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Zwischen Mond und Versprechen

Zwischen Mond und Versprechen

Titel: Zwischen Mond und Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Delany
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Pink und forderte die Sterne dazu heraus, seine blutige Fluchtbahn zu durchbrechen.
    Wir waren noch nicht weit gegangen, befanden uns aber schon in einer völlig anderen Welt. In einem magischen Reich. Allein mit Pietr unter dem aufgehenden Sternenhimmel– das verschlug mir den Atem.
    Pietr ging einen Schritt vor und stellte sich so vor mich hin, dass er mir für eine Weile die Sicht auf die Sterne versperrte. Er schien in seinen eigenen, seltsamen Gedanken versunken.
    Ich unterbrach die Stille. » In solcher Nacht wie dieser,
    Da linde Luft die Bäume schmeichelnd küsste
    Und sie nicht rauschen ließ, in solcher Nacht
    Erstieg wohl Troilus die Mauern Trojas
    Und seufzte seine Seele zu den Zelten
    Der Griechen hin, wo seine Cressida
    Die Nacht in Schlummer lag « , flüsterte ich, die Zeilen von Lorenzo im Kaufmann von Venedig zitierend.
    Pietr grinste. » Aha, heute ist nicht Romeo und Julia dran, sondern der Kaufmann von Venedig. « Er kramte in seinem Gedächtnis, dann zitierte er weiter. » In solcher Nacht
    Schlüpft’ überm Taue Thisbe furchtsam hin
    Und sah des Löwen Schatten eh als ihn
    Und lief erschrocken weg. «
    Ich reckte mein Kinn. » Ich bin nicht Thisbe und ich habe keine Angst vor dem Löwen « , protestierte ich.
    » Und ich bin nicht Pyramus « , gab er zurück.
    Ich schüttelte den Kopf, meine Haare flatterten im Wind.
    » Vielleicht bin ich Psyche « , neckte ich ihn, » und entdecke das Geheimnis deines Wesens! Du hast mir doch versprochen, zu verraten, wie du Annabelle Lee gefunden hast. «
    Er nickte. » Dann sind wir also Amor und Psyche? «
    » Na ja, Romeo und Julie sind wir bestimmt nicht.
    » Njet. Niemals. So naiv sind wir nicht. Vielleicht Lorenzo und Jessica? «
    » Ich weiß nicht. Sie waren habsüchtig. Außerdem, kannst du meine Seele retten? « , scherzte ich und war überrascht, wie zärtlich und unendlich ernst er reagierte.
    » Ich fürchte, ich kann dir nur versprechen, dass ich versuchen würde, dein gebrochenes Herz zu heilen. Vertraust du mir, Jess? «
    » Ja « , sagte ich ohne Zögern. Wie konnte er so etwas fragen, nach allem, was wir durchgemacht haben– er hatte die verrücktesten Dinge für mich getan, mich vor einem wild gewordenen Hund gerettet, Annabelle Lee vor der verrückten Wanda gerettet. Was das auch immer bedeuten mochte. Für mich bedeutete es sehr viel– er bedeutete für mich so viel, dass ich meinen Vater belogen und ihm verheimlicht hatte, dass ich an diesem Abend allein mit ihm hier draußen war.
    Pietrs Augen waren geschlossen, sein Gesicht überschattet von einem Schmerz, den ich nicht greifen konnte.
    » Habe ich etwas Falsches gesagt? «
    » Hmm. « Er schlug seine Augen auf und sah mich einen atemberaubenden Moment lang mit einem funkelnden Blick an. Hätte er mich in diesem Augenblick gefragt, ob ich ihn liebte– ich hätte ihm wahrscheinlich geantwortet auf immer und ewig. Ihn umgab eine Aura, die…
    » Was ich von dir verlange, ist nicht einfach « , flüsterte er und presste seine Stirn auf meine Stirn und sah mir in die Augen, als fände er sein Schicksal in ihnen. » Ich muss wissen, ob du mir ganz vertraust. Voll und ganz. «
    Ich machte den Mund auf, um zu antworten, er aber presste seine Finger auf meine Lippen, eine Berührung, die mich fast versengte und mir die Sprache verschlug.
    Suchend sah er zum dunkler werdenden Horizont. Sein Atem dampfte in der kalten Abendluft, erhitzte meine Wangen. » Denn wenn du Zweifel hast– die geringsten Zweifel–, kannst du immer noch zum Haus zurück und deinen Dad anrufen. Es ist nicht weit und der Weg ist leicht zu finden. «
    Er blickte über den Pfad in Richtung Haus und wartete. Er nickte. » Wenn du irgendwelche Zweifel hast– dann geh, jetzt « , drängte er mich und in seinen Augen blitzten Kristalle.
    Ich schluckte. Ich vertraute ihm. Voll und ganz. Aber so wie er sprach– die Besorgnis, die sich in seinem schönen Gesicht abzeichnete , machte mir plötzlich auch Angst.
    » Willst du gehen? « , fragte er.
    » Nein. « Und ich schlang meine Arme um seinen Hals, unsere Körper brannten, wo sie sich berührten. Ich zog ihn an mich und wir verschmolzen in einem Kuss. In diesem Augenblick gab es keine Sarah, keine Lügen, keine Angst, nur ihn, ihn allein.
    Er erwidert meinen Kuss mit glühenden Lippen.
    Er drückte mich gegen einen Baum, während er mich immer noch küsste, eine seltsame Verzweiflung lag in der andächtigen Berührung seiner Lippen. Dann befreite er sich aus meiner

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