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Zwischen Ehre und Verlangen

Zwischen Ehre und Verlangen

Titel: Zwischen Ehre und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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erkundigen, ob es zwischen Kate und Thomas zu einem Zerwürfnis gekommen war. Schweigend zog sie das grüne Kleid an und setzte sich dann an den Toilettentisch, damit die Zofe sie frisieren konnte.
    “Ich habe Mr. und Mrs. Gourley nicht erzählt, dass Sie für die Heimfahrt die Postkutsche genommen haben, weil ich dachte, das sei Ihnen vielleicht nicht recht, sondern lediglich erwähnt, Sie hätten mir einen freien Abend gewährt”, fuhr Kate fort und begann, ihrer Herrin das Haar zu richten.
    “Danke, das war sehr vorausschauend von Ihnen.”
    “Ich habe nur beherzigt, Madam, dass Sie mir oft genug geraten haben, nicht geschwätzig zu sein.”
    “Sehr vernünftig”, meinte Amanda. Das Mädchen hatte indes so bedrückt ausgesehen, dass sie sich versucht fühlte, sie auf der Stelle nach dem Grund für ihre Niedergeschlagenheit zu fragen. Da die Zofe mit ihrer Arbeit fertig war, sagte Amanda: “Gehen Sie jetzt, und richten Sie Mrs. Howlett aus, dass ich um sieben Uhr essen möchte.”
    “Wie Sie wünschen, Madam”, erwiderte Kate, knickste und verließ den Raum.
    Amanda begab sich in den Damensalon und traf dort ihre einen Brief lesende Gesellschafterin an.
    Jane legte das Schreiben zur Seite, stand auf und erkundigte sich: “Hast du dich etwas erholt, meine Liebe?”
    “Ja”, antwortete Amanda freundlich. “Bitte beunruhige dich meinetwegen nicht. Erzähl mir lieber, wie du den gestrigen Tag verbracht hast.”
    “Dein Cousin kam überraschend zu Besuch”, erwiderte Jane. “Er wollte unbedingt wissen, warum du nach Norwich gefahren bist. Es versteht sich von selbst, dass ich ihm gesagt habe, das entziehe sich meiner Kenntnis. Zum Glück hat er sich bald verabschiedet.”
    “Es tut mir leid, dass du dich allein mit ihm befassen musstest”, sagte Amanda bedauernd. “Weißt du zufällig, wann Kate nach Haus gekommen ist? Heute wirkt sie eigenartig niedergeschlagen auf mich.”
    “Sie war am Spätvormittag hier”, erklärte Jane, “und hat mir erzählt, sie sei über Nacht bei den Gourleys gewesen. Du hast recht, sie macht tatsächlich einen etwas angegriffenen Eindruck. Möglicherweise ist sie sehr spät ins Bett gekommen, weil sie sich zu lange mit ihnen unterhalten hat.”
    “Ich habe das Gefühl, dass etwas anderes dahinter steckt”, meinte Amanda, “und werde versuchen, sie morgen auszuhorchen.”
    Vormittags ließ Amanda ihre Zofe zu sich ins Boudoir rufen und sagte übergangslos: “Es ist unübersehbar, Kate, dass etwas Sie belastet. Möchten Sie sich mir anvertrauen?”
    Sie hatte damit gerechnet, dass Kate ihr berichten würde, sich mit Thomas Gourley oder mit einer anderen Angestellten gestritten zu haben, und war daher sehr erstaunt, als die Zofe in Tränen ausbrach. Bestürzt bemühte sie sich, das Mädchen zu beruhigen, doch das gelang ihr nicht.
    “Ich hätte nie …”, begann Kate schluchzend. “Kein Charakter … Ich wünschte, ich wäre tot …”
    “Was soll das heißen?” fragte Amanda betroffen. “Sie müssen sich schon deutlicher ausdrücken, damit ich Ihnen helfen kann.”
    “Niemand kann mir helfen!”, äußerte Kate kläglich. “Am liebsten würde ich sterben!”
    “Hören Sie endlich auf, solchen Unsinn zu reden!”, erwiderte Amanda ungehalten. “Das meinen Sie nicht ernst! Also, was ist passiert? Haben Sie ein Zerwürfnis mit Thomas Gourley gehabt?”
    “Wenn es nur das wäre, Madam!”, antwortete Kate traurig. “Nein, ich bin … oh, bitte, schimpfen Sie mich nicht aus! … Ich bin … guter Hoffnung, und Sie werden mich gewiss nicht bei sich behalten wollen. Dann muss ich ins Armenhaus, kann nicht mehr als Zofe arbeiten und komme auch nie nach London!”
    “Oje, Kate!”, murmelte Amanda erschüttert, nahm Kate in die Arme und streichelte ihr beruhigend den Rücken. “Natürlich werde ich Sie nicht entlassen! Der junge Mr. Gourley muss Sie heiraten, und ich glaube, dass Sie mit ihm sehr glücklich werden. Haben Sie ihm schon gesagt, dass Sie ein Kind von ihm bekommen?”
    “Nein, Madam”, gestand Kate bedrückt. “Ich war mir nicht sicher, ob ich empfangen habe. In Norwich habe ich dann eine Hebamme aufgesucht, die mich nicht kennt, und sie bestätigte mir, dass ich schwanger bin.”
    “Warum haben Sie Thomas Gourley denn gestern Abend nicht anvertraut, dass Sie in anderen Umständen sind?” wunderte sich Amanda, ließ Kate los und schaute sie befremdet an.
    “Miss Bridges war bei ihm, und er hat schamlos mit ihr kokettiert!”, entrüstete sich

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