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Zwischen Mond und Versprechen

Zwischen Mond und Versprechen

Titel: Zwischen Mond und Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Delany
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Also gut. « Ich verschränkte meine Arme. » Was einen Mann– oder eine Frau– zum Ungeheuer macht, ist seine oder ihre Fähigkeit, anderen wehzutun. «
    » Das kann jeder « , wandte er ein.
    » Stimmt « , sagte ich und überlegte. » Seine Bereitschaft, anderen Menschen– oder Tieren– wehzutun « , ergänzte ich rasch.
    » Ein Jäger tötet Tiere mit voller Absicht. «
    » Da ist was dran « , sagte ich ratlos. » Musst du das wirklich jetzt sofort wissen? «
    Er nickte und ließ sich aufs Bett fallen.
    Ich wälzte die Frage in meinem Kopf. » Sarah könnte so etwas viel besser « , entfuhr es mir unwillkürlich.
    » Aber mir würde an ihrer Antwort nichts liegen. «
    » Okay, nächster Versuch. Seine Bereitschaft, anderen wehzutun und dabei Vergnügen zu empfinden. « Ich sah ihn an und hoffte auf ein Zeichen der Zustimmung. » Wie war das? «
    » Das entspricht eher dem, was ich hören wollte « , flüsterte er. Sein Blick wurde sanft. Ruhig. Er sah aus dem Fenster. » Und gerade rechtzeitig « , sagte er und erhob sich vom Bett. » Dreh dich um, bitte. «
    » Was? «
    » Dreh dich um. Ich muss mich für unseren Ausflug noch umziehen. «
    » Wow « , sagte ich und gehorchte, » züchtig bist du also auch noch! «
    Er kicherte. Ich hörte Kleiderrascheln. » Okay « , verkündete er schließlich.

27
    I ch drehte mich wieder um. » Also, das sieht ziemlich hippiemäßig aus. « Er trug ein simples schlabbriges T-Shirt mit weitem Ausschnitt über einer ausgebeulten Hose.
    » Gefällt es dir nicht? « , fragte er und rümpfte kritisch die Nase. Aber ich merkte gleich, dass es ihm ganz unwichtig war, ob mir sein Outfit gefiel. Für ihn war es von Bedeutung.
    » Ich mag alles, was du trägst « , versicherte ich ihm.
    » Oh, haruscho « , sagte er und verließ mit mir das Zimmer. Wir gingen die Treppe hinunter. » Dann magst du garantiert auch mein Football-Trikot, das ich immer beim Pokalspiel trage– ist seit Jahren nicht mehr gewaschen worden! «
    » Wow. Selbst ich mit meinen blut- und ketchupverschmierten Klamotten habe meine Grenzen « , erwiderte ich. Er nahm seine Jacke und legte mir meine um die Schulter.
    Catherine platze herein und sah mich skeptisch an. » Du wirst einen Schal brauchen « , sagte sie. » Hier. Nimm meinen. Aber nicht verlieren. Das ist mein Lieblingsschal. «
    » Danke. Ich werde gut auf ihn aufpassen « , versprach ich.
    » Gut. « Sie grinste, dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und gab Pietr einen Kuss auf die Stirn. » Sa udatschi « , flüsterte sie.
    Er küsste sie ebenfalls auf die Stirn. » Viel Glück. «
    Sie trug etwas Ähnliches wie ihr Bruder. Die Kleidung sah aus wie selbst geschneidert. » Ach Catherine « , sagte ich und blieb auf dem Weg nach draußen in der Tür stehen. » Alles Gute zum Geburtstag! «
    Überrascht erwiderte sie: » Hoffentlich. « Dann schloss sie die Tür hinter mir und Pietr zog mich in der einbrechenden Abenddämmerung Richtung Wald.
    Er führte mich auf den Weg, der vom Haus aus den Hang hinunter zu dem Waldstück führte, das von den Rusakovas oft als Rennpiste benutzt wurde. Zwischen den Bäumen wurde der Weg schmaler, Zweige und Dornengestrüpp rissen an meinen Hosenbeinen und verhakten sich in meiner Jacke.
    Bei einem Ringkampf mit wilden Himbeerschösslingen verlor ich beinahe einmal den Schal von Catherine. Aber Pietr holte ihn mir wieder und rügte mich leise. » Den darfst du nicht verlieren. Du brauchst ihn heute Abend noch. «
    » Ehrlich gesagt habe ich auch meinen eigenen Schal dabei « , bemerkte ich und zog ein buntes Knäuel aus meiner Jackentasche, wie ein Zauberer, der einen Trick mit einem nicht enden wollenden Taschentuch vorführt.
    » Den können wir auch noch gebrauchen « , schmunzelte Pietr und schlang den Schal locker um meinen Hals, bis ich von der Nase bis zu den Schultern eingehüllt war.
    Ich prustete los.
    Er lachte.
    Wir gingen ein kurzes Stück steil bergauf, offenbar über einen Wildpfad, dann lichtete sich der Wald und sah nicht mehr so verwildert aus.
    Pietr blieb schließlich am Waldrand stehen und blickte über ein Stück Wiese. Wir befanden uns auf einer Anhöhe, die von drei höheren Hügeln umgeben war.
    Der Himmel war unendlich weit, genau wie bei mir zu Hause über meiner Reitbahn, nur dass hier die aufgehenden Sterne zum Greifen nah erschienen. Die Sonne und die Sterne fochten einen wunderschönen Kampf aus. Der glühende Sonnenball wich langsam zurück, tauchte den Himmel in ein intensives

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