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Zwischen Ehre und Verlangen

Zwischen Ehre und Verlangen

Titel: Zwischen Ehre und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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“Schnell zum Pavillon, Sir!”
    Sie ergriff ihn bei der Hand, zog ihn mit sich zu dem Sommerhäuschen und hatte es kaum erreicht, als sie zu ihrem Schreck von der zweiten dorthin führenden Promenade Stimmen vernahm. Ihr war klar, dass Humphrey und Jane sie nun vom Weg her sehen mussten, da das Kavaliershaus abgeschlossen war und sie die hintere Seite nicht mehr unbemerkt erreichen konnte.
    “Zurück!”, raunte Jared ihr angesichts ihres verzweifelten Blicks eindringlich zu, machte kehrt und lief mit ihr zu der nur wenige Schritte entfernten Marmorbank.
    “Ich komme mir vor, als würden wir mit Humphrey und Jane Verstecken spielen”, äußerte sie kichernd.
    Um sie zum Schweigen zu bringen, neigte Jared sich spontan zu ihr, drückte sie an sich und gab ihr einen Kuss.
    Unwillkürlich zuckte sie zusammen, fand seine Zärtlichkeiten jedoch so überwältigend, dass sie sie entzückt genoss.
    Er war sich indes der drohenden Gefahr bewusst, löste sich rasch von Mrs. Clare und bog hastig in den in der Hecke eingelassenen Bogengang ein.
    Verblüfft schaute Amanda einen Augenblick lang hinter ihm her, setzte sich dann vor Aufregung zitternd auf die Bank und legte die Hand auf die bebenden Lippen. Ihr blieb keine Zeit, sich zu fassen, da Humphrey und Jane in Sicht kamen und sie bemerkten.
    “Oh, du bist hier!”, rief Jane überrascht aus. “Mr. Clare hatte mir gesagt, du seist nicht daheim. Und da er wissen wollte, wie die im Herbst vor dem Pavillon eingesetzten Tulpen …”
    “Du lieber Himmel, Amanda!”, fiel Humphrey Miss Porter ins Wort. “Was ist mit deinem Gesicht passiert?”
    Amanda erhob sich, ging auf die beiden zu und überlegte, ob sie ihm eine beschönigte Geschichte des Unfalls erzählen solle, falls ihm diese Neuigkeit bereits zu Ohren gekommen war, oder ob sie ihm besser eine ausweichende Antwort gab. “Ich bin unglücklich gestürzt, Humphrey”, sagte sie wahrheitsgemäß. “Die Sache sieht jedoch schlimmer aus, als sie ist.”
    “Gestürzt?” wiederholte er stirnrunzelnd, blieb vor ihr stehen und starrte sie an. Er fand sie äußerst begehrenswert, nahm jedoch Anstoß an ihrer direkten, zupackenden Art. Zudem war sie ihm zu intelligent und selbstständig. Vor allem ärgerte es ihn, dass Frederick ihr alles hinterlassen hatte, was nicht festvererblich war, da er den Standpunkt vertrat, dass der gesamte Besitz seines Vetter ihm hätte zufallen müssen. Seine Mutter bestätigte ihn in seiner Kritik und konnte daher nicht begreifen, dass er sich dennoch zu Amanda hingezogen fühlte. Sie erwartete von ihm, dass er den Umgang mit der angeheirateten Cousine auf ein Minimum beschränkte. Im Allgemeinen fügte er sich ihren Wünschen, doch da er Amanda äußerlich reizvoll fand und hoffte, sie und damit auch die ihm entgangenen Ländereien zu gewinnen, widersetzte er sich hin und wieder den Vorstellungen seiner Mutter.
    Es wunderte ihn, dass Amanda einen so gelösten, fast glücklichen Eindruck machte und ihre Augen seltsam glänzten. Überzeugt, sie freue sich über sein unerwartetes Erscheinen, lächelte er sie gewinnend an und erkundigte sich besorgt: “Wieso bist du gestürzt?”
    Es kostete sie Selbstüberwindung, nicht vor ihm zurückzuweichen. Sie mochte ihn nicht, und nach dem berauschenden Erlebnis mit Mr. Brownsmith war er ihr mehr zuwider denn je. Die Art, wie er sich als Familienoberhaupt aufführte, fand sie lächerlich, und es ärgerte sie, dass sie ständig seinen Beanstandungen ausgesetzt war. “Ach, das war ein Missgeschick”, antwortete sie leichthin. “Natürlich werde ich mich nicht in der Öffentlichkeit sehen lassen, solange mein Gesicht noch verunstaltet ist, da ich jedes Gerede und aufdringliche Fragen vermeiden will.”
    “Das ist sehr vernünftig”, stimmte Humphrey zu. “Ich habe oft zu meiner Mutter gesagt, dass es dir gut anstehen würde, dich hier auf dem Land umsichtiger zu verhalten.”
    Im Stillen schüttelte Amanda über ihn den Kopf, denn er erweckte gern den Eindruck, dass er in London in den besten Kreisen verkehrte und nur hier blieb, um sich um seinen Landsitz zu kümmern. Sie war überzeugt, dass er schrecklich übertrieb, wenn er von seinen angesehenen Bekanntschaften in der Stadt sprach.
    Plötzlich hörte er Hufschlag auf der Allee, schaute irritiert Amanda an und fragte verwundert: “Wer kann das gewesen sein?”
    “Ich habe keine Ahnung”, antwortete sie, wenngleich sie sich denken konnte, dass Mr. Brownsmith fortgeritten war.
    “Vermutlich

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