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Zwischen Mond und Versprechen

Zwischen Mond und Versprechen

Titel: Zwischen Mond und Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Delany
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dachte an flüsternde Wälder und stille Felder. Friedvolle Orte, weit ab von Bahngleisen.
    » Bis dann, Dad! « , rief ich nach oben und rannte zur Tür. Schlafsack und Rucksack hatte ich über die Schulter geworfen. » Bis morgen Früh– mein Handy hab ich dabei! «
    Nach dem Vertrauenstest hatte ich mich ein Weilchen hingelegt und geschlafen. Als ich wieder aufwachte, fühlte ich mich hervorragend. Übermütig.
    Das Bernsteinherz baumelte auf meinem Hemd. Ich stopfte es in den Halsausschnitt. Pietr hatte es mir gegeben. Ich sollte es immer dann für ihn tragen, wenn wir nicht mit Amy oder Sarah zusammen waren. An diesem Abend wollte ich es tragen.
    Zu Pietrs siebzehntem Geburtstag.
    Als die Tür ins Schloss fiel, hörte ich hinter mir auf der Treppe schwere Schritte. » Jessie… «
    Alexis Auto stand startbereit in der Einfahrt. Es sollte mich von zu Hause weg und raketenschnell zu einem tieferen Verständnis für das Wesen von Pietrs russischer Seele bringen. Ich rannte zum Auto, riss die Tür auf und schmiss meine Sachen hinein. Als Dad mich eingeholt hatte, war ich schon angeschnallt.
    » Hey! « Er pochte gegen das Fenster.
    Alexi ließ die Scheibe herunter. » Wo brennt’s? «
    Ich lachte. » Habe ich etwas vergessen? «
    » Eine Umarmung und einen Kuss für deinen alten Dad. « Er spähte in das Auto. » Aha, dann holt ihr also als nächstes Amy und Sarah ab? « Er gab mir einen Kuss auf die Wange.
    Ohne mit der Wimper zu zucken, sagte Alexi: » Die vier sind eine richtig gute Lerngruppe. «
    Wow. Alexi war ein Meister feinsinniger Lügen! Ich fragte mich, wie viele er in seinem Leben schon erzählt hatte. Und vor allem, wie oft er dabei erwischt worden war. Na ja, was er gerade gesagt hatte, war eigentlich nicht gelogen– wenn wir zusammen lernten, klappte es gut. Aber es hatte überhaupt nichts mit der Frage zu tun, ob wir als Nächstes meine Freundinnen abholten.
    » Ja « , meinte Dad und lächelte, » das ist wirklich gut. Lern schön fleißig heute Abend, Jessie. « Er schlängelte seinen Arm ins Auto und drückte meine Schulter. » Ich hab dich lieb. « Er schwieg kurz und sah mir fest in die Augen: » Ich vertraue dir. «
    » Äh… « , machte ich und wurde rot. Ab wann durften Eltern ihre Kinder nicht mehr vor anderen umarmen und küssen? Das musste doch irgendwo gesetzlich geregelt sein… » Ich hab dich auch lieb, Dad « , sagte ich, als Alexi das Fenster wieder herunterließ und losfuhr.
    Wir hatten zuvor ein kurzes Vater-Tochter-Gespräch über Vertrauen gehabt und diskutiert, was für den einen oder den anderen eine Lüge war. Dad hatte Pietr zuvor in den Pferdestall zum Aufräumen geschickt und mir dann erklärt, dass er mir wieder vertrauen wollte. Ich erklärte ihm, mein Ausflug mit Pietr hätte doch gezeigt, dass er mir wieder vertrauen konnte. Immerhin seien wir sogar vor der vereinbarten Zeit zurück gewesen. In diesem Punkt musste Dad mir recht geben. Er sagte, es sei okay, wenn wir zusammen lernten und bei Sarah übernachteten, solange Erwachsene dabei seien. Alexi sei Fahrer und Begleitperson von Teil A, sagte ich ihm. Und in Teil B sei bestimmt Mrs Luxom da. Deshalb vertraute mir Dad. Und ich verriet sein Vertrauen und hoffte, dass ich nicht erwischt wurde.
    Außerdem wusste ich, dass Dad wieder eine Doppelschicht schieben musste.
    » So « , begann Alexi, » ihr zwei habt mich doch tatsächlich dazu gebracht, für euch zu lügen. Habt ihr so etwas Wichtiges vor, dass das nötig war? «
    Die Stadt sauste verschwommen an uns vorbei, und als wir durch die Hauptstraße rasten, standen sämtliche Ampeln auf Grün, gerade als sollte ich Pietrs seltsames Geheimnis noch schneller erfahren, als ich gedacht hatte.
    » Nun « , hakte Alexi nach.
    Pietr, der vorne auf dem Beifahrersitz saß, drehte sich zu ihm hin. Er sagte kein Wort, aber das schien zu genügen.
    » Pietr « , drängte Alexi.
    » Heute ist mein Geburtstag, Alexi. «
    » Dann ziehst du das also durch. Ich hatte gehofft, dass die letzten Stunden dich zur Vernunft gebracht hätten. « Alexi sah erst seinen kleinen Bruder an, dann schnellte sein Blick in den Rückspiegel. Er sah mich so lange an, dass ich mich fragte, wie er zur gleichen Zeit die Straße im Auge behalten konnte. » Wie alt bist du? «
    » Sie ist fast siebzehn. Wie ich « , fiel Pietr ein, bevor ich überhaupt den Mund aufgemacht hatte.
    Alexi lachte. » Fast siebzehn, wie du? « Er lachte wieder.
    Ich fröstelte plötzlich und zog den Reißverschluss meiner

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