Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwischen Mond und Versprechen

Zwischen Mond und Versprechen

Titel: Zwischen Mond und Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Delany
Vom Netzwerk:
Glitzersteine. » Ich verstehe nicht, warum ihr immer Hunde und Katzen bringt « , flüsterte sie als Pietr mit Victoria zu ihr trat. » Warum nicht mal ein Häschen? Häschen sind so süß und unschuldig. Katzen hecken immer Ärger aus. « Trotzdem streichelte sie Victoria und ihre Hände entspannten sich, als sie in das flauschige Fell griffen. Victoria schnurrte so laut, dass Tag sich vor sie setzte und ihr lauschte.
    » Hm, Romeo und Julia. Der Junge– Romeo! « Mrs Feldman schüttelte den Kopf. » Nicht wirklich ein romantischer Held. Er war total in Rosalinde verknallt und dann– puff! Kaum taucht Julia auf, ist sie schon vergessen. « Sie schnitt eine Grimasse. » Und warum möchte er Julia? « Sie sah mich an und wartete auf eine Antwort. » Warum? « , hakte sie nach.
    » Weil er sie so schön findet « , murmelte ich.
    » Pah! Sie ist unerreichbar! Er weiß, dass er sie nicht haben kann, deshalb will er sie nur umso mehr! Sie sind blind vor Hormonen– Hormonen! « Sie setzte Victoria auf ihren Schoß und liebkoste sie. » Sie stellen sich vor, dass die Liebe leicht sei. « Sie spitzte die Lippen und schnaubte. » Pah! Sie würden die Liebe nicht erkennen, selbst wenn sie… wenn sie… « sie hielt Victoria ein Stück von sich weg und schüttelte sie leicht, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, » …wenn sie von ihr gebissen werden würden. «

5
    P ietr zuckte zurück, als ihm das Kätzchen auf den Arm gesetzt wurde, aber Victoria rollte sich einfach wieder zusammen.
    » Ich mag dich, Junge « , erklärte Mrs Feldman. » Du bist anders als die, mit denen sie sonst herumhängt. Diesen albernen Angsthasen. Wie heißt du? «
    » Pietr Rusakova. «
    » Ein Russe? « Sie betrachtete Pietr neugierig, in ihren trüben Augen ein Glitzern. » Bist du ein Kommunist? «
    Pietr sah sie misstrauisch an, aber dann antwortete er: » Ich habe mich politisch noch nicht festgelegt. «
    Mrs Feldmann schnaubte wieder. » Dein Glück. Der Junge hat Mumm, Jessie. Die anderen hätten herumgedruckst und mir nach dem Mund geredet. «
    Eine Pflegerin betrat das Zimmer und reichte Mrs Feldmann freundlich lächelnd ein winziges Schälchen mit lauter Tabletten. » Zeit für Ihre Medizin, Hazel « , sagte sie.
    Mrs Feldmann nahm das Schälchen und guckte hinein. » Hormone! « , verkündete sie verschwörerisch. Sie griff nach dem Gehstock neben ihrem Bett. » Weil nämlich dieser junge Doktor « – sie stieß den Stock in Richtung eines Mannes mit weißem Mantel– » auf ältere Damen steht. « Mit einem verschmitzten Lächeln schluckte sie alle Tabletten auf einmal hinunter und spülte mit Wasser nach. Zwinkernd meinte sie: » Das ist auch ganz in Ordnung. Ich mag nämlich jüngere Männer! « Sie lachte. Dann schickte uns die Pflegerin hinaus zu einem anderen Bewohner.
    » Also, das war… « Ich suchte nach den richtigen Worten.
    » Lehrreich? « , fragte Pietr.
    Ich musste lächeln. » Genau. «
    Wir machten unsere Runde durch den dritten Stock und beglückten Menschen, die selten menschlichen Besuch bekamen, mit ein wenig tierischer Gesellschaft.
    Im Aufzug verstummte ich. Pietr trippelte wieder von einem Fuß auf den anderen und sah ständig auf sein Handy.
    » Kein Signal? « , fragte ich, als die Tür aufging.
    » Was? «
    » Oder schaust du nur wieder auf die Uhr? «
    » Prostitsche « , sagte er.
    » Pro-was? «
    » Entschuldige. Ich mag es nicht, eingesperrt zu sein. Das macht mich nervös « , erklärte er und steckte sein Handy ein.
    » Treppenlaufen ist sowieso gesünder. Auf dem Rückweg gehen wir zu Fuß. «
    Unsere Besuche auf dem vierten Stock verliefen nett, aber dann kamen wir zu den letzten zwei Zimmern. » Oh. « Ich blieb vor Zimmer427 stehen. Die Tür stand einen Spalt offen und ich sah zwei leere Betten. Hinter uns erschien eine Pflegerin. » Mrs Maier ist Samstag gestorben und Mr Maier ist ihr am Sonntag gefolgt. « Sie tätschelte meine Schulter. » So etwas kommt vor– er ist an gebrochenem Herzen gestorben. «
    » Ich habe nicht gedacht… « Meine Stimme verebbte.
    Pietr stieß mich an. » Komm, wir gehen, bevor Victoria unsere kleine Abmachung vergisst. «
    Ich brachte nur ein halbherziges Lächeln zustande.
    » Niemand lebt ewig « , sagte er.
    Er hatte keine Ahnung, wie genau ich diese einfache und grausame Tatsache verstand. Er legte mir die Hand auf die Schulter und schob mich fort.
    Ich sah, wie wohl sich Victoria in seiner Armbeuge fühlte. Wenn sie ihm vertraute, konnte er kein schlimmer

Weitere Kostenlose Bücher