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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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einen Streich spielt. Aber das tut es nicht. Denn es ist er… Josh, mein Mädchen mit der winzigen Zahnlücke aus Blankenese, da in der Tür.
    Er ist blass und er sieht müde aus. Seine Jeans hängt so tief auf der Hüfte, dass er mit seinen Sneakers auf den Saum tritt, und die olivgrüne Jacke wirkt zu groß auf seinen schmalen Schultern.
    »Hey«, sagt er, während er zögernd durch den Laden auf den Kassentresen zukommt. Er versucht sich an einem eher schiefen Lächeln und sieht mich dann unsicher an. Haltsuchend vergräbt er seine Hände in den Jackentaschen und zieht sie so weit nach unten, dass der Stoff über seiner Brust spannt.
    »Hi«, erwidere ich und weiche seinem Blick aus.
    »Ich…« Unentschlossen bleibt er kurz vor dem Kassentresen stehen.
    Ich mustere ihn. Wie er dasteht und mich beinahe erwartungsvoll ansieht. Seine Wimpern flattern ein wenig. Nur für eine Sekunde. Und prompt vergräbt er die kleine, silberne Kugel in seiner Unterlippe unter seinen Schneidezähnen. Und ich… Scheiße… verdammt, ich lieb ihn noch so…
    »Was willst du?«, frage ich und klinge schroff. »Vermisst du noch was?«
    »Ja«, sagt er leise und nickt unmerklich dabei. »Du blöder Vollidiot, natürlich tu ich das…«
     

Ben Ten
     
    Josh
     
     
    Da stehe ich also, in seinem Laden, nach einem Gespräch mit Daniel und einer Nacht, in der ich über etwas schlafen wollte, worüber ich nicht schlafen musste, mache blau in der Redaktion und schätze, ich sehe ganz schön beschissen aus. Er sieht toll aus. So toll, dass ich schon wieder diese dämliche Nummer mit den Schneidezähnen und dem Piercing abgezogen hab. Beinahe wäre ich hängen geblieben. Ich sollte mir das echt abgewöhnen, wenn's mit den Kippen schon nicht klappt.
    Ich liebe ihn… Dass ich es weiß, ändert nichts daran. Nicht für mich. Außer vielleicht, dass es beruhigend ist zu wissen, dass er nicht ganz perfekt ist. Ich meine, ich bin eine Sieben. Wenn ich einen Designeranzug trage, nähern wir uns, wenn er nur 'ne Neuneunhalb ist, wenigstens an.
    »Was vermisst du?« Seine Stimme ist jetzt leise. Und mein Herz schlägt bis zum Hals. »Deinen Schal hatte ich Samstag mit der Post geschickt. Ich dachte, du willst ihn vielleicht zurück.«
    Er schluckt sichtbar und weicht erneut meinem Blick aus. Nervös spielen seine Finger mit dem Papierstapel auf dem Tresen. Es ist das gleiche schwarze Papier, in das der Schal gewickelt war. Gott… verdammte Scheiße… Ich will nicht den beschissenen Schal zurück…
    Ich betrachte seine Hände für einen Augenblick. Die kurzen Nägel, die schmalen, dunklen Ränder, die Flecken von Pflanzen, Erde und Blumen und seine Fingerkuppen. Da ist ein kleiner Kratzer seitlich seines Daumens, aber er ist schon beinahe verheilt.
    »Ja, der Schal ist angekommen«, sage ich leise. »Aber das ist nicht, was ich vermisse.«
    »Ich wüsste nicht, was du sonst noch vergessen hast«, sagt er und starrt dabei auf den Tresen. Am liebsten würd ich zu ihm gehen und mich einfach an ihn schmiegen. Mein Gesicht an seinem Hals vergraben und seinen Geruch inhalieren, ihn küssen, ihn festhalten, ihn nie mehr loslassen und ihm dumme, romantische Mädchen-Sachen sagen. Vor allem, dass es mir nichts ausmacht… weil ich ihn liebe… und nie glücklicher mit jemandem war. Er ist meine Zehn... so, wie er ist, mit allem, was dazugehört. Und ein bisschen bin ich beinahe sauer auf ihn, weil er's mir nicht einfach gesagt hat, sondern es beendet hat, weil er dachte, ich will ihn nicht, wenn ich es weiß. Und wenn Daniel es mir nicht erzählt hätte, dann wäre ich wohl nie drauf gekommen.
    »Du hast vergessen, mir alles zurückzuschicken, was ich bei dir gelassen hab«, entgegne ich leise.
    »Da… war nichts mehr.«
    »Doch.« Ich nicke und gehe auf den Tresen zu. Greife nach dem dicken goldenen Filzstift, der neben der Kasse liegt, und schreibe Mein Herz auf das Papier. Groß und deutlich. Über Kopf. So, dass er es lesen kann. Oder jedenfalls könnte… Wobei, es ist ein bisschen krakelig. Über Kopf zu schreiben ist schwerer, als ich gedacht hatte…
    »Josh, ich…« Verlegen starrt er auf das Papier. Und für einen Moment sehe ich, dass er wohl versucht, es zu entziffern. Seine Augen zucken hektisch hin und her, während er bemüht ist, sich nichts anmerken zu lassen.
    »Hast du's irgendwo?«, gehe ich auf sein Spielchen ein. »Ich glaube, ich hab's im Schlafzimmer vergessen… oder im Wohnzimmer, als wir rumgemacht haben auf dem

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