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Zwischen Mond und Versprechen

Zwischen Mond und Versprechen

Titel: Zwischen Mond und Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Delany
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Menschen alt werden konnten, ganz ohne Unglücksfälle.
    Klar war das Heim Goldener Oktober nicht nur ein Ort der Freude– es gab genug Alte, die von ihren Angehörigen gemieden wurden, als sei Alter eine ansteckende Krankheit– und genau da kam meine Praktikumsgruppe ins Spiel.
    Ich sprang auf und hastete zur Tür hinaus und durch die Gänge. An meinem Schließfach blieb ich stehen, drehte am Schloss und drückte den Griff hinunter. Im nächsten Augenblick hatte ich meine Freizeitsachen hinaus und meine Schulsachen hinein befördert und die Tür wieder zugeknallt. Dann erblickte ich Pietr. Er hatte seine Schultasche lässig über die Schulter geworfen und sah abwechselnd zu mir und zur Wanduhr.
    » Hast du ein heißes Date? « , fragte ich.
    » Wieso? «
    » Weil du immer auf die Uhr guckst. Ich dachte, du hast es vielleicht eilig. «
    » Kann schon sein « , sagte er.
    » Also, gehen wir « , maulte ich und ging hinaus. Unser Bus wartete schon.
    Von Weitem sah ich Sarah, die sich auch auf den Weg machte. Sie tat mir echt leid. Sie sah jetzt immer so verloren aus, wenn sie nicht mit Amy und mir zusammen war. Jenny und Macie hatten sie in die Mitte genommen und scheuchten sie in ihren wartenden Bus. Das war das Einzige, was ich für sie nicht hatte arrangieren können: Die Sozialpraktika waren praktisch in Stein gemeißelt.
    Amy winkte mir aus einiger Entfernung zu und stieg grinsend in den Bus. Neben ihr Marvin, ihr Immer-mal-wieder-Freund. Sie erzählte nicht oft von ihrem Praktikum. Sie und die anderen aus ihrer Gruppe mussten bestimmte Regeln einhalten und unterlagen einer strengen Schweigepflicht.
    Sie durften weder die Namen der Klienten verraten, noch außerhalb des Praktikums mit ihnen Kontakt haben. Das würde ich nicht aushalten. Ich musste immer über alles reden. Früher jedenfalls. Aber auch wenn Amy nicht viel erzählte, außer, dass sie bestimmte » Klienten « darin unterstütze, mit künstlerischen Mitteln ihre Gefühle auszudrücken– wenn sie davon sprach, strahlte sie eine echte Begeisterung aus.
    Ich schaute nach hinten. Pietr folgte mir. Natürlich.
    Ich zeigte auf den Bus und wir stiegen ein.
    » Cool, Jessie hat den Russen mitgebracht « , rief jemand von hinten. Jaikin klappte sein Magnetschach zu und starrte Pietr an, als handelte es sich um eine seltene Tierart. Hascal, mein Lieblingszocker, der in Wirklichkeit ein miserabler Spieler war, und Smith, der Vorsitzende des Debattierclubs, lachten über Jaikins übertriebene Begeisterung.
    » Muss ich mir Sorgen machen, dass dieser Zugang zu unserer Gruppe sich negativ auf meine Chancen auswirkt, dich zum Schulball auszuführen, Jessie? « , fragte Smith verschnupft.
    Ich drehte mich zu ihm um. Er hatte sich über meine Lehne gebeugt, seine Arme hingen auf meine Seite herab und er lächelte mich verschmitzt an. » Ach, Smith « , sagte ich und tätschelte seine kalte blasse Hand, » du weißt, dass ich einen genialen Kopf immer einem hübschen Gesicht und einem heißen Body vorziehe. «
    Sein Lächeln verwandelte sich in ein Grinsen, aber die Genies rechts und links von ihm, tönten: » Oohh, sie findet, Pietr hat einen heißen Body! «
    » So habe ich das nicht gemeint « , sprudelte ich hervor und versuchte, mich wieder unter Kontrolle zu bringen und meinen Ton zu mäßigen. Ich überlegte mir eine schlagfertige Erwiderung, aber… mir fiel nichts ein.
    Ich sah, wie Pietrs Schultern, er saß in der Bank vor mir, auf und ab zuckten. Er lachte.
    » Außerdem weißt du genau, mein lieber Smith, dass ich nur Augen für einen Mann habe « , betonte ich und schielte zu Pietr hinüber. Sein Kichern hatte aufgehört und er wirkte etwas steif. Er wusste genau, dass nicht er gemeint war.
    Jaikin setzte noch einen drauf. » Ach ja– die Kraft der unerwiderten Liebe. «
    Hascal nieste. » Tschuldigung « , sagte er und kramte nach einem Papiertaschentuch.
    » Allergie? « , fragte ich, obwohl ich die Antwort kannte.
    » Ja « , gestand Hascal, » obwohl dath höthst unmöglich ist. Ich reagiere nur auf bethsstimmte Caniden. «
    » Caniden? «
    » Hunde, Schakale, Wölfe… « , lispelte er möglichst ungezwungen. Das klang so komisch, dass ich mir kaum das Lachen verkneifen konnte.
    » Jessie, du bist viel zu gut für Derek « , fiel Smith dazwischen. » Ich gebe zu, ich verstehe, dass du dich von ihm angezogen fühlst… «
    Hascal und Jaikin glotzten ihn verwundert an.
    » Nein, nicht wie ihr meint– obwohl das auch nicht schlimm wäre « ,

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