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Zwischen Liebe und Begierde: Im Königreich der Oyesen (German Edition)

Zwischen Liebe und Begierde: Im Königreich der Oyesen (German Edition)

Titel: Zwischen Liebe und Begierde: Im Königreich der Oyesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassia K. McKenzie
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über die Wange. „Aber jetzt, Licht der Dunkelheit, wo ich dich vor mir sehe, mit der unvergleichlichen Schönheit, die aus deinem Herzen strahlt und sich in deinen Augen widerspiegelt, weiß ich, weshalb ich so lange gezögert habe.“
    Jasureas schluckte. Sie spürte, wie ihre Lippen zu zittern begannen. Tränen traten ihr in die Augen. Nesean umfasste Jasureas Wange, doch Jasurea löste sich von ihm, trat rasch zurück. „Ich… ich muss jetzt gehen“, stammelte sie.
    „Vergiss nicht: Papier und Stift.“
    Neseans Worte hallten ihr nach, während sie eilig aus dem Kerker stieg. Ich werde sterben, hörte sie ihn sagen. Seine Worte gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf. Auch dann nicht, als sie endlich vor ihrem Haus saß, das Gesicht erleichtert der lebensspendenden Sonne entgegengestreckt.

Kapitel 2
    Während zweier Wochen besuchte Jasurea Nesean regelmäßig. Er hatte inzwischen die Nachricht für seinen Vater geschrieben, doch Jasurea dachte nicht daran zu fliehen. Noch hatte niemand erkannt, dass sie nicht Neseans Verlobte war. Niemand hatte je ein Wort über ihre Besuche bei Nesean verloren. Der Alte nickte ihr jeweils nur schweigend zu, die Wache brachte sie wortlos zu Neseans Zelle. Warum also ihr Land verlassen, das sie über alles liebte?
    Als die Sonne draußen im Zenit stand, rief Jasurea einmal mehr in der beklemmenden Enge des Kerkers nach der Wache. Jasurea war wie immer mit Essen und Trinken beladen. Auch diesmal wurde sie in Neseans kleinen Kerkerraum gebracht, dessen hohe Steinmauern sie kalt umschlossen. Nesean zündete eine Kerze an. Er lächelte ihr zu. Jasurea blieb vor ihm stehen und erwiderte sein Lächeln. Zwischen ihnen hatte sich ein kleines feines Band der Zuneigung gesponnen, das, obwohl noch jung und zart, so schnell nicht zerreißen würde, ungeachtet dessen, was kommen würde.
    Als sie sich in stummer Zuneigung anlächelten, wurde plötzlich die Zellentür aufgerissen. Im hellen Schein einer großen Gasleuchte, die viel grösser war als jene der Wache, betrat ein großer, schlanker Mann den Raum.
    Jasurea schnappte erschrocken nach Luft. Sie und Nesean starrten den Eindringling überrascht und erschrocken an. Jasurea blinzelte in das grelle Licht der großen Gasleuchte. Ihre Augen gewöhnten sich nur langsam an den hellen Lichtschein, es dauerte einige Sekunden, bis sie dem Eindringling ins Gesicht blicken konnte. Er hatte dichtes schwarzes Haar und kohleschwarze Augen, die eisig funkelten. Seine Gesichtszüge drückten kühle Distanziertheit aus. In ihnen spiegelten sich Härte und Kompromisslosigkeit. Ein Gesicht, das im ganzen Königreich nur allzu bekannt war. Als Jasurea erkannte, mit wem sie es zu tun hatte, schlug sie entsetzt eine Hand vor den Mund. Ein unterdrücktes Stöhnen entfuhr ihrer Kehle.
    Er war es. Es war niemand anders als der König persönlich: Rabmaz Oyeli.
    „Richtig“, sagte er zu Jasurea, als er Überraschung, Erstaunen und Fassungslosigkeit in ihrem Blick las. „Ich bin Rabmaz Oyeli, König der Oyesen. Die armselige Person in der Ecke ist der verstoßene Prinz des Nachbarvolkes, den wir alle kennen.“ Der König hob seine buschigen Augenbrauen. „Aber du, Mädchen? Wer bist du?“
    Jasurea schluckte. Sie wollte sprechen, doch ihr Mund war wie ausgetrocknet. Der König. Vor ihr stand niemand anders als der König höchstpersönlich. Wieso war er hier? Wohl kaum, um sich nach dem Wohlergehen des Prinzen zu erkundigen. Seine Anwesenheit konnte nur eines bedeuten: Er schöpfte Verdacht. Doch wie war das möglich? Was hatte ihn misstrauisch werden lassen?
    „Wer bist du?“, verlangte der König ungeduldig zu wissen. „Nun sprich schon!“
    „Ich… ich… ich bin Ayli Mehok.“
    „Mm. So steht es im Buch des Alten. Ein Name des Weizenvolkes. Und inwiefern bist du mit dem Prinzen verwandt?“
    Jasurea trat einen Schritt zurück. „Ich bin nicht… Ich bin… seine Verlobte.“
    Im Versuch, in dem kleinen Raum so viel Distanz wie möglich zwischen sich und dem König zu schaffen, drückte sich Jasurea instinktiv gegen die kalte Steinmauer
    „Der Prinz hat eine Verlobte? Davon hab ich noch nie etwas gehört.“
    Nesean nickte heftig. „Ja, ja, sie…“
    „Du, schweig!“, befahl der König barsch.
    Rabmaz drehte sich zu Jasurea. „Seit wann steht eure Verlobung?“
    „Seit… seit einigen Wochen schon“, murmelte Jasurea. Der kühle Stein presste sich in ihren Rücken. Trotzdem war ihr heiß wie in einem Backofen. Ihre Augen glänzten fiebrig

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