. Und auch der Junge, der am Montag im Südflügel Putzdienst gehabt hätte, hätte es beim Bettenmachen dann klar und überdeutlich sehen können, wie professionell die studentische Hilfskraft hier in diesem Bett mit der Gefahr der drohenden Bildung von nicht angemessenen internatsinternen Subsystemen umging.
Doch ganz im Gegensatz zu damals, als ich mich
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